Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Zeitdieb

Der Zeitdieb

Titel: Der Zeitdieb Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Pratchett
Vom Netzwerk:
zu. »Ich schätze, da komme ich nicht ganz mit, alter Knabe.«
    ICH HABE DEN RUF GESCHICKT.
    »Ich fürchte, ich muss noch immer passen…«
    DIE APOKALYPSE, sagte Tod. DAS ENDE DER WELT.
    Krieg schien noch immer nicht zu verstehen. »Ich hör’s klopfen, aber es ist niemand zu Hause. Und da wir bei Zuhause sind…« Krieg ließ den Blick über die Ergebnisse des jüngsten Gemetzels schweifen. »Was hältst du vom Mittagessen?«
    Der Graswald um sie herum schrumpfte immer mehr, bis er nur noch aus Gras bestand und zum Rasen vor einem Haus wurde.
    Es war ein altes Langhaus. Wo sonst sollte Krieg wohnen? Aber Tod bemerkte, dass Efeu über das Dach wuchs. Früher hätte Krieg so etwas nicht zugelassen, und ein kleiner Wurm der Sorge begann in ihm zu nagen.
    Krieg trat ein und hängte seinen Helm an einen Haken – früher hätte er sich nicht von ihm getrennt. Und auf den Bänken an der Feuerstelle hätten viele Krieger gesessen, und der Geruch von Schweiß und Bier hätte in der Luft gelegen.
    »Ich habe einen alten Freund mitgebracht, Schatz«, sagte er.
    Frau Krieg bereitete eine Mahlzeit zu, auf einem modernen schwarzen Herd, der dort stand, wo sich früher die Feuerstelle befunden hatte. Glänzende Rohre reichten zu einer Öffnung im Dach empor. Frau Krieg nickte Tod zu wie eine Ehefrau, die ihren Mann davor gewarnt hat, jemanden aus der Kneipe mitzubringen.
    »Es gibt Kaninchen«, sagte sie. »Ich bin sicher, dass es auch für drei reicht«, fügte sie in einem Tonfall hinzu, der darauf hinwies, dass sie verärgert war und es später jemandem heimzahlen würde.
    Kriegs großes, rotes Gesicht nahm einen verwunderten Ausdruck an. »Mag ich Kaninchen?«
    »Ja, Schatz.«
    »Ich dachte, ich mag Rindfleisch.«
    »Nein, Schatz. Von Rindfleisch bekommst du Blähungen.«
    »Oh.« Krieg seufzte. »Wie stehen die Aussichten auf Zwiebeln?«
    »Du magst keine Zwiebeln, Schatz.«
    »Tatsächlich nicht?«
    »Wegen deines Magens, Schatz.«
    »Oh.«
    Krieg sah Tod an und lächelte schief. »Es gibt Kaninchen«, sagte er. »Äh… Reite ich bei Apokalypsen, Schatz?«
    Frau Krieg hob den Deckel eines Topfs und stach mit Nachdruck auf etwas ein, das darin kochte.
    »Nein, Schatz«, sagte sie mit fester Stimme. »Du kehrst immer mit einer Erkältung zurück.«
    »Ich dachte, äh, früher hätte ich Gefallen an solchen Dingen gefunden…?«
    »Nein, Schatz. Da irrst du dich.«
    Tod spürte, wie seine Faszination wuchs. Er begegnete zum ersten Mal dem Phänomen, dass jemand seine Erinnerung außerhalb des eigenen Kopfes aufbewahrte.
    »Möchte ich vielleicht ein Bier?«, fragte Krieg behutsam.
    »Du magst kein Bier, Schatz.«
    »Nein?«
    »Nein. Es beschert dir dein Problem.«
    »Ah. Äh, was halte ich von Brandy?«
    »Du magst keinen Brandy, Schatz. Du magst dein spezielles Hafergetränk mit den Vitaminen.«
    »Oh, ja«, sagte Krieg kummervoll. »Ich hatte ganz vergessen, dass ich das mag.« Er sah Tod verlegen an. »Es ist ganz nett.«
    KANN ICH DICH UNTER VIER AUGEN SPRECHEN?, fragte Tod.
    Krieg wirkte verwirrt. »Mag ich es, mit dir…«, begann er.
    UNTER VIER AUGEN, wiederholte Tod laut.
    Frau Krieg drehte sich um und bedachte Tod mit einem verächtlichen Blick.
    »Ich verstehe, o ja, ich verstehe«, sagte sie hochmütig. »Aber ich warne dich: Sag ihm bloß nichts, das ihm auf den Magen schlägt.«
    Frau Krieg war einst eine Walküre gewesen, erinnerte sich Tod. Ein weiterer Grund, warum man auf dem Schlachtfeld sehr vorsichtig sein sollte.
    »Hast du nie daran gedacht, mal zu heiraten, alter Knabe?«, fragte Krieg, als Frau Krieg gegangen war.
    NEIN. ABSOLUT NIE.
    »Warum nicht?«
    Tod war verblüfft. Genauso gut konnte man eine Mauer aus Backsteinen fragen, was sie vom Schicksal hielt. Die Frage ergab einfach keinen Sinn.
    ICH BIN BEI DEN ANDEREN BEIDEN GEWESEN, sagte Tod. HUNGER SCHERT SICH NICHT DARUM, UND PESTILENZ FÜRCHTET SICH.
    »Wir beide gegen die Revisoren?«, fragte Krieg.
    DAS RECHT IST AUF UNSERER SEITE.
    »Wenn ich als Krieg sprechen soll…«, sagte Krieg. »Ich weise dich nur ungern darauf hin, was mit sehr kleinen Armeen geschieht, die das Recht auf ihrer Seite haben.«
    ICH HABE DICH KÄMPFEN SEHEN.
    »Mein rechter Arm ist nicht mehr das, was er einmal war…«, murmelte Krieg.
    DU BIST UNSTERBLICH, sagte Tod. DU KANNST NICHT ALTERN UND GEBRECHLICH WERDEN. Aber er bemerkte den besorgten und auch ein wenig gehetzten Ausdruck in Kriegs Gesicht und erkannte, dass diese Sache nur auf eine Weise enden

Weitere Kostenlose Bücher