Der Zaubercode
stellte sich vor, die Rebellen, die hinter der Revolution der Zauberer gestanden hatten — diejenigen, die den alten Adel so brutal gestürzt hatten — waren auf ihre Weise genauso entschlossen gewesen.
Um sie herum bereiteten sich Barsons Soldaten auf den kommenden Angriff vor, indem sie ihre Plätze einnahmen und ihre Pfeile zogen.
Als die Bauern sich dem Hügel weiter näherten, hagelten Pfeile auf sie hinunter und durchlöcherten ihre ungeschützten Körper. Die Soldaten trafen ihre Ziele mit der gleichen angsteinflößenden Genauigkeit, die Augusta schon während des Trainings beobachtet hatte. Jeder Landarbeiter, der sich innerhalb der Reichweite ihre Pfeile befand, war innerhalb weniger Sekunden tot. Und trotzdem ließen die Rebellen nicht locker, drängten sich an ihren gefallenen Kameraden vorbei. Da es ihnen an einer organisierten Struktur fehlte, machten sie einfach weiter. Ihre Gesichter waren wutverzerrt und in ihren Augen leuchtete Hass. Die Sinnlosigkeit dieser ganzen Verluste überwältigte Augusta. Als Barsons Männer alle ihre Pfeile verschossen hatten, waren nur noch weniger als ein Drittel der ursprünglichen Kämpfer übrig.
Die Wächter warfen alle gleichzeitig ihre nutzlosen Bögen zur Seite und zogen ihre Schwerter. Und dann warteten sie mit harten und ausdruckslosen Gesichtern.
Als die erste Welle der Angreifer den Hügel erreichte, wurden sie innerhalb weniger Sekunden erledigt. Die zauberverstärkten Waffen der Soldaten waren schärfer als alles andere, was die Bauern bisher in ihrem Leben gesehen hatten. Augusta sah von der Seite aus dabei zu, wie die Wellen der Angreifer kamen und rund um den Hügel fielen.
Ihr Liebhaber war der fleischgewordene Tod, so unaufhaltsam wie die Natur. Die Hälfte der Zeit bewältigte er alleine die angreifenden Rebellen, nahm es problemlos mit zwanzig bis dreißig Männern auf. Die anderen Soldaten waren fast genauso brutal wie er und Augusta konnte sehen, wie die Bauern in immer kleinere Grüppchen zerfielen, ihre Anzahl sich mit jeder Minute verringerte.
Innerhalb einer Stunde näherte sich die grauenhafte Schlacht ihrem Ende. Augusta starrte auf die blutigen Überreste auf dem Feld und wusste, diese Schlacht würde sie nie vergessen.
Nein, korrigierte sie sich. Das war keine Schlacht — das war ein Abschlachten.
14. Kapitel: Gala
»Das ist spektakulär«, sagte Gala zu Blaise, als sie auf die Stadt unter ihnen schaute. Sie saßen auf seiner Chaise, einem magischen Objekt, welches sie sehr beeindruckend fand. Mit seiner hellblauen Farbe erinnerte es Gala an ein schmales, elegantes Sofa — mit dem Unterschied, dass es aus einem diamantähnlichen Material gefertigt war, welches hart aussah, aber in Wirklichkeit sehr weich und angenehm war, wenn man es berührte. Blaise steuerte es durch verbale Zaubersprüche.
Was Gala besonders mochte war allerdings die Tatsache, so nah bei Blaise sitzen zu können. Sie genoss seine Nähe; es erinnerte sie an die warmen Gefühle, die der vorangegangene Kuss in ihr ausgelöst hatte. Bei dem Gedanken an den Kuss löste sie ihren Blick von dem, was sich unter ihr befand und schaute auf Blaise, betrachtete sein markantes Profil.
Es störte sie, dass er an ihren Gefühlen zweifelte. Natürlich fehlte es ihr an Erfahrungen in der wirklichen Welt, aber sie hatte genug gelesen um das Konzept der Anziehung zu verstehen — und was es bedeutete, so für jemanden zu fühlen. Sie war sich sicher, andere Menschen würden ihre Gefühle für Blaise nicht ändern. Dieser Ausflug zum Dorf würde gleich mehrere Zwecke erfüllen, dachte sie und wandte ihre Aufmerksamkeit wieder der Stadt zu, die unter ihr lag. Sie würde die Welt sehen können und es würde Blaise zeigen, dass sie wusste, was sie wollte. Sie wollte auf ihren Schöpfer nicht ignorant oder naiv wirken.
»Das ist der Marktplatz«, erklärte ihr Blaise und unterbrach damit ihre Überlegungen. Er zeigte auf eine große, offene Fläche unter ihnen. »Du kannst die ganzen Stände der Händler sehen, die ihn einrahmen. Und siehst du diesen Springbrunnen in der Mitte?«
»Ja«, antwortete Gala mit steigender Neugier. Sie mochte es, Neues zu erfahren und es war großartig, diese ganzen Dinge hier mit ihren eigenen Augen zu sehen, anstatt sie durch Momentaufnahmen oder Bücher zu lernen.
»Jeder, der Turingrad besucht, geht zu dem Brunnen und wirft eine Münze hinein«, erzählte ihr Blaise. »Arm oder reich, Normalbürger oder Zauberer — sie kommen alle zu
Weitere Kostenlose Bücher