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Der Zeichner der Finsternis

Der Zeichner der Finsternis

Titel: Der Zeichner der Finsternis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ilsa J. Bick
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nicht den Luxus erlauben, über meinen Hausaufgaben zu hocken oder mir den Kopf zu zerbrechen, auf welche Schickimicki-Uni ich mal gehe.«
    Der Karaoke-Gesang im Haus war verstummt. Das Feuer knackte und knisterte. Sarah weinte nicht mehr, aber ihr Gesicht war noch nass.
    In meinem Kopf summte und raunte es.
    Dann flammte die Außenbeleuchtung über der Küchentür auf und warf grelles gelbes Flutlicht über den Hof. Die anderen Partygäste tauchten aus der Dunkelheit auf, als wäre im Theater die Saalbeleuchtung angegangen. Mrs Schoenberg kam aus der Küche, lief die Treppe herunter und auf uns zu.
    »Ihr Jungs verlasst jetzt mal ganz fix unser Grundstück, verstanden?« Sie hatte ein Handy dabei. Sie baute sich vor Dekker auf und sagte: »Ich brauche nur auf die grüne Taste drücken, dann weiß der Sheriff Bescheid. Das möchtest du doch bestimmt nicht, Karl, oder? Ich meine es ernst. Es tut mir furchtbar leid, wenn du dich benachteiligt und ungerecht behandelt fühlst, aber man erntet, was man gesät hat. Und jetzt verschwinde! Ich will dich hier nicht mehr sehen.«
    Ich war beeindruckt. Die kleine Frau nahm es mit drei echt fiesen Typen auf.
    Eine ganze Weile blieb es still – bis auf das Raunen in meinem Kopf. Dekker starrte Mrs Schoenberg frech an, aber sie erwiderte seinen Blick unbeirrt und wich keinen Schritt zurück.
    »Ich will dir mal was erzählen, Mutti«, knurrte Dekker schließlich. »Über dein heißgeliebtes Töchterchen. Du glaubst doch bestimmt, dass sie noch Jungfrau ist, stimmt’s?«
    Sarah entfuhr ein leises Stöhnen, aber Mrs Schoenberg drehte sich nicht um, sondern erwiderte fest: »Wie gesagt,es tut mir leid, dass dir das Leben übel mitgespielt hat, Karl. Aber das ist keine Entschuldigung dafür, dass du alles und jeden in den Dreck ziehen musst. Wenn du Nachsicht mit deinen Mitmenschen übst, werden sie auch mit dir Nachsicht haben.«
    Wenn sie erreichen wollte, dass er sich schämte, gelang es ihr, glaube ich, ganz gut. Im Nachhinein betrachtet vielleicht zu gut. Typen wie Karl Dekker schämen sich nicht gern.
    Doch in diesem Augenblick schien sie zu ihm durchgedrungen zu sein, denn er wandte sich zu Crabbe und Goyle um und brummelte: »Los, wir haun ab.«
    Die drei stapften mit langen Schritten um das Haus herum zu ihren Motorrädern. Die schwarzen Umhänge wehten hinter ihnen her. Dann hörte man die Maschinen aufröhren. Ich atmete auf.
    Mrs Schoenberg wandte sich an uns: »Lasst euch davon nicht den schönen Abend verderben, ihr Lieben. Setzt euch doch wieder …«
    Ein ohrenbetäubender Lärm wie von einer riesigen Kettensäge unterbrach sie. Jemand brüllte: »ACHTUNG!«
    Ich fuhr herum.
    Die drei Motorräder kamen in Keilformation angerast wie eine Staffel Jagdflieger.
    + + +
    Wir waren alle vor Schreck wie gelähmt. Dekker fuhr an der Spitze. Mit den glühenden Wolfsaugen und gefletschten Zähnen glich sein Motorrad einer Höllenmaschine, einem Alptraumgeschöpf … von der anderen Seite. Und das war meine Schuld, denn ich hatte dem Motorrad diese Macht verliehen, es war alles meine Schuld …
    Dann fiel mir zweierlei auf.
    Erstens: Die drei hatten ihre Masken wieder ins Gesicht gezogen, und die Masken glühten im Dunkeln wie von innerem Feuer erleuchtet. Die leuchtenden Latexfratzen waren genauso abstoßend wie die Wasserspeierfratze, in die Hermann Wulf sein eigenes Gesicht verwandelt hatte.
    Zweitens: Dekker hielt etwas in der linken Hand.
    Eine Eisenstange vielleicht oder ein Stemmeisen, das konnte ich nicht richtig erkennen. Dafür erkannte ich, was er vorhatte, so wie ich auch vorhergesehen hatte, was Wolf tun wollte. Ich sah es vorher – und ich konnte nichts tun, ich war im Hier und Jetzt genauso hilflos wie seinerzeit als Phantom in Davids Vergangenheit.
    Von dem Raunen platzte mir fast der Schädel. Es mischte sich jetzt mit den Schreien der anderen Partygäste.
    »Nicht!«, sagte ich tonlos. »Bitte nicht …«
    Mrs Schoenberg war schon wieder ein Stück in Richtung Haus gegangen – und die Motorräder hielten direkt auf sie zu.
    »Passen Sie auf!« Jetzt endlich lief ich los. »Passen Sie auf, Mrs Schoenberg, gehen Sie aus dem Weg!«
    » MOM! «, schrie Sarah im selben Augenblick.
    Mrs Schoenberg reagierte zu spät. Vielleicht sah sie Dekker kommen, vielleicht nicht, vielleicht spürte sie auch nur, dass etwas Schreckliches passieren würde … Sie wich mit zögerlichen Schrittchen nach links aus, aber das hatte Dekker schon vorausgeahnt und donnerte dicht an

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