Der Zeitdieb
wurde. » Keks !«
»Und ich schätze, der Abt kommt, um dir die Kutte zu übergeben«, sagte Lu-Tze. »Bitte verkneif dir Kommentare, wenn er ein wenig sabbert.«
Sie verließen das Dojo und gingen zur langen Terrasse, gefolgt von allen Seelen in Oi Dong.
Es folgte eine ungewöhnliche Zeremonie, fand Lu-Tze, als er später darüber nachdachte. Der Abt schien nicht übermäßig ehrfürchtig zu sein, denn Babys wissen mit Ehrfurcht kaum etwas anzufangen und erbrechen sich auf alle Leute. Außerdem mochte Lobsang Herr über die Abgründe der Zeit sein, aber der Abt war Herr über das Tal, deshalb ging der Respekt in beide Richtungen.
Doch beim Überreichen der Kutte ergaben sich gewisse Schwierigkeiten.
Lobsang lehnte sie ab. Während der leise Wind eines verblüfften Raunens durch die Menge ging, erkundigte sich der Chefakolyth nach dem Grund.
»Ich bin nicht würdig, Herr.«
»Lu-Tze hat verkündet, dass deine Ausbildung beendet ist, o He… ich meine, Lobsang Ludd.«
Lobsang verneigte sich. »Dann nehme ich den Besen und die Kutte eines Kehrers, Herr.«
Aus dem leisen Wind wurde ein Orkan, der über das Publikum hinwegdonnerte. Köpfe drehten sich. Hier und dort wurde schockiert nach Luft geschnappt. An manchen Stellen erklang nervöses Lachen. Und die Kehrer, denen man erlaubt hatte, die Arbeit zu unterbrechen und dem Ereignis beizuwohnen, waren aufmerksam still.
Der Chefakolyth befeuchtete sich die plötzlich trockenen Lippen.
»Aber… aber… du bist die Verkörperung der Zeit…«
»In diesem Tal bin ich so würdig wie ein Kehrer, Herr«, sagte Lobsang fest.
Der Chefakolyth sah sich um, fand aber nirgends Hilfe. Die anderen ranghohen Vertreter des Klosters verspürten nicht den Wunsch, sich der rosaroten Wolke der Verlegenheit hinzuzugesellen. Der Abt blubberte nur vor sich hin und lächelte das wissende Lächeln aller Babys auf der Welt.
»Haben wir… äh… statten wir Kehrer mit… Verfügen wir zufälligerweise über…«, murmelte der Akolyth.
Lu-Tze trat hinter ihn. »Kann ich irgendwie helfen, Euer Akolythität?«, fragte er mit einer irren Unterwürfigkeit, die gar nicht zu seinem normalen Gebaren passte.
»Lu-Tze? Ah… äh… ja… äh…«
»Ich könnte eine fast neue Kutte holen, Herr, und der Junge kann meinen Besen haben, wenn du mir einen Zettel schreibst, der es mir erlaubt, einen neuen aus dem Lager zu holen, Herr«, sagte er und schwitzte Hilfsbereitschaft aus jeder Pore.
Der Chefakolyth reagierte wie ein Ertrinkender, der einen Rettungsring vorbeischwimmen sieht.
»Oh, wärst du so nett, Lu-Tze? Das ist wirklich sehr freundlich von dir…«
Lu-Tze sauste als hilfsbereiter Schemen davon und überraschte damit auch jene, die ihn zu kennen glaubten.
Kurz darauf erschien er mit einem Besen und einer Kutte, die weiß und dünn war, weil man sie am Fluss oft auf Steine geschlagen hatte. Würdevoll reichte er sie dem Chefakolythen.
»Äh, danke, äh, gibt es eine besondere Zeremonie für, äh…«, stotterte der Mann.
»Eine ganz einfache, Herr«, sagte Lu-Tze, der noch immer Eifer verströmte. »Die Formulierung steht nicht genau fest, Herr, aber für gewöhnlich sagen wir: ›Dies ist deine Kutte, geh vorsichtig mit ihr um, denn sie gehört dem Kloster.‹ Und beim Besen sagen wir etwas in der Art von ›Hier ist dein Besen, behandle ihn gut, denn er ist dein Freund, und du musst mit einer Geldbuße rechnen, wenn du ihn verlierst, denk daran, dass Besen nicht auf Bäumen wachsen‹, Herr.«
»Äh… ähm…«, murmelte der Chefakolyth. »Und der Abt…?«
»Oh, der Abt lässt sich nicht dazu herab, einem Kehrer Kutte und Besen zu geben, Herr«, warf Lobsang rasch ein.
»Lu-Tze, wer, äh, kümmert sich um, äh…«
»Normalerweise der rangälteste Kehrer, Euer Akolythität.«
»Oh? Und, äh, bist du zufälligerweise…?«
Lu-Tze verbeugte sich. »Ja, Herr.«
Für den Chefakolythen, der noch immer in aufgewühlten Fluten schwamm, war dies ebenso willkommen wie die Aussicht auf trockenes Land. Er strahlte wie jemand, der gerade den Verstand verloren hatte.
»Ich frage mich, ja, ich frage mich, ob du so freundlich wärst, äh…«
»Mit Vergnügen, Herr.« Lu-Tze drehte sich um. »Jetzt sofort, Herr?«
»Oh, ja, bitte!«
»Wie du wünschst. Tritt vor, Lobsang Ludd!«
»Ja, Kehrer!«
Lu-Tze streckte ihm die abgetragene Kutte und den alten Besen entgegen. »Besen! Kutte! Verlier sie nicht, denn wir sind nicht Krösus!«, verkündete er.
»Ich bedanke mich dafür«,
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