Der Zauberer von Stonehenge
Tolles?«
Er hob die Schultern. »Das weiß ich noch nicht. Jedenfalls muß ich noch warten.«
In seine letzte Antwort hinein klang ein Geräusch, das jeder hier kannte. Es war ein dumpf klingendes Knattern, das auch zwischen den Hauswänden echote.
»Da sind sie!« flüsterte Zerbinetta.
Was sie meinte, war auch Grover klar. Eine Gang lebte in diesem Viertel. Jugendliche, die arbeitslos waren und keine Perspektive sahen. Die sich wegen der schlechten Bedingungen nicht einordnen konnten und ihre Aggressionen an denen ausließen, die noch unter ihnen standen. Das waren eben die Bewohner.
Die Bande besaß vier Motorräder. Alte Dinger, doch damit waren sie in diesem Viertel die Kings.
Zerbinetta zog sich ins Haus zurück. »Komm lieber mit hinein«, riet sie Phil. Ihr ängstlicher Blick flog die Straße hinunter. »Wenn die in Form sind, verstehen sie keinen Spaß.«
Normalerweise wäre er dem Ratschlag gefolgt, aber er dachte an die Scherbe in seiner Tasche und daran, daß er sie so rasch wie möglich wegbringen mußte.
»Nein, ich gehe weiter. Von mir können sie sowieso nichts wollen. Ich bin ihnen zu arm.«
»Sag das nicht.«
Grover lief schnell an ihr vorbei. »Ich komme dann morgen zu dir. Versprochen.«
»Wie du meinst.«
Er hoffte stark, daß sich die Bande nicht um ihn kümmerte. Bisher war er ihren Attacken stets aus dem Weg gegangen. Einmal hatten sie das Heim überfallen. Da hatte er keine Prügel bekommen, weil es ihm gelungen war, sich zu verstecken.
Jetzt fuhren sie ihm entgegen.
Die Straße wäre eigentlich breit genug gewesen, die Bande aber besetzte auch die Bürgersteige, fuhr Slalom um Abfall und kippte eine Mülltonne um. Zwei Typen waren mit langen Stangen bewaffnet und droschen auf die am Rand abgestellten Fahrzeuge ein. Sie hatten ihre aggressive Phase, das spürte auch Phil Grover. Er bereute es plötzlich, nicht einfach zu Zerbinetta gegangen zu sein. Jetzt mußte er sich ihnen stellen.
Sie kamen immer näher.
Auch Phil war von ihnen entdeckt worden. Da ersieh auf dem Gehsteig aufhielt, rasten zwei auf einer Maschine ebenfalls auf ihn zu. Sie kamen wie gefährliche Schatten.
Das Motorrad schien explodieren zu wollen, als sie Gas gaben. Plötzlich tauchten sie vor ihm auf, und ihm blieb nichts mehr übrig, als sich mit einem Sprung aus dem unmittelbaren Gefahrenbereich zu bringen und sich gegen die Wand zu pressen.
Vielleicht hatten sie ein Einsehen und fuhren vorbei. Das hatten sie nicht.
Der Typ auf dem Sozius schlug plötzlich zu. Sein Arm schnellte zur Seite. Phil wollte sich noch ducken, doch die Klaue erwischte seinen Nacken, riß ihn mit vor und schleuderte ihn zu Boden, obwohl er verzeifelt versuchte, sich auf den Beinen zu halten. Er schrammte noch am Mauerwerk entlang, sah die schmutzige Erde auf sich zukommen und wurde mitgezerrt. Sein Mantel und seine Hose schleiften durch den schmutzigen Schmier, das Gesicht wurde ebenfalls nicht verschont. Die Haut riß auf, an der Stirn fing er an zu bluten, er hörte auch das rauhe Lachen der Rocker, dann endlich ließen sie ihn los. Bäuchlings blieb er auf dem Gehsteig liegen. Schwer atmend, aufschluchzend, niedergemacht und gedemütigt.
Die Rocker hatten gestoppt. Er hörte ihr Lachen. Es klang so laut wie das Knattern der Motoren im Leerlauf.
Phil wollte es nicht glauben. Er wünschte sich weit fort, aber die Geräusche blieben. Sie sagten ihm, daß sich die Bande noch in seiner Nähe aufhielt.
Er hob den Kopf.
Stiefel, Lederhosen, die dunklen Feuerstühle, der Geruch von Benzin und Abgasen, vermischt mit dem Dreck der Straße, das alles drang in seine Nase.
Phil Grover wußte, daß sie mit ihm noch nicht am Lnde waren. Sie hatten sich ihn als Opfer ausgesucht und wollten wieder einmal ihre Macht demonstrieren.
Nicht nur Phil wußte, daß sie aus zahlreichen Augenpaaren beobachtet wurden. Die Bewohnerstanden versteckt hinter den Fenstern und schauten auf die Straße. Jeder freute sich, daß nicht er es war, mit dem sich die Bande beschäftigte.
Jede Clique hat einen Anführer. So war es auch hier. Der Typ schwang sich von seiner Maschine. Auf einen Helm hatte er verzichtet. Sein Haar war weißblond gefärbt. Es flatterte im Nacken. Das Gesicht zeigte einen tückischen Ausdruck.
Beide Arme stieß er in die Luft, »Ja, glotzt nur!« brüllte er gegen die Fassaden. »Seht zu, wie wir ihn uns vornehmen. Heute abend sind andere an der Reihe. Und Weihnachten kommen wir zurück.« Er lachte und drehte sich zu Grover
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