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Der Zeitdieb

Der Zeitdieb

Titel: Der Zeitdieb Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Pratchett
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zunächst einmal nach einem Buch mit dem Titel Wie man eine interessante Person wird Ausschau hielten und dann herauszufinden versuchten, ob es entsprechende Kurse gab. Es erstaunte ihn immer wieder, dass man ihn für einen langweiligen Gesprächspartner hielt. Immerhin konnte er über alle Arten von Uhren sprechen. Mechanische Uhren, magische Uhren, Wasseruhren, Feueruhren, Blumenuhren, Kerzenuhren, Sanduhren,
    Kuckucksuhren, die seltenen herschebianischen Käferuhren… Aber aus
    irgendeinem Grund verlor er immer seine Zuhörer, bevor ihm die Uhren ausgingen.
    Er trat in den Laden und blieb abrupt stehen.
    »Oh… bitte entschuldige, dass du warten musstest«, sagte er. Es war
    eine Frau. Begleitet wurde sie von zwei Trollen, die neben der Tür Aufstellung bezogen. Ihre dunklen Brillen und die großen, schlecht
    sitzenden schwarzen Anzüge gaben sie als Leute zu erkennen, die
    ziemlich unsanft mit anderen Leuten umgehen konnten. Einer von ihnen ließ die Fingerknöchel knacken, als er Jeremys Blick bemerkte.
    Die Frau trug einen geradezu riesigen und sehr teuren weißen
    Pelzmantel, was vielleicht die Trolle erklärte. Langes schwarzes Haar fiel über ihre Schultern, und das Gesicht war so blass, dass es fast an die Farbe des Pelzes herankam. Sie war… recht attraktiv, fand Jeremy, der sich mit solchen Dingen zugegebenermaßen nicht besonders gut
    auskannte. Aber es war eine monochromatische Schönheit. War sie
    vielleicht eine Zombie? Inzwischen gab es ziemlich viele in der Stadt, und die Klugen unter ihnen hatten Vorsorge getroffen, bevor sie starben
    – vermutlich konnten sie sich solch einen Mantel leisten.
    »Eine Käfer uhr?«, fragte die Frau und wandte sich halb von der gläsernen Kuppel ab.
    »Oh, äh, ja… der herschebianische Anwaltskäfer hat eine sehr
    beständige tägliche Routine«, sagte Jeremy. »Ich, äh, habe sie nur aus Interesse…«
    19

    »Wie… organisch«, kommentierte die Frau und streckte die Hand aus
    – sie steckte in einem schwarzen Handschuh, und die Innenfläche wies nach unten. »Wir sind Myria LeJean. Lady Myria LeJean.«
    Jeremy streckte gehorsam die eigene Hand aus. Geduldige Männer bei
    der Uhrmachergilde hatten viel Zeit damit verbracht, ihm richtiges
    Benehmen anderen Leuten gegenüber beizubringen, bevor sie
    verzweifelt aufgegeben hatten. Aber das eine oder andere war hängen
    geblieben.
    Ihre Ladyschaft blickte auf die wartende Hand hinab. Schließlich
    wankte ein Troll näher.
    »Die Lady keine Hände schüttelt«, verkündete er mit einem
    widerhallenden Flüstern. »Die Lady keine taktile Person ist.«
    »Oh?«, erwiderte Jeremy.
    »Genug davon«, sagte Lady LeJean und trat einen Schritt zurück. »Du
    stellst Uhren her, und wir…«
    Ein Klimpern drang aus Jeremys Hemdtasche. Er zog eine große Uhr
    daraus hervor.
    »Wenn das ein Zeichen für die volle Stunde war, so geht die Uhr vor«, meinte die Frau.
    »Äh… ähm… nein. Vielleicht wäre es besser, wenn du dir jetzt die
    Ohren zuhältst.«
    Es war drei Uhr. Und alle Uhren schlugen gleichzeitig. Kuckucksuhren machten »Kuckuh«. Die Stundennadeln fielen aus der Kerzenuhr. Die
    Wasseruhren gurgelten und wippten hin und her, als sich die Eimer
    leerten. Glocken läuteten. Gongs dröhnten. Der herschebianische
    Anwaltskäfer machte einen Salto.
    Die Trolle pressten sich große Hände an die Ohren, aber Lady LeJean
    stützte ihre Hände auf die Hüften, neigte den Kopf ein wenig zur Seite und wartete, bis das letzte Echo verklungen war.
    »Sie gehen alle genau, wie wir feststellen«, sagte sie.
    »Was?«, fragte Jeremy und dachte: Ist sie vielleicht ein Vampir?
    »Du sorgst dafür, dass alle Uhren genau gehen«, sagte Lady LeJean.
    »Du legst großen Wert darauf, nicht wahr, Herr Jeremy?«
    20

    »Eine Uhr, die nicht die richtige Zeit anzeigt, ist… falsch«, sagte
    Jeremy. Inzwischen wünschte er sich, dass die Frau ging. Ihre Augen
    beunruhigten ihn. Er hatte von Leuten mit grauen Augen gehört, und
    ihre Augen waren grau, wie die eines Blinden. Aber sie sah ihn ganz offensichtlich; ihr Blick schien sogar in sein Inneres zu reichen.
    »Ja, deshalb gab es ein wenig Ärger, oder?«, erkundigte sich Lady
    LeJean.
    »Ich… weiß nicht… wovon du redest…«
    »Bei der Uhrmachergilde? Williamsohn, dessen Uhr fünf Minuten
    vorging? Und du…«
    »Es geht mir jetzt viel besser«, sagte Jeremy steif. »Ich nehme Medizin.
    Die Gilde war sehr freundlich. Bitte geh.«
    »Wir möchten, dass du eine Uhr für uns

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