Der Zauberspiegel
aus ihm werden, wenn sie nicht da war? Sie betrachtete Kalira, ihre Waffenschwester und Ranon, ihren besten Freund. Kloob käme zurück und er würde sich nicht mit ihr allein begnügen. Er würde Rache an allen nehmen, die sie liebte. Das konnte sie nicht zulassen. Ihr Blick glitt zurück zu Moira, der weisen Zauberin.
Juliane hatte in Goryydon gelernt zu vertrauen. Sich selbst und anderen. Moira hielt ihr Versprechen. Sie würde alles daran setzen, dass sie zurückkehren konnte.
»Du kümmerst dich um die anderen, ja?«, bat sie und hielt die Tränen zurück, die erneut in ihr aufzusteigen drohten.
Sie nickte und beugte sich über Julianes Ohr.
Ein unverständliches Flüstern wehte in sie. Juliane starrte Moira verständnislos an, begriff den Sinn der Worte nicht. Doch dann machte Moira eine Handbewegung und sagte: »Vergiss es, bis die Zeit da ist, dich zu erinnern.«
Verwirrt blinzelte Juliane. Ihr war, als hätte eben jemand mit ihr geredet. Leise nur. Sie rieb sich über das Ohr und das Gefühl schwand.
Moira schob sie fort von dem Spiegel, ihrer eigenen Welt entgegen. Den letzten Ort, den sie aufzusuchen wünschte.
Juliane hatte in Goryydon ihr wahres Ich gefunden. Sie hatte erkannt, dass sie zäh war und stark und mutig. Sie hatte Freunde gefunden und Abenteuer erlebt, die sie sich in ihren wildesten Träumen nicht hätte ausdenken können – und sie hatte die wahre Liebe kennengelernt. Sie würde diese Erinnerungen in ihrem Herzen bewahren, solange sie getrennt von ihrer Herzensfamilie war, und obwohl sie sicher war, dass Kloob tot war, glaubte sie Moira, vertraute sie der Zauberin, dass der Abschied von ihren Freunden diesen Sicherheit bot.
Eines Tages würde der Spiegel sie erneut rufen. An diese Hoffnung klammerte sie sich, als sie ins Nichts hineintrat.
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