Der Zauberfussball, Alfred Bekker, CassiopeiaPress
das, was wirklich passiert ist“, meinte sein Bruder Sven spöttisch.
„Und was war mit unserem Duell an der Torwand gestern?“, verteidigte sich Paul. „War das auch nur eingebildet?“
Die Mutter versuchte Paul zu beschwichtigen. „Ich glaube dir ja, dass du heute sehr gut gespielt hast. Aber man sollte bei aller Begeisterung auch nicht anfangen zu übertreiben, wenn man davon erzählt!“
„Sag ich doch: Angeber“, war Svens Kommentar.
„Nein, es war genau so! Ihr könnt ja die Jungs fragen, die dabei waren!“
Am nächsten Tag trafen sie sich wieder zum Kicken auf dem Sportplatz. Zum Glück hatte Paul seinen neuen Ball mitgebracht, denn sonst hatte keiner einen dabei. Diesmal wurde Paul gleich als Erster gewählt und Chris zog ein Gesicht, weil die anderen meinten, er dürfte auf keinen Fall mit Paul in einer Mannschaft spielen. Dann hätte die gegnerische Mannschaft überhaupt keine Chance mehr. Das Spiel begann und kaum hatte Paul den Ball, fiel auch schon das erste Tor. Es war ein Schuss von der Strafraumgrenze, der wie mit dem Lineal gezogen wirkte. Der Torwart hatte keine Abwehrchance.
Innerhalb weniger Minuten fielen die nächsten Tore – und an jedem davon war Paul in irgendeiner Weise beteiligt. Entweder hatte er die Vorlage gegeben oder selbst das Leder ins Netz gebracht.
Mal schoss er mit links, mal mit rechts, zweimal traf er sogar mit der Hacke, was er zwar schon im Fernsehen gesehen, aber noch nie selbst geschafft hatte. Das Allergrößte aber war, dass ihm sogar ein Kopfball gelang. Eigentlich hatte Paul immer Angst davor gehabt, mit der Stirn gegen den Ball zu springen und sich eher weggeduckt, wenn der Ball in der richtigen Höhe auf ihn zuflog.
Doch jetzt war er mutiger und köpfte den Ball unhaltbar ins Tor.
Paul riss die Arme hoch und stieß einen lauten Freudenschrei aus. Ein Schrei, der ziemlich gut herauszuhören war, denn die anderen reagierten nur verhalten und schienen sich sehr viel weniger doll zu freuen. Paul machte einen Luftsprung und lief eine Ehrenrunde über den Platz, um dann ein paar Meter auf dem Po über den Rasen zu rutschen, wie das die Stars in der Bundesliga machten.
Eines Tages gewöhne ich mir noch den Miroslav-KloseSalto an!, dachte er. Echt klasse! Es ist, als könnte ich zaubern - mit diesem Ball gelingt mir einfach alles. Das merkten auch die anderen Spieler. Und nach und nach verabschiedeten sie sich mit fadenscheinigen Ausreden. „Ich muss eigentlich auch noch für die Schule üben“, meinte der lange Alex, obwohl alle wussten, dass er in seiner Klasse einer der Besten war und ganz sicher nicht zusätzlich zu üben brauchte.
Chris tat plötzlich das Knie weh. „Tut mir leid, aber es geht nicht mehr!“, behauptete er, obwohl er sonst so eisenhart war, dass ihn nur ein gebrochenes Bein vom Spielen abgehalten hätte.
Die Zahl der Spieler schrumpfte bedenklich zusammen und schließlich blieben nicht genügend Jungen übrig, um neue Mannschaften zu bilden und richtig spielen zu können. Also machten sie Elfmeterschießen.
Paul traf jedes Mal.
„Das ist ja langweilig“, meinte Altan und so gingen schließlich alle nach Hause.
Am darauf folgenden Tag kamen nur noch halb so viele Jungs zum Sportplatz wie sonst. Wieder hatte nur Paul seinen Zauberfußball dabei. Schon beim Wählen der Mannschaften ging der Streit los. Niemand wollte gegen Paul spielen und damit zur Verlierermannschaft gehören. Schließlich konnten sie sich doch einigen. Pauls Mannschaft bekam zwei Spieler weniger. Trotzdem gewann sie haushoch, denn fast jedes Mal, wenn Paul den Ball bekam, endete die Aktion mit einem Tor. Manchmal schien es, als würde der Ball sich regelrecht auf seinen Fuß zubewegen und dabei durch eine unheimliche Kraft gelenkt werden. Und selbst wenn mehrere Spieler versuchten, ihm das Leder von den Füßen zu spitzeln, blieb Paul auf wundersame Weise stets am Ball.
„Wisst ihr was? Am besten Paul geht zu Real Madrid und wir spielen alleine weiter!“, meinte Chris schließlich entnervt.
„So macht das doch überhaupt keinen Spaß!“
Einen Tag später regnete es so stark, dass nicht gespielt werden konnte. Als sich die Jungen das nächste Mal trafen, konnte Paul nicht, da er für die Schule lernen musste. Es waren nur noch Alex, Ben und Chris. Zu wenige, um ein Spiel aufziehen zu können. Sie passten sich den Ball etwas zu, schossen Elfmeter und machten sich dann ziemlich bald jeder für sich auf den Heimweg.
„Schade“, sagte der lange Alex,
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