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Der Zeitspieler

Der Zeitspieler

Titel: Der Zeitspieler Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: A. E. van Vogt
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hinunter auf einen Marmorkorridor, an dem sich rechts und links durchsichtige Kunststofftüren befanden. In dem als Empfang gekennzeichneten Raum saß eine Frau hinter einem riesigen Schreibtisch. Ein wenig nervös nannte ihr Cargill seinen Namen und wartete, bis sie eine Akte hervorkamte.
    »Sie bekommen Ihre Ausbildung in Kabine 11«, erklärte sie ihm. »Gehen Sie rechts den Gang entlang.« Sie lächelte ihm zu. »Viel Glück!«
    Seine Schritte dröhnten auf dem Marmorboden. Auf dem Weg zur Schattenstadt hatte er befürchtet, nur kaltem, fremdartigen Intellekt zu begegnen, dabei waren die Menschen hier die freundlichsten und ausgeglichensten, mit denen er je zusammengekommen war. Das machte ihn unsicher, denn es paßte absolut nicht zu der schonungslosen Therapie, zu der er ursprünglich hierhergeholt worden war. Und doch war auch das fröhliche Kind im Park so normal gewesen. Er spürte den Druck der wachsenden Krise. Was sollte er nur tun?
    Er hatte Kabine 11 erreicht. Zögernd öffnete er sie und trat ein.
     

 
17.
     
    Die Kabine war etwas größer als das Büro Moiras im Flughafengebäude, aber in der Ausstattung ähnlich. Es gab einen Schreibtisch, einen Stuhl (nicht zwei, wie bei Moira), und eine zweite Tür – er fragte sich, ob sie auch zu einem entfernten Ort führte. An der Wand links von ihm hing ein Spiegel. Er drückte die Klinke der zweiten Tür herunter, aber sie ging nicht auf. Als er sich umdrehte, forderte ihn eine Stimme aus der Luft, unmittelbar neben ihm, auf, sich zu setzen. Obgleich die Stimme durchaus freundlich klang, spürte Cargill, wie er sich verkrampfte.
    »Stehen Sie auf!« sagte die Stimme.
    Tiefste Dunkelheit herrschte plötzlich. Da schob sich etwa einen dreiviertel Meter vor Cargills Augen ein Strom von Strahlungsenergie vorbei. Sie war ein hauchzartes Netzwerk aus Leuchtkraft und sah aus wie die Glühfäden einer Röhre außerhalb ihres Vakuumraums.
    »Sie sehen hier den Elektronenfluß in einer Vakuumröhre«, erklärte die Stimme. »Passen Sie auf.«
    Die Richtung des Stroms wechselte. Er folgte jetzt auffallenden Krümmungen und schien sich um eine Art Achse zu drehen. Mehrere Sekunden vergingen, ehe Cargill erkannte, daß der Strom sich spiralenförmig bewegte.
    »Es ist eine alte mathematische Erkenntnis, daß zwei Kräfte, die im rechten Winkel auf ein Objekt einwirken, dessen diagonale Bewegung verursachen. Und so kann ein mal eins gleich eineinhalb oder ein Bruchteil davon sein, etwas anderes jedenfalls als in der klassischen Mathematik. Sehen Sie, wie wir jetzt die Spiralen näher zusammenbringen.«
    Cargill hatte sie für ganz eng beisammen gehalten. Aber als er jetzt auf die Glühfäden starrte, schien sich die leuchtende Spiralenlinie noch ein bißchen mehr zusammenzuziehen. »Ein mal eins mal eins mal eins mal null«, sagte die Stimme, »ist eine Million.«
    Noch enger drängten die Glühfäden sich zusammen.
    »... ist gleich eine Milliarde«, fuhr die Stimme fort. »Und nun überlagern wir es mit gewöhnlichem Infrarotlicht, das von einer winzigen Batterie gespeist wird – und wir haben eine Strahlenwaffe.«
    Die Umrisse eines Strahlengeschützes leuchteten in der Dunkelheit, und Cargill sah, wie die Röhre hineingeschoben wurde und wie die Batterie die Energie lieferte.
    »Jetzt überlagern wir ein Magnetfeld«, erklärte die Stimme, »und können Stahl biegen und formen.«
    Cargill beobachtete, wie es getan wurde.
    »Wir überlagern normales Sonnenlicht – und bekommen so einen Sonnenmotor, den Antrieb der Schweber. Eine größere Zahl von Energiemöglichkeiten bietet sich von selbst an.«
    In rascher Folge wurden drei vorgeführt: die Funktionsweise des Volors; eine Radantriebsmethode; und die Aufprägung von Gedanken.
    »Möchten Sie vielleicht diese verschiedenen Methoden mit Ihrem eigenen Geist durchführen? Wir stellen eine Millionengehirnmusteröhre auf die somaesthenischen Zentren des Parietallappens der linken Hemisphäre Ihres Gehirns ein – der linken deshalb, weil Sie Rechtshänder sind – und erzeugen so eine Nervenröhre, deren Strommuster mit dem der Millionenröhre identisch ist. Da Sie in Ihrem normalen Körper nicht in der Lage sind, den Fluß dieser organischen Röhre mit anderen Schwingungen zu überlagern, verändern wir ganz leicht die Atomstruktur Ihres Körpers. Durch Anzapfung der ausgestrahlten Energie des Pyramidenschutzschirms sind Sie nun imstande, Schattenform anzunehmen. Für das erstemal haben wir ein wenig nachgeholfen.

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