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Der Zeitspieler

Der Zeitspieler

Titel: Der Zeitspieler Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: A. E. van Vogt
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waren zunichte gemacht worden; nicht durch Kriege oder Naturkatastrophen, was zu erwarten gewesen wäre, sondern offenbar durch den egoistischen Wunsch nach persönlicher Freiheit ohne Verantwortung. Vielleicht war der Druck der Zivilisation zu stark geworden. Wie vor einer Seuche mußten die Menschen davor die Flucht ergriffen haben, sobald sich ihnen die Gelegenheit bot.
    Aber wenn er länger darüber nachdachte, schien ihm eine solche Möglichkeit unwahrscheinlich. Die Zivilisation war etwas Unstürzbares. Die Menschheit hatte großes geleistet und sowohl in wissenschaftlicher als auch kultureller Hinsicht ungeheuerlich viel erreicht. Wenngleich der Mensch als Herdentier charakterlich viel zu wünschen übrig ließ, war er doch ständig darauf bedacht, weiterzukommen, Neues zu lernen, und sein Ehrgeiz trieb ihn zu immer Höherem ...
    Irgendwie mußte es zu einer unerträglichen Situation gekommen sein, zu einem Dasein, das der Natur des Menschen von Grund auf zuwider war. Aus den Antworten des Mädchens erriet Cargill in etwa die Ursache. Die Macht der Obrigkeit war zu erdrückend, zu beengend geworden. Die Menschen wollten sie nicht mehr erdulden und wandten sich von der Zivilisation ab, die ihnen immer mehr bewußt machen wollte, daß sie unwissend waren, daß sie sich in genau vorgeschriebenen Bahnen bewegen mußten, in Bahnen, die jene, die allein etwas zu sagen hatten, für richtig hielten.
    Instinktiv hatten sie versucht, in ein Existenzstadium zurückzukehren, das ihnen erlaubte, die Ursache, nicht die Wirkung zu sein. Sie hatten die Hierarchie des Intellekts abgelehnt, die keine Gefühle kannte und keine Dynamik, und die offenbar immer nur bemüht war, neue Beschränkungen aufzuerlegen. Die Menschheit hatte sich Tausende Male aus der Unterdrückung befreit, und war immer wieder neuen Zwangsherrschern zum Opfer gefallen. Das hatte sich im Lauf der Geschichte ständig wiederholt.
    Cargill fand es äußerst beunruhigend, daß etwas Ähnliches nach seiner eigentlichen Zeit wieder vorgefallen war: daß das Zeitalter der Technik, des Fortschritts, der Werbung, des Wohlstands den Menschen nicht hatte geben können, was sie ersehnten ... Irgend etwas mußte wohl gefehlt haben. Vielleicht war es das Recht auf Selbstbestimmung gewesen?
    Es wurde bereits dunkel in der Küche, als Cargill bemerkte, daß der Schweber tiefer gegangen war. Wie tief, wußte er nicht, bis die Metallhülle unter seinen Füßen Baumwipfel streifte. Eine Minute später erschütterte ein schwacher Ruck das Schiff. Der Schweber glitt mehrere Meter über den Boden, dann kam er zum Stillstand. Cargill vernahm ein durch die Schiffshülle gedämpftes Brausen.
    Lela trat in die Küche und ließ einen Teil der Glaswand herunter. Während Cargill ihr noch überrascht zusah, öffnete sie die dahinterliegende Luke nach außen und trat ins Freie. Eine feuchte Meeresbrise drang ins Schiff, und er hörte nun ganz deutlich das Tosen der Brandung. Nach ein paar Minuten kam das Mädchen wieder zurück. Sie blieb vor ihm stehen. »Du kannst hinausgehen, wenn du willst«, sagte sie. Sie blickte ihn finster an. »Aber versuche nicht davonzulaufen. Du würdest nicht weit kommen. Und es täte mir leid, wenn dich Pa erschießt.«
    »Wohin sollte ich schon fliehen?« brummte Cargill. »Ich fürchte, ihr habt mich von jetzt an auf dem Hals.« Er beobachtete heimlich, wie sie das aufnahm. Sie schien zweifellos erleichtert. Das war zwar keine positive Reaktion, aber sie war sehr aufschlußreich für ihn und bestätigte seine Annahme, daß Lela Bouvy froh war, auch noch jemand anderen außer ihrem Vater an Bord zu haben.
    Während er mit klirrenden Ketten zur Luke humpelte, dachte er über seinen Plan nach, das Vertrauen des Mädchens zu gewinnen. Der Zweck heiligt die Mittel, sagte er sich. Ein Gefangener in seiner Lage durfte sich jedes Tricks bedienen, um seine Freiheit wiederzugewinnen. Er warf einen kurzen Blick auf die geschlossene Tür zum Maschinenraum. Er würde sicher noch dahinterkommen, wie sie sich öffnen ließ. Dann stieg er mit den geketteten Füßen vorsichtig die paar Stufen – sie waren ein Teil der Schiffshülle, der herausgeklappt war – hinunter auf den sandigen Strand.
    Den größten Teil des Abends verbrachten sie damit, Krebse und andere Meerestiere zu fangen, die sich um das Licht drängten, das Bouvy in das Wasser gehängt hatte.
    Es war eine wildromantische Gegend hier. Die Küste war felsig mit nur kleineren sandigen Abschnitten. An

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