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Der Zaubercode

Der Zaubercode

Titel: Der Zaubercode Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dima Zales
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Verteidigungszauber, den er in den Deutungsstein steckte. Er würde ihm ein wenig Schutz vor geistigen und körperlichen Angriffen bieten und ihm hoffentlich Zeit schenken. Er näherte sich der Eingangshalle und rief: »Wer ist da?«
    »Blaise, ich bin es, Ganir.«
    Blaises Wut verdoppelte sich. Wie konnte es der alte Mann wagen, sich nach dem, was er Louie angetan hatte, hier blicken zu lassen. Ganirs Verrat war auf eine bestimmte Weise noch schlimmer als Augustas; der alte Zauberer hatte Louie immer wie einen Sohn behandelt und niemand war überraschter gewesen als Blaise, von Ganirs Zustimmung zu Louies Bestrafung zu erfahren.
    Voller Wut begann Blaise zu sprechen. Instinktiv hatte er einen Zauber ausgewählt, der seinen Gegner lähmte. Er dachte nicht nach, er handelte einfach. Falls der Zauber gelingen sollte, hatte er keine Ahnung, was er mit dem bewegungslosen Körper des Ratsvorsitzenden machen sollte. In diesem Moment interessierte ihn das aber auch nicht, da er zu wütend war, um noch völlig rational denken zu können.
    Als er fertig war, atmete Blaise tief ein und versuchte, die Kontrolle über seine Gefühle wiederzuerlangen. Er wusste nicht, ob der Zauber funktionierte, aber es bestand die Möglichkeit, Ganir überrascht zu haben. Wenn es zum Kampf kam, waren unerwartete Schritte die besten, und es war unwahrscheinlich, dass der alte Zauberer von ihm einen so einfachen Zauberspruch erwartet hatte.
    Er fühlte, wie sein Kopf klarer wurde und er sich beruhigte. Stark beruhigte.
    Zu sehr beruhigte, realisierte Blaise. Ganir benutzte einen beruhigenden Zauber gegen ihn — einen, der teilweise seine mentale Verteidigung durchdrungen haben musste.
    Der Gedanke daran, manipuliert zu werden, machte Blaise erneut wütend und er fühlte, wie die unnatürliche Ruhe verschwand und einige der unberechenbaren Gefühle, die er davor gespürt hatte, zurückkehrten. Ganirs Zauber musste aber dennoch eine Wirkung erzielt haben, da seine Gefühle für den Ratsvorsitzenden weniger mordlustig waren — eine Tatsache, die Blaise bitter, aber ruhig, bereute.
    In diesem Moment hörte er Ganirs zauberverstärkte Stimme. Sie war laut und klar, als ob der Mann genau neben ihm stand und ihn anschrie. »Blaise, ich bin sehr enttäuscht«, sagte die Stimme. »Ich weiß, du bist wütend auf mich, aber ich dachte du seist besser als das. Du greifst mich an, ohne mir überhaupt in die Augen zu schauen? Das ist nicht der Blaise, an den ich mich erinnere.«
    Blaise fühlte, wie seine Wut zurückkehrte. Der alte Mann war ein Meister mentaler Spielchen und Blaise hasste es, manipuliert zu werden.
    »Ich gebe dir eine Sekunde Zeit, um wegzugehen«, rief Blaise zurück und sprach zum ersten Mal zu Ganir. Spöttisch fügte er hinzu: »Und du hast Recht — ich bin nicht mehr der Blaise, an den du dich erinnerst. Jener Blaise starb zusammen mit Louie. Du erinnerst dich doch an Louie?«
    Während er sprach kritzelte Blaise die groben Koordinaten von Ganirs Standort auf eine Karte und fügte einige Codes hinzu, bevor er den Spruch in den Deutungsstein einführte. Dann wich er ein Stück zurück, um sicher zu gehen, sich nicht im Radius seines Werks zu befinden.
    Der Zauber, den er geschrieben hatte, sollte sein Opfer mental lähmen — den Kopf mit Unentschlossenheit, Angst, Schock und anderen Effekten von Schlafmangel überschwemmen. Er war um einiges schlimmer als der körperliche Lähmungszauber, den Blaise zuvor benutzt hatte, da dieser hier mehrere Angriffe auf einmal waren, die alle auf den Verstand wirkten.
    Dann wartete er.
    Alles schien ruhig zu sein. Um zu sehen, ob sein Angriff Erfolg gehabt hatte, bereitete Blaise einen weiteren Spruch vor und sandte ihn zur Eingangswand, die daraufhin so durchsichtig wurde wie Glas.
    Jetzt konnte Blaise nach draußen blicken und sah Ganir dort stehen, der ihn durch die jetzt durchsichtige Wand anschaute. Es war offensichtlich, dass der alte Mann von dem Zauber nicht betroffen war, aber wenigstens schien er allein zu sein. Seine dunkelbraune Chaise stand neben ihm.
    Trotz seiner Enttäuschung fühlte Blaise eine Welle der Erleichterung. Es sah nicht so aus, als sei dies ein Hinterhalt des Rats; sie hätten niemals den Vorsitzenden alleine geschickt.
    »Du beleidigst mich, wenn du denkst, deine Zauber hätten eine Chance bei mir«, sagte Ganir ruhig und seine Stimme drang immer noch ohne Schwierigkeiten durch die Mauern des Hauses. In seinen Händen hielt er den Deutungsstein. Er hätte Blaise

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