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Der Zeitspieler

Der Zeitspieler

Titel: Der Zeitspieler Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: A. E. van Vogt
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»Überlegen Sie sich, was Sie sagen, Carmean.«
    Die Frau lachte schallend. »Ich habe schon gehört, daß du einen Zwischner geschnappt hast. Und nun, da ich ihn gesehen habe, muß ich schon sagen, daß du keinen schlechten Fang gemacht hast.«
    Lela rümpfte die Nase und erklärte mit betont gleichgültiger Stimme: »Er bedeutet mir überhaupt nichts.«
    »Oh, wirklich?« spöttelte Carmean. Spontan verlor sie das Interesse. Sie leuchtete mit ihrer Taschenlampe durch die Dunkelheit. Ihr Schein konzentrierte sich auf Papa Bouvy, der auf einem Stuhl an die Schiffshülle gelehnt saß.
    »Ah, da bist du ja«, sagte die Frau.
    »Mhm«, murmelte er nur.
    Die große Frau stolzierte zu ihm. »Willst du nicht vielleicht aufstehen und mir den Stuhl anbieten?« fragte sie. »Hast du denn überhaupt keine Manieren?«
    »Hüte deine Zunge, alte Hexe«, erwiderte Bouvy, aber seine Stimme klang gar nicht ungehalten. Er stand auf und verschwand ins Schiff. Kurz darauf kam er mit einem zweiten Stuhl zurück.
    Während seiner Abwesenheit hatte die Frau seinen Stuhl genommen und ihn die etwa zehn Meter zum Flußufer getragen. »Bring den andern auch her!« rief sie, als sie ihn aus dem Schiff heraustreten hörte. »Ich muß unter vier Augen mit dir reden. Außerdem nehme ich an, daß die beiden Turteltauben ohnehin lieber allein sein wollen.«
    Mit seltsam gequetschter Stimme erklärte Lela Cargill: »Das ist Carmean. Sie ist einer der Bosse.«
    »Was meinen Sie mit Bosse?«
    Das Mädchen schien erstaunt. »Sie sagt uns, was wir tun müssen.« Hastig fügte sie hinzu: »Natürlich hat sie uns nichts zu sagen, was unser Privatleben betrifft.«
    Cargill dachte darüber nach. Während ihres Schweigens hörte er hin und wieder Carmeans Stimme bis hierher dringen. Allerdings verstand er kaum ein Wort, außer ein paarmal »Zwischner« und »Schatten«, und dann später, »also abgemacht«. Ihre Stimme klang so drängend, daß er seine Ohren noch mehr spitzte, bis ihm die Nutzlosigkeit, sich aus Wortfetzen etwas zusammenzureimen, bewußt wurde. Er entspannte sich und murmelte: »Ich dachte, ihr Schweber führt ein freies Leben – ohne daß euch jemand herumkommandiert.«
    »Herumkommandiert ist wohl doch ein wenig zu kraß ausgedrückt!« protestierte Lela. »Aber man braucht schließlich etwas, wonach man sich richten, woran man sich halten kann.« Und ernst schloß sie: »Doch frei sind wir auf jeden Fall und nicht wie diese Zwischner in ihren Städten.« Das letztere klang ausgesprochen abfällig.
    »Was passiert, wenn ihr nicht tut, was eure Bosse sagen?« fragte Cargill gespannt.
    »Man büßt seine Vergünstigungen ein.«
    »Vergünstigungen?«
    »Nun, die Prediger würden einen abweisen. Man bekäme keine Lebensmittel mehr zugeteilt. Die Schatten würden das Schiff im Bedarfsfall nicht mehr reparieren.« Schulterzuckend fügte sie hinzu: »Na ja, und dergleichen.«
    Cargill dachte, der Prediger wegen würde er sich keine Gedanken machen. Es ging gewiß auch ohne sie. Er hielt die meisten religiösen Menschen für Pharisäer. Alle behaupteten fest, an ihre unsterbliche Seele zu glauben, aber die wenigsten führten ein Leben, das sich mit ihrem Glauben vereinbaren ließ.
    Lelas Hinweis auf die Lebensmittelzuteilung gab ihm mehr zu denken auf. Er hatte bisher den Eindruck gewonnen, daß die Schweber sich, was sie zu essen brauchten, aus dem Meer, den Flüssen und der Wildnis holten. Das sicherte ihnen zwar nicht das ganze Jahr hindurch frische Kost, aber ihre Kühlschränke boten ausreichend Platz zur Lagerung, so daß sie immer genügend zu essen haben müßten. In letzterem allerdings lag ein Haken – wenn die Schatten ihre Schweber nicht reparierten, konnte das katastrophal werden. Die einzige Lösung, sollte man zumindest annehmen, läge darin, zu lernen ihre Schiffe selbst zu reparieren. Es war wahrhaftig erstaunlich, daß eine so große Zahl von Menschen sich in ein solches Abhängigkeitsverhältnis hatte manövrieren lassen. Es war jedoch nicht die materielle Seite, die den Ausschlag gab, sondern die geistige Einstellung dieser Menschen. Sie, wie so viele von ihnen, waren die Sklaven ihrer eigenen inneren Haltung.
    Schließlich sagte Cargill: »Weshalb erkennen die Schatten die Autorität Carmeans und der anderen Bosse an?«
    »Oh, sie wollen nur, daß wir uns anständig benehmen.«
    »Aber ihr dürft ohne weiteres Zwischner einfangen?«
    Das Mädchen zögerte. »Niemand scheint sich eines Zwischners wegen Gedanken zu

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