Der Zauber von Savannah Winds
des Testaments verlangen.«
»Das ist, als würdest du in ein Wespennest stechen«, sagte sie düster. »Ich an deiner Stelle würde es nicht tun.«
Don zögerte, den Blick starr auf Margot gerichtet, bevor er wieder auf den Stuhl sank. Seine Miene war undurchdringlich.
»Was soll das heißen, Margot?« Fleur hatte erfasst, dass etwas ungesagt geblieben war. »Komm schon, du nimmst doch sonst kein Blatt vor den Mund!«
»Ich habe ja nur gemeint, dass es besser ist, die Dinge so zu belassen, wie sie sind«, sagte sie, jetzt wieder ruhig. »Annie und Dad haben sich vor Jahren entzweit, und es bringt nichts, alte Auseinandersetzungen und Familienstreitigkeiten wieder auszugraben. Ein Testament anzufechten ist nicht so einfach – und auch nicht billig. Kein Anwalt, der seine Lizenz wert ist, wird bereit sein, Dad zu vertreten.«
Fleur wollte sich mit der Erklärung schon zufriedengeben, als sie den warnenden Blick auffing, den Margot ihrem Vater zuwarf. »Es geht nicht nur darum, dass Großvater das Geld vor all den Jahren Annie geschenkt hat. Da ist noch etwas anderes, oder?«
»Natürlich nicht«, fuhr Don sie an. »Es reicht, dass mein Erbe geplündert wurde und meine Schwester nicht mal den Anstand besessen hat, es mir zurückzugeben.« Er kaute auf seiner Zigarre, sein Blick verströmte Gift. »Aber du kannst die Sache wiedergutmachen, Fleur. Gib mir, was ihr gehört hat, einschließlich der Zinsen, und wir lassen alles auf sich beruhen.«
»Hätte Annie das Geld als deines betrachtet, dann hätte sie es dir inzwischen zurückgegeben. Fechte ihr Testament an, wenn es sein muss, aber dann werde ich nie wieder mit dir reden.«
»Das Geld könnte die Hotels retten. Ich kann diese Scheißverträge zerreißen und denen sagen, sie sollen sie sich wer weiß wohin stecken.«
»Der Verkauf ist bereits in trockenen Tüchern«, sagte Margot. »Im Übrigen sind das nur unsere Kopien, und wenn wir uns jetzt zurückziehen, werden sie alles von uns einklagen, was uns geblieben ist.«
»Annie ist nicht die Einzige, die mir etwas schuldet«, knurrte ihr Vater Fleur an. »Wo ist das Geld, das ich dir geliehen habe, damit du es als Sicherheit für das schicke Apartment hinterlegen kannst?«
Sie wurde eiskalt. »Du bekommst es, wenn die Testamentseröffnung durch ist – und keine Bange, Dad, ich werde die Zinsen bis auf den letzten verdammten Cent ausrechnen.«
»Wäre besser«, knurrte er.
Fleur erhob sich und stellte fest, dass sie sich auf dem Tisch abstützen musste. Die vergiftete Atmosphäre setzte ihr zu, ihr war schwindelig und speiübel. Fest entschlossen, nicht in Ohnmacht zu fallen, holte sie tief Luft und ging hoch erhobenen Hauptes hinaus.
Sie schaffte es nur bis zur Damentoilette, wo sie sich wiederholt heftig erbrach.
6
D ie Woche war grauenvoll gewesen. Greg saß vornübergebeugt auf seinem Bürostuhl, vollkommen niedergeschlagen, als das Klopfen an der Tür ihn wieder in die Gegenwart riss.
John Watkins, der beneidenswert fit und fröhlich wirkte, betrat den Raum, holte sich eine Tüte Saft aus Gregs kleinem Kühlschrank und nahm Platz. »Ich wollte fragen, ob du Lust hast, dich wieder beim Squash schlagen zu lassen«, sagte er, doch sein Lächeln verblasste. »Sieht allerdings nicht so aus, als wärst du dazu aufgelegt.«
Greg rieb sich über das Gesicht. »Ich bin fertig, Kumpel. Die Woche war hart.«
»Ich hab’s gehört.« Er trank einen Schluck Saft und schaute Greg nachdenklich an. »Du darfst dir wegen Shane keine Vorwürfe machen. Das passiert uns allen, und wir können nichts daran ändern.«
»Ja«, seufzte Greg. »Aber es ist schwer zu akzeptieren.«
»Du darfst die unzähligen Kinder nicht vergessen, denen du geholfen hast«, stellte John sachlich fest. »Darauf kannst du stolz sein.« Als Greg nicht antwortete, fuhr er fort: »Wir alle ergreifen aus dem einen oder anderen Grund diesen Beruf. Ich habe in der Gynäkologie angefangen, weil meine Schwester bei der Geburt ihres ersten Kindes beinahe gestorben wäre. Das war in den Sechzigern, als die Anforderungen noch nicht so hoch waren wie heute. Der Arzt war ein unfähiger Trottel und hätte eigentlich seine Approbation verlieren müssen. Ich war wild entschlossen, etwas zu verändern und dafür zu sorgen, dass künftig keine Frau so einen Albtraum erleben muss. Daher habe ich einen Kreuzzug begonnen, um die Regeln zu verschärfen und alles zum Besseren zu wenden.« Er trank noch einen Schluck und stellte die Tüte auf den Tisch.
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