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Der Zaubercode

Der Zaubercode

Titel: Der Zaubercode Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dima Zales
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den schwarz gekleideten Mann weiter. Auf die Menge schauend, ließ er verlauten: »Weil ich gnädig bin, wird ihr Leben verschont bleiben. Als Strafe wird sie nur ihre rechte Hand verlieren, damit sie sich immer daran erinnert, nie wieder zu stehlen.«
    Und bevor Gala überhaupt die ganze Bedeutung des Gesagten verarbeiten konnte, setzte der Wächter es auch schon in die Tat um. Er hielt das tretende und schreiende Mädchen an einem Arm fest und schleifte es zur Mitte des Platzes. Er ignorierte ihre Gegenwehr, drückte ihren Arm auf den Stein und zwang sie, einen kleinen Brotlaib loszulassen, den sie noch in ihrer Faust hielt. Der Beweis ihres Verbrechens fiel auf den Boden, rollte in den Dreck.
    Gala begann instinktiv nach vorne zu gehen, versuchte, sich durch die Menge zu drängen, aber die Menschen um sie herum standen dicht an dicht, so dass sie sich kaum bewegen konnten. Ihre Angst stieg weiter an und Gala kniff ihre Augen zusammen. Sie versuchte sich daran zu erinnern, wie sie sich dieses eine Mal teleportiert hatte. Aber nichts kam ihr in den Sinn; sie konnte es einfach nicht steuern.
    Sie öffnete ihre Augen wieder und blickte mit hilflosem Entsetzen auf die Szene, die sich vor ihr abspielte.
    Das Mädchen schrie immer noch, ihre Stimme war rau vor Angst und Gala konnte sehen, wie Davish sein Schwert zog und sich der Verurteilten näherte.
    Nein, dachte Gala verzweifelt, das durfte nicht passieren.
    In einem letzten heldenhaften Versuch schob sie sich mit Ellenbogeneinsatz und Tritten durch die Menge, um ganz nach vorne zu gelangen. Die Leute schubsten sie zurück, schrien sie an, aber das war ihr egal. Sie musste zu diesem Mädchen gelangen, bevor es zu spät war. Vor ihr hob Davish sein Schwert in die Luft.
    Gala verdoppelte ihre Anstrengungen, achtete nicht mehr darauf, ob sie selbst verletzt wurde.
    Das Schwert schwang mit tödlicher Kraft nach unten und der schmerzerfüllte Schrei der Diebin erfüllte die Luft. Hellrotes Blut spritzte überall hin, bedeckte die steinerne Plattform und die feine Bekleidung des Aufsehers. Der Wächter ließ das Mädchen los und ging einen Schritt zurück.
    Geschockt sah Gala, wie die abgeschlagene Hand des Mädchens neben dem Brot zu Boden fiel — und sie fühlte, wie erneut etwas in ihr zuschnappte.
    »Nein!« Jedes Bisschen ihrer Wut strömte mit einem ohrenbetäubenden Schrei aus Gala heraus. Um sie herum schien die Menge zu fallen. Die meisten Zuschauer gingen auf ihre Knie und hielten sich ihre Köpfe. Plötzlich konnte Gala sich frei bewegen und rannte zu dem blutigen Stein, an dem das Mädchen stöhnend und weinend lehnte.
    Es schien überall so viel Blut zu geben, sein metallener Geruch lag schwer in der Luft. Wie konnte dort nur so viel Blut sein? Dann sah Gala, dass das Mädchen nicht als einzige blutete. Alle um sie herum hielten sich ihre Ohren zu und versuchten die rote Flüssigkeit zu stoppen, die aus ihnen herausfloss.
    Gala realisierte zu ihrem Entsetzen, dass es ihre Schuld war — dass ihr Schrei irgendwie dieses furchtbare Geschehen ausgelöst hatte.
    Benebelt näherte sie sich der Diebin, die zu diesem Zeitpunkt schon in ihrem Blut lag und sich verzweifelt an ihr Handgelenk fasste. Von einem unbekannten Instinkt getrieben umarmte Gala das Mädchen und drückte es vorsichtig. Und in diesem Moment war es, als würden ihre Körper verschmelzen.
    Mit jeder Faser ihres Seins brachte Gala Liebe und Wärme zu dem Opfer dieser unaussprechlichen Ungerechtigkeit. Sie konnten spüren, wie die warme Energie langsam aus ihrem Körper in den des Mädchens floss. Alles in Gala konzentrierte sich auf ein einziges Ziel — den Schaden, den der Vollstrecker angerichtet hatte, wieder rückgängig zu machen. Sie konnte den Schmerz des Mädchens fühlen und nahm ihn in sich auf, befreite die junge Frau von dieser Last. Das Gefühl war quälend und erleuchtend zur gleichen Zeit; bis dahin hatte Gala nur ein rudimentäres Verständnis von Schmerz und Leiden aus den Büchern gehabt. Jetzt aber war es real und sie schwor sich, dafür zu sorgen, dass es weniger davon in der Welt gäbe.
    Was jetzt geschah wurde von dem Teil in Gala gemacht, über den sie keine Kontrolle hatte, wie ihr auffiel. Aber es war ihr egal, weil sie spürte, wie es funktionierte, wie sich der Schmerz des Mädchens langsam auflöste und verschwand. Als kein Schmerz mehr vorhanden war, ließ Gala das Mädchen los und trat zurück.
    Die junge Frau stand da, ihr dreckiges Gesicht war hell und strahlend,

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