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Der Zeitspieler

Der Zeitspieler

Titel: Der Zeitspieler Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: A. E. van Vogt
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auswählte, war so groß wie die anderen auch: fünf Räume und zwei Badezimmer. Er sah sich nur flüchtig darin um und entdeckte dabei ein Videophon. Auf einem der Schalter stand das Wort »Auskunft«. Er drückte darauf. In schneller Reihenfolge huschten Namen und Nummern der Teilnehmer über den Schirm. Als er zu G kam, schaltete er auf langsamer. Es gab unheimlich viele Namen, die mit Gra begannen, doch ein Grannis war nicht dabei.
    »Aber das ist doch unmöglich«, fluchte Cargill vor sich hin. Ich muß ihn unbedingt finden, ehe mir jemand die verdammte Losung übermitteln kann. Jetzt könnte er noch eine Waffe auf Grannis anlegen, ehe der auch nur Böses ahnte und sich durch seine Schattenform schützte. Als Mensch war er auf jeden Fall verwundbar. Es muß doch einen Grund geben, wieso sein Name nicht aufgeführt ist. Wenn ich nur jemanden fragen könnte!
    Die Uhr in seinem Apartment zeigte zehn Minuten nach zehn an. Er erschrak. Angenommen, sie hatten heute Mittag als die Stunde Null gewählt?
    Hastig verließ er sein Apartment durch eine Tür, die direkt auf eine Straße, ein Einkaufszentrum offensichtlich, führte. Er hatte kein Bedürfnis, die aufschlußreichen Schaufenster näher zu betrachten, dazu war er in viel zu großer Eile, denn was er tun mußte, mußte schnell getan werden, wenn er auch keine Ahnung hatte, wie. Er kam zu einem reinen Wohnviertel mit Gärten, in denen Kinder spielten und Erwachsene Hecken schnitten. Kein einziger Schatten begegnete ihm. Das war eine Form, die lediglich zur schnellen Fortbewegung und im Fall von Gefahr angenommen wurde. Cargill fragte sich, in wieviel Sekunden es zu bewerkstelligen war.
    An allen Hausschildern suchte er nach dem Namen Grannis. Je näher der Mittag kam, desto mehr sah er ein, daß ein Mann, dessen Namen selbst von der Auskunft geheimgehalten wurde, nicht aufs Geratewohl gefunden werden konnte.
    Schließlich gab er die Suche auf und rannte zu seinem Apartment zurück. Er beschloß, sich darin einzusperren und weder aufzumachen, noch das Video zu beantworten, bis zwölf Uhr vorbei war, damit niemand ihm die Losung geben konnte. Er hatte das dumpfe Gefühl, daß er einen Fehler gemacht hatte, indem er das Apartment überhaupt verließ.
    Als er sich dem Würfelbau näherte, war es zwanzig Minuten vor zwölf. Kalter Schweiß rann ihm über den Rücken. Vor dem Eingang zu einem der großen Rundbauten hatten sich mehrere hundert Menschen versammelt.
    »Was gibt es hier?« fragte Cargill. Der Angesprochene lächelte ihn freundlich an. »Wir warten auf die Bekanntmachung«, erklärte er ihm. »Wir erhielten Nachricht aus der Zukunft über die heutigen Wahlergebnisse und warten auf die Bestätigung.«
    Cargill eilte weiter. Sie hatten also Wahlen, dachte er ein wenig zynisch, bis das Wort Zukunft haften blieb. Aber Lan Bruch hatte doch gesagt, es gäbe keine Zukunft. Die Tatsache, daß ein Wahlergebnis bekanntgemacht worden war, warf ein zweifelhaftes Bild auf diese Menschen seines Erlebnisses im Jahre 7301 und auf dessen Wirklichkeit überhaupt.
    Endlich erreichte er sein Apartment. Als er durch die Tür trat, forderte eine Stimme aus dem Videophon ihn auf: »Kommen Sie umgehend in Zimmer 1, Gebäude C. Grannis läßt Sie bitten ...«
    Nach seinem ersten Schrecken beschloß Cargill eilig zu üben, die Schattenform anzunehmen. Dann werde ich die Millionenröhre auf Grannis anlegen, dachte er, und dann ... Es schien ihm, er hatte keinen anderen Ausweg, als Grannis zu töten, selbst wenn tatsächlich jemand aus der Zukunft kam, um eine Wahl abzuhalten. Alles, was bisher geschehen war, hatte er durch seine eigenen Handlungen herbeigeführt. Auch das Wissen über die Paradoxie entband ihn nicht von der Verantwortung, bis er persönlich getan hatte, was erforderlich war. Bis jetzt beschäftigte ihn nur die bevorstehende nationale, sowohl als auch persönliche Katastrophe, die die Zwischner herbeiführen würden.
    Cargill verließ sein Apartment und fragte einen Passanten nach Gebäude C, das er nach wenigen Minuten erreichte. In Zimmer 1 erwartete ihn ein sympathischer älterer Herr mit grauen Schläfen. Cargill schätzte ihn auf sechzig. Er bat Cargill nicht, sich zu setzen, sondern stand selbst auf.
    »Ich werde alt«, sagte er zu Cargill. »Trotz meiner Aktivität und obwohl ich insgesamt etwa tausend Jahre gelebt habe, hat mich das Alter jetzt doch eingeholt. Ich dachte nie, daß das geschehen würde.«
    Er grinste verschmitzt. »Seit siebenundachtzig Jahren

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