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Der Zauberspiegel

Der Zauberspiegel

Titel: Der Zauberspiegel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lynn Carver
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an. »Du bist wach!« Juliane sprang auf und eilte zu ihm.
    Nach ein wenig Plauderei wechselte sie geschickt den Verband. Als ihre Fingerspitzen ihn berührten, löste es einen angenehmen Wonneschauder aus.
    »Hast du Hunger?« Juliane wartete seine Antwort nicht ab, sondern nahm die Schale, die auf einem Stövchen gestanden hatte, und setzte sich an sein Bett.
    Er wehrte ihren Versuch, ihn zu füttern, ab. »Lass das, ich kann das selbst.«
    »Bist du dir sicher?«
    »Ich werde meine Zeit nicht länger mit Nichtstun vertrödeln.« Er griff nach der Schale. »Außerdem sind meine Arme und Hände unverletzt.«
    Seine Finger streiften Julianes flüchtig und schon diese Geste reichte aus, ein weiteres Kribbeln in seinem ganzen Körper auszulösen.
     
    *
     
    Juliane starrte Aran an und strich sich die Haare zurück. Noch nie zuvor hatte sie verstanden, was es bedeutete, wenn Sehnsucht in den Adern brannte, aber genau das fühlte sie in diesem Augenblick. Sie sprang auf.
    »Ich bin gleich wieder da!« Damit floh sie aus dem Zimmer. Im Gang ließ sie sich gegen das Mauerwerk sinken. Ihr Herz hämmerte und ihr Körper glühte unter diesem neuen, berauschenden Gefühl.
    Sie hatte sich noch nie Gedanken darüber gemacht, wie sie ihm ihre Zuneigung mitteilen sollte. Vielleicht sollte sie mit jemandem darüber reden? Sie schüttelte den Kopf. War sie nicht eine drei Meter große Feuerspuckerin? Vor wem sollte sie da noch Angst haben? Was würde Aran machen, wenn sie ihm sagte, dass sie ihn liebte? Wenn sie aussprach, was keiner von ihnen bisher gewagt hatte.
    Juliane holte noch einmal tief Luft und kehrte ins Krankenzimmer zurück. Aran breitete gerade die Bettdecke über seine Beine. Die Schale stand wieder auf dem Tischchen am anderen Ende des Raums.
    »Bist du etwa aufgestanden?«
    »Nein, geflogen wie ein Vogel.« Aran zog eine Augenbraue hoch. »Ich habe dir doch gesagt, dass ich lange genug untätig in diesem Bett gelegen habe.«
    Sie setzte sich zu ihm. »Das nächste Mal rufst du mich. Moira sagte, so eine Verletzung braucht Zeit.«
    Aran griff nach ihren Händen. »Du zitterst. Was ist los?«
    »Wie sagt man jemandem auf morvannisch, dass man ihn sehr, sehr gern hat?«, fragte sie und bekam einen trockenen Hals.
    »Ti ma nae nejche.«
    »Ti ma nae nejche, Aran«, flüsterte sie.
    »Ti fir nae nejche«, verbesserte er. »Fir ist die männliche Anrede, ma die weibliche.« Er hob ihre Hand an seine Lippen und musterte sie mit seinem verwirrend intensiven Blick. »Ti ma tel, fuoch kalv ma eyes, Juliane. Ti ma no paels dna ate, ti ma thiw mei howle olus.«
    »Was heißt das?«
    »Nicht jetzt. Ich werde es dir später übersetzen.« Er zog sie an sich, sodass sie das Gleichgewicht verlor und auf ihn fiel. Er sog zischend Luft ein, als ihre Hand seine Verletzung traf.
    »Nicht so stürmisch«, murmelte er.
    Juliane rollte sich zur Seite. »Verzeih mir, ich habe dir wehgetan.«
    »Ich habe schon Schlimmeres überstanden.« Er strich ihr das Haar aus dem Gesicht. »Bedeutend Schlimmeres.« Seine Stimme war rau und er umarmte sie fest, doch ihre romantische Stimmung wollte sich verflüchtigen. Schmerz und Liebe, nein, das passte nicht zusammen.
    Arans Mundwinkel hoben sich. »Wer Liebe und Schmerz für unvereinbar hält, hat Liebe nicht begriffen.«
    Juliane musterte ihn mit Verwirrung. »Ich glaube nicht, dass ich das verstehe.«
    Arans Finger zeichneten ihre Züge nach und unter seinen Berührungen kribbelte ihre Haut. Er antwortete nicht, sah sie nur an und schien den Moment und ihre Nähe zu genießen.
    »Juliane?« Kalira steckte den Kopf in das Krankenzimmer. »Komm, das Fest beginnt!«
    Juliane rieb sich die Augen und gähnte. »Welches Fest?«
    Kalira stemmte die Hände in die Hüften. »Das Abschiedsfest für die khkiraischen Soldaten. Sie reisen morgen ab und einige der Bauern wollen auf ihre Höfe zurückkehren.« Kalira schüttelte den Kopf. »Du kannst Aran ruhig in der Obhut der Burgheilerin zurücklassen.«
    »Ich weiß nicht«, entgegnete sie und musterte Kaliras feierliche Aufmachung. Der grüne Stoff des Kleides betonte ihre Augenfarbe und ein Haarband in derselben Farbe verstärkte die Wirkung. »Du siehst toll aus.«
    Kalira lächelte. »Ich werde dich trotzdem zu dem Fest mitnehmen.« Sie strich sich eine Strähne aus dem Gesicht. »Notfalls mit Gewalt«, drohte sie spielerisch.
    Juliane seufzte. Sie wusste, dass Kalira ihre Drohung wahr machen würde.
    Während sie noch abwog, ob es schlimmer sein konnte,

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