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Der Zeichner der Finsternis

Der Zeichner der Finsternis

Titel: Der Zeichner der Finsternis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ilsa J. Bick
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ihr vorbei. Ich konnte nicht sehen, wie die Stange sie traf, aber ich erkanntedas grässliche Geräusch wieder – den dumpfen Schlag und das hohle Knacken, als ob eine Melone auf Betonboden fällt. Mrs Schoenberg wurde umgeworfen und ein leuchtend roter Strahl schoss im Flutlicht empor. Sie gab noch einen Laut von sich, dann fiel sie ins Gras. Ihre Arme und Beine zuckten, und ich sah, dass ihr Kopf … ihr Gesicht …
    »NEIN!« Sarah rannte zu ihrer Mutter. »Mom, MOM!!!«
    Die anderen Gäste liefen hysterisch durcheinander. Dekker und seine Komplizen wendeten und kamen zurück. Ihre Hinterräder schleuderten dicke Erdklumpen in die Höhe. Ich stand reglos da und werde wohl nie erfahren, warum sie mich nicht einfach umnieteten. Vielleicht lenkte das allgemeine Durcheinander sie ab, oder Dekker hatte es tatsächlich in erster Linie auf Mrs Schoenberg abgesehen. Jedenfalls waren alle total kopflos und entsetzt, denn Kinder – okay, wir waren keine Kinder mehr, sondern Jugendliche – können kaum eine verstörendere Erfahrung machen als die, dass die Erwachsenen sie nicht vor allem beschützen können.
    Dekker brauste auf das Feuer zu. Die Scheite fielen ins Gras, rollten vor die Heuballen und steckten sie in Brand. Dekker schwenkte ein brennendes Holzstück wie eine Fackel und warf es in hohem Bogen in Richtung Haus, wo vor der Veranda noch mehr Heuballen gestapelt waren. Das Holzscheit grub sich in einen Ballen, und der süßliche Geruch brennender Luzerne zog zu uns herüber.
    Sarah kniete inzwischen neben ihrer Mutter, die sich nicht mehr bewegte. »Hilfe!« Die Motorräder übertönten sie beinahe. »Hilfe! Hilfe!«
    Das Feuer erfasste immer mehr Heuballen. Dekkers Kumpels fuhren im Zickzack und mit flatternden Umhängen vorden Flammen auf und ab, hielten aber an, als sie Sarahs Hilfeschrei hörten. Ihre Scheinwerfer leuchteten wie Augen, als sie zu Mrs Schoenberg hinüberschauten. Dann wendeten sie mit durchdrehenden Hinterrädern und ergriffen die Flucht.
    Nur Dekker war noch da. Schlimm genug.
    Keine Ahnung, ob sich jemand zusammenriss und die Feuerwehr rief. Ich hatte jedenfalls kein Handy dabei, und Sarah war zu durcheinander, um sich Mrs Schoenbergs Handy zu schnappen, das im Gras lag und rötlich schimmerte.
    Dekker ging zum nächsten Angriff über. Seine Scheinwerfer erfassten Sarah, und das Motorrad machte einen Satz nach vorn. Im kalten Scheinwerferlicht war Sarahs Gesicht gespenstisch bleich. Sie riss angstvoll die Augen auf, lief aber nicht weg.
    Dafür konnte ich mich endlich wieder rühren.
    »Sarah!« Ich sprintete los. Ich holte mit dem Baseballschläger nach der grässlichen Maske aus, aber entweder sah Dekker mich kommen oder sein sechster Sinn hatte ihn gewarnt. Er duckte sich im Sattel, legte sich auf die Seite, sodass er mit einem Fuß auf den Boden kam, und wollte abdrehen. Aber er fuhr zu schnell. Der Schläger traf ihn, und er stieß einen gellenden Schrei aus, als er samt seiner Maschine zu Boden ging und durchs Gras schlitterte.
    Ein jäher Schmerz schoss mir bis in die Schulter. Ich schrie ebenfalls auf und ließ den Schläger fallen. Und dann hatte ich die Wahl: entweder den Schläger aufzuheben oder …
    … das Handy. Hoffentlich hatte Mrs Schoenberg nicht geblufft wie neulich ihre Tochter, aber zum Glück hörte ich drei Wähltöne, und die Zentrale meldete sich: »Polizeirevier Winter, was kann …«
    »Es brennt! Bei den Schoenbergs! Wir brauchen die Feuerwehr und den Notarzt!« Ich ließ das Telefon fallen, ohne aufzulegen, packte Sarah am Arm und zog sie hoch. »Los, wir müssen weg hier!«
    »W-was?« Sarah stand unter Schock. Sie drehte sich nach dem Haus um und sah das Feuer. Ich musste sie festhalten. »Lass mich los!«, rief sie. »Ich kann meine Mutter nicht …«
    »FUCK!« Das war Dekker. Er kroch unter seiner Maschine hervor, die abscheuliche Maske noch vor dem Gesicht, zeigte auf mich und brüllte: »ICH BRING DICH UM!!!«
    »Komm!« Ich zerrte Sarah hinter mir her. »Schneller!«
    Wir rannten zum Wald.

XXXV
    Die Flammen fraßen sich durch das Heu, und ihr rötlich flackernder Schein reichte bis an den Waldsaum. Das kam uns einerseits zugute, denn so sahen wir immerhin, wo wir hinliefen, andererseits bedeutete es, dass wir selbst gut sichtbar waren, auch wenn wir dunkel angezogen waren.
    »Hier lang!« Ich zog Sarah nach links. Bald hatte uns der Wald verschluckt. Zweige schlugen mir ins Gesicht, Dornenranken verhakten sich in meiner Jeans. »Halt dir den Arm vor

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