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Der Zeitdieb

Der Zeitdieb

Titel: Der Zeitdieb Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Pratchett
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Kalender kaufen müssen.
    Nein, mit so offensichtlichen Gefahren konnte die Welt selbst fertig werden. Inzwischen setzten die grauen Kapuzenmäntel subtilere,
    hinterhältigere Mittel ein, um sich ihren größten Wunsch zu erfüllen: ein Universum, in dem nur Dinge geschahen, die vollständig vorhersehbar
    waren.
    Der Butterseite-nach-unten-Effekt bot einen kleinen, aber wichtigen
    Hinweis. Er verriet eine Zunahme der Aktivität. Gebt auf, lautete die ewige Botschaft. Seid wieder Kleckse im Meer. Kleckse bereiteten keine Probleme.
    Doch das große Spiel fand auf vielen verschiedenen Ebenen statt,
    wusste Tod. Und oft ließ sich kaum feststellen, wer daran teilnahm.
    JEDE URSACHE HAT IHRE WIRKUNG, sagte er laut. UND
    DESHALB HAT JEDE WIRKUNG IHRE URSACHE.
    Er nickte dem Rattentod zu. ZEIG MIR, sagte Tod. ZEIG MIR…
    EINEN ANFANG.

    Tick

    Es war ein bitterkalter Winterabend. Der Mann hämmerte an die
    Hintertür, wodurch Schnee vom Dach rutschte.
    Die junge Frau hatte ihren neuen Hut im Spiegel bewundert und zog
    den bereits recht tiefen Ausschnitt ihres Kleids etwas weiter nach unten, 11

    für den Fall, dass es ein männlicher Besucher war. Dann öffnete sie die Tür.
    Eine Gestalt zeichnete sich vor dem kalten Sternenlicht ab.
    Schneeflocken sammelten sich auf ihrem Mantel.
    »Frau Ogg?«, fragte der Mann. »Die Hebamme?«
    »Eigentlich bin ich Fräulein Ogg«, sagte die junge Frau stolz. »Und ich bin auch Hexe.« Sie deutete auf ihren neuen, spitz zulaufenden
    schwarzen Hut. Sie war noch immer in dem Stadium, wo sie ihn auch
    daheim trug.
    »Du musst sofort mitkommen. Es ist sehr dringend.«
    Die junge Frau schien plötzlich der Panik nahe zu sein. »Geht es um
    Frau Weber? Ich dachte, bei ihr dauert es noch einige Wochen…«
    »Ich habe einen weiten Weg hinter mir«, sagte der Mann. »Es heißt, du bist die Beste auf der ganzen Welt.«
    »Was? Ich? Bis jetzt habe ich nur ein Kind zur Welt gebracht!« Fräulein Ogg fühlte sich plötzlich in die Enge getrieben. »Biddy Unheimer hat viel mehr Erfahrung als ich! Und auch die alte Minnie Packmitan! Bei Frau Weber sollte ich zum ersten Mal allein zurechtkommen, weil sie wie ein Kleiderschrank gebaut ist und…«
    »Ich bitte um Verzeihung. Ich möchte nicht noch mehr von deiner
    Zeit beanspruchen.«
    Der Fremde zog sich in die von Schneeflocken durchzogene
    Dunkelheit zurück.
    »Hallo?«, fragte Fräulein Ogg. »Hallo?«
    Aber es waren nur noch Fußspuren zu sehen. Sie hörten mitten auf
    dem schneebedeckten Pfad auf.

    Tick

    Jemand hämmerte an die Tür. Frau Ogg stellte das Kind beiseite, das auf ihrem Schoß gesessen hatte, ging zur Tür und öffnete.
    Eine dunkle Gestalt zeichnete sich vor dem Himmel eines warmen
    Sommerabends ab. Ihre Schultern wirkten sonderbar.
    12

    »Frau Ogg? Bist du jetzt verheiratet?«
    »Ja, zum zweiten Mal«, bestätigte sie munter. »Was kann ich für dich t…«
    »Du musst sofort mitkommen. Es ist sehr dringend.«
    »Ich wusste gar nicht, dass eine Geburt bevorst…«
    »Ich habe einen weiten Weg hinter mir«, sagte die Gestalt.
    Frau Ogg zögerte. Das Wort »weiten« hatte irgendwie seltsam
    geklungen. Und sie erkannte das Weiße auf den Schultern als schnell
    tauenden Schnee. Vage Erinnerungen regten sich in ihr.
    »Nun…«, begann sie, denn in den letzten zwanzig Jahren hatte sie viel gelernt, »… ich gebe mir natürlich immer Mühe, das können alle
    bestätigen. Aber ich kann nicht behaupten, die Beste zu sein. Ich lerne immer etwas Neues dazu, das auf jeden Fall.«
    »Oh. In dem Fall werde ich zu einem passenderen… Zeitpunkt
    zurückkehren.«
    »Warum hast du Schnee auf den…«
    Doch der Fremde war, ohne zu verschwinden, einfach nicht mehr
    da…

    Tick

    Jemand hämmerte an die Tür. Nanny Ogg stellte vorsichtig ihren
    Schlummertrunk – ein Glas Brandy – beiseite und blickte kurz an die
    Wand. Ein Leben der Randhexerei* hatte Sinne von ihr geschärft, von
    deren Existenz die meisten Leute nicht einmal ahnten. Irgendetwas in ihrem Kopf machte »Klick«.
    Auf dem Kamineinsatz stand ein Kessel, darin begann gerade das
    Wasser für die Wärmflasche zu kochen.
    Nanny Ogg legte die Pfeife auf den Tisch, stand auf und öffnete die

    * Eine Randhexe lebt am Rand, in einem speziellen Moment mit Grenzbereich-Bedingungen: zwischen Leben und Tod, Licht und Dunkel, Gut und Böse, und, was am gefährlichsten ist, zwischen Heute und Morgen.
    13

    Tür an einem Frühlingsabend.
    »Bestimmt hast du einen weiten Weg hinter dir«,

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