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Der Zeitdieb

Der Zeitdieb

Titel: Der Zeitdieb Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Pratchett
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konnte.
    Mensch zu sein bedeutete, sich zu verändern, begriff Tod. Die Reiter der Apokalypse… Menschen hatten sie geschaffen und ihnen eine bestimmte Gestalt gegeben.
    Und es wiederholte sich, was bereits bei den Göttern, der Zahnfee und dem Schneevater geschehen war: Durch ihre Gestalt veränderten sie sich. Sie konnten nie ganz zu Menschen werden, aber sie übernahmen Aspekte der menschlichen Natur, als hätten sie sich damit angesteckt.
    Denn, und diesem Punkt kam zentrale Bedeutung zu: Nichts hatte nur einen einzigen Aspekt. Menschen stellten sich ein Wesen namens Hunger vor, aber wenn sie ihm Arme, Beine und Augen gaben, so musste es auch ein Gehirn bekommen. Mit dem es dachte. Und ein Gehirn kann nicht dauernd an Seuchen und Heuschrecken denken.
    Dinge entwickeln sich. Immer wieder gibt es Komplikationen. Der Wandel war allgegenwärtig.
    ZUM GLÜCK HABE ICH MICH NICHT VERÄNDERT UND BIN IMMER DER GLEICHE GEBLIEBEN, dachte Tod.
    Und dann war es nur noch einer.
     
    Tick
     
    Der Hammer verharrte auf halbem Wege durch den Raum. Herr Weiß trat näher und zog ihn aus der Luft.
    »Ich bitte dich, Ladyschaft«, sagte er. »Glaubst du, wir hätten dich nicht beobachtet? Du, der Igor, bereite die Uhr vor!«
    Igors Blick wanderte zwischen Lady LeJean und Herrn Weiß hin und her. »Ich nehme meine Anweifungen nur von Herrn Jeremy entgegen, beften Dank«, sagte er.
    »Die Welt endet, wenn du die Uhr in Betrieb nimmst!«, warnte Lady LeJean.
    »Welch eine törichte Vorstellung«, kommentierte Herr Weiß. »Wir lachen darüber.«
    »Hahaha«, sagten die anderen Revisoren gehorsam.
    »Ich brauche keine Medizin!«, rief Jeremy und stieß Dr. Hopkins beiseite. »Und ich brauche niemanden, der mir sagt, was ich tun soll. Ruhe!«
    In der folgenden Stille grollte Donner.
    »Danke«, sagte Jeremy etwas ruhiger. »Nun, ich glaube, ich bin vernünftig, und deshalb werde ich mit Vernunft an diese Sache herangehen. Eine Uhr ist ein Messapparat. Ich habe eine perfekte Uhr gebaut, Lady. Äh, meine Damen. Und Herren. Sie wird die Zeitmessung revolutionieren.«
    Er streckte die Hand aus und rückte die Zeiger des Zifferblattes auf fast ein Uhr. Anschließend setzte er das Pendel in Bewegung.
    Das Universum existierte weiterhin.
    »Seht ihr?«, fuhr Jeremy fort. »Selbst meine Uhr hat nicht dafür gesorgt, dass die Welt ein Ende findet.« Er setzte sich und faltete die Hände. »Passt auf«, sagte er ruhig.
    Die Uhr tickte vor sich hin. Dann klirrte etwas in ihr, und brutzelnde Geräusche kamen von den großen grünen Glasröhren mit der Säure.
    »Nun, es ist nichts passiert«, stellte Dr. Hopkins fest. »Zum Glück.«
    Funken knisterten über den Blitzableiter über der Uhr.
    »Dadurch schaffen wir einen Weg für den Blitz«, erklärte Jeremy zufrieden. »Wir schicken einen kleinen Blitz hinauf, und ein viel größerer kommt herab…«
    Dinge bewegten sich in der Uhr. Etwas zischte, und grünlich blaues Licht füllte das Gehäuse.
    »Ah, die Kaskade ist initialisiert«, sagte Jeremy. »Ich habe mir erlaubt, die, äh, traditionelle Pendeluhr mit der Großen Uhr zu verbinden, so dass sie in jeder Sekunde auf die richtige Zeit eingestellt wird.« Er lächelte, und in einer Wange zuckte es. »Eines Tages werden alle Uhren so beschaffen sein«, fügte er hinzu. »Eigentlich verabscheue ich so ungenaue Ausdrücke wie ›Es müsste gleich soweit sein‹, aber…«
     
    Tick
     
    Auf dem Platz tobte ein Kampf. Sie erkannten die Einzelheiten in den hellblauen Tönen des Zeitschneidens, das die Geschichtsmönche ›Zimmermanns Tal‹ nannten.
    Offenbar traten zwei Wächter gegen eine ganze Bande an. Ein Mann hing über dem Boden, ohne von irgendetwas gehalten zu werden. Ein anderer hatte seine Armbrust auf einen der Wächter abgefeuert – der Bolzen war in der leeren Luft festgenagelt.
    Lobsang betrachtete ihn neugierig.
    »Du möchtest ihn berühren«, erklang eine Stimme hinter ihm. »Du möchtest ihn berühren, obwohl ich dich davor gewarnt habe. Achte auf den verdammten Himmel!«
    Lu-Tze rauchte nervös. Wenn sich der Rauch etwa zwanzig Zentimeter weit entfernt hatte, erstarrte er plötzlich.
    »Kannst du wirklich nicht fühlen, wo die Uhr ist?«, fragte er.
    »Sie scheint überall um uns herum zu sein, Kehrer. Wir sind ihr so nahe, dass… Wir sehen den Wald vor lauter Bäumen nicht.«
    »Nun, dies ist die Straße Schlauer Kunsthandwerker, und dort drüben befindet sich die Gilde der Uhrmacher«, sagte Lu-Tze. »Ich wage es nicht, das

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