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Der Zeichner der Finsternis

Der Zeichner der Finsternis

Titel: Der Zeichner der Finsternis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ilsa J. Bick
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egal.
    Die Stimmen in meinem Kopf riefen und lärmten.
    Und Dekker höhnte wieder: » Quiek-quiek-quiek !«
    Ich ließ Sarah los.
    Sie packte mich am Arm. »Bleib hier!«, zischelte sie mir ins Ohr. »Er will dich bloß rauslocken!«
    Ich tastete nach Witeks Pinseltasche und zog wahllos irgendeinen Pinsel heraus. Schließlich malte ich im Dunkeln.
    Ich kroch in die Mitte der Kuhle und drehte den Pinsel um. Mit dem Stiel ritzte ich ein Rechteck in die Erde. Dort, wo die Klinke hingehörte, machte ich einen kurzen Strich.
    Jetzt oder nie!
    »Bleib hier sitzen.« Ich kroch zu Sarah zurück und drückte sie auf den Boden. »Komm nicht in meine Nähe, und bleib von der Tür weg, ganz egal, was gleich passiert!«
    »Welche Tür?« Ich stand auf. Sarah flüsterte erschrocken: »Was hast du vor?«
    »Das, was schon längst fällig war!«
    Dekkers Lichtstrahl erfasste mich. Er hatte noch immerdie alberne Maske auf. »Da bist du ja endlich, Killer«, sagte er.
    »Stimmt. Da bin ich.«
    Ich bückte mich – und drückte die Klinke herunter.
    + + +
    Als ich über den Waldboden tastete, dachte ich noch: Du bist ja bescheuert, das klappt nie im Leben! Doch dann war es, als ob sich die Klinke durch meine bloße Willenskraft materialisierte. Ich spürte etwas Hartes, Kühles unter der Hand. Der Umriss der Tür begann zu schimmern und zu leuchten, ich drückte die Klinke herunter und dann …
    Ich weiß auch nicht, was ich erwartet hatte.
    Das ist gelogen. Ich weiß sehr gut, was ich mir wünschte !
    Geister und Dämonen, Ungeheuer mit geifernden Rachen und blutverschmierten Fangarmen. Tod, Vernichtung und Rache. Ich hielt mich nicht länger zurück. Ich hatte schon den Metallgeschmack von Blut im Mund. Dekker sollte genau solches Entsetzen und solche Todesangst empfinden wie meine Tante, als sie jämmerlich ertrunken war. Das war es, was ich mir wünschte.
    Aber es war nicht das, was dann geschah.
    Ein gewaltiger Donnerschlag erscholl und ein grellvioletter Blitz zerriss die Nacht.
    + + +
    Stell dir vor, du schaust in einen abgrundtiefen, stockfinsteren Fahrstuhlschacht. Dann stell dir den hellsten Tag vor,den es gibt. Und das multiplizierst du dann mit tausend. Mit zehntausend. Der Planet Merkur um die Mittagszeit – so hell, dass sich das Licht verfestigt, dass es Kraft und Masse gewinnt. Jetzt stell dir vor, dass außerdem ein Donnerschlag durch die Nacht hallt, der die Bäume bersten und die Erde beben lässt.
    Die Heerscharen des Lichts. Dr. Rainiers Ausdruck.
    Krachend und ächzend barst das Licht von der anderen Seite hervor, und das mit solcher Wucht, dass ich aus der Kuhle geschleudert wurde. Ich krachte gegen den Wurzelballen, die Luft blieb mir weg und ich sah Sternchen.
    Die Stimmen in meinem Kopf tosten wie ein Mahlstrom, wie der Widerhall des Aufruhrs, den ich ausgelöst hatte. Trotzdem hörte ich Sarah aufschreien …
    Nein, nicht Sarah! Bitte nicht Sarah! Ich kam schwerfällig auf alle viere, schüttelte mich wie ein Hund, hob den Kopf – und erstarrte.
    Der Wald wimmelte auf einmal von lauter Lichtbändern, die erst violett leuchteten und sich dann dunkelrot, golden und schließlich hellrot färbten. Die Bänder wirbelten umher, schlangen sich um die Baumstämme und flossen über den Waldboden. Sie vereinten sich zu einem breiten Strom. Da begriff ich es: Das Licht war die Stimmen, die Stimmen waren das Licht. Nun zerfaserte das Licht in dürre Finger und gierig umhertastende Fangarme, und die Finger und Fangarme schwärmten mit einem brausenden Schwirren aus, das sich anhörte wie ein riesengroßer Heuschreckenschwarm.
    Sarah stand mit dem Rücken an einem Baum. Sie hielt sich die Ohren zu, hatte die Augen fest zugekniffen und schrie. Dann blieb mir fast das Herz stehen.
    Das Licht hatte Sarah entdeckt. Es wand sich in ihre Haare, leckte über ihre Augen und Ohren, befingerte ihren Mund, wickelte sich um ihre Beine …
    »Halt!«, brüllte ich. »Das ist die Falsche! Sie ist unschuldig! Lasst sie sofort in Ruhe!«
    Keine Ahnung, ob das Licht mich hörte – keine Ahnung, ob ich das Licht überhaupt beeinflussen kann –, jedenfalls geschah etwas.
    Die violetten Bänder erbebten, als sie über Sarahs tränenüberströmtes Gesicht zuckten – ja, sie schienen ihre nassen Wangen zu streicheln –, dann zogen sie sich zurück wie das Meer bei Ebbe. Sarah ließ sich wimmernd auf den Boden fallen und rollte sich zusammen. Das Herz schlug mir bis zu Hals, als ich einen Schritt auf sie zu machte. Doch das Licht

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