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Der Zeitspieler

Der Zeitspieler

Titel: Der Zeitspieler Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: A. E. van Vogt
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stillhalten.
    Irgendwie wußte er genau, was er tun mußte. Er nahm zuerst einen kleinen Teil der Skizze hoch und löschte den Rest aus. Dann hob er die automatische Bewegung dieses Teilchens hervor und versuchte schließlich, sie zeitweilig anzuhalten. Bei seinem dritten Versuch gelang es ihm ohne Schwierigkeiten.
    Sofort brachte er sich die gesamte Skizze vor Augen und hob die automatische Bewegung in den größeren Teilen hervor. Es war ihm möglich, auch sie zur Ruhe zu bringen.
    Was habe ich damit erreicht, fragte er sich.
    Er schwebte irgendwie immer noch über der bleichen Betty Lane und der Leiche Morton Cargills. Er blickte sich um, da bemerkte er, daß mehrere Dutzend Energiefäden aus der Ferne sich mit dem toten Körper verbanden. Ohne darüber nachzudenken, wußte er, daß ihre Kraftquellen weit entfernt in der Raumzeit zu suchen waren.
    Mit einem komplexen Stromstoß unterbrach Cargill die einfließenden »Verbindungen«. Die erste verriet den überraschten Gedanken Lan Bruchs: Er hat uns geschlagen. Die zweite huschte vorbei, und ihre Aussage war in etwa: Ich halte es nicht für richtig, daß die Raumstädte eingreifen.
    Die Nachrichten auf den anderen Verbindungswegen waren schwieriger in Worte zu fassen, aber ihre Bedeutung war in etwa, daß es nie zuvor eine ähnliche Unterbrechung gegeben hatte. Ein Gelächter verbreitete sich auf dieser Wellenlänge. Es war zwar ohne Humor, aber mit sarkastischem Verständnis. Die Bedeutung des Gelächters und des Verständnisses wurde Cargill plötzlich klar. Sie verrieten ihm, daß er einige der Regeln des Spiels gelernt hatte und deshalb zumindest zu einem Unterspieler geworden war.
    Irgendwo sagte eine kraftvolle Stimme: »Kommt, wir ändern die Regeln jenes Universums.«
    Und die Antwort echote auf der gleichen Wellenlänge: »Er macht bereits seine eigenen Regeln.«
    »Das ist der sicherste Weg, aus dem Spiel entfernt zu werden«, erwiderte die erste Stimme.
    Cargill dachte grimmig: Lan Bruch glaubt also, er sei von mir geschlagen worden. Gut. Dann braucht er auch nicht zu wissen, was der Mann gesagt hatte. Die Kontrolle ist bei einem gewissen Energiestand unterbrochen worden.
    Angespannt dachte er weiter: Es gibt überhaupt niemand anderen in meinem Universum. Alle diese Gedanken sind meine eigenen. Ich spiele dieses Spiel, und ich bin alle Spielfiguren und alle Spieler und ich bin ...
    Nein, er durfte sich diese Vorstellung nicht weiter ausmalen. Er bemühte sich, nicht zu wissen, was er gedacht hatte. Er vereinbarte mit sich, daß er sich daran nicht erinnern würde. Er verschärfte jene Regeln des Spiels, die es erforderlich machten, daß er diese Erinnerung vor sich selbst verbarg. Er überlegte sich einige Methoden, mit denen er sich ein für allemal bestrafen konnte, weil er, wenn auch nur flüchtig, enthüllt hatte, daß ...
    Was eigentlich? Er konnte sich nicht entsinnen.
    Er öffnete die Augen und blickte zu den beiden Schatten hoch, die die Therapie durchgeführt hatten. Einer verließ wortlos die Zelle. Der andere blickte auf Cargill hinab und befahl ihm, sich aufzusetzen.
    Als Cargill gehorchte, spürte er die Veränderung in sich. Er fühlte sich erfrischt und energiegeladen und voll wunderbarer Lebenskraft. Die Millionenröhre war auf ihn gerichtet gewesen, um ihn zu instruieren, weshalb er dieses Todeserlebnis durchmachen mußte. Er wußte nun genau, daß er völlig entspannt gewesen war, während Betty Lane durch eine Katharsis geheilt worden war.
    Das war eine uralte Methode. Die Bestrafung ist auch unter Tieren üblich, und wenn keine erfolgt, setzt sich die Neurose im Gehirn des Tiers genauso tief fest wie bei einer ähnlichen Situation bei einem Menschen. Ein Elefantenbulle, der Führer seiner Herde, der von einem stärkeren Bullen angegriffen und in den Dschungel gejagt wird, entwickelt sich nach einer Weile zum Mörder, weil die Ungerechtigkeit seiner Vertreibung ihn innerlich fertigmacht. Es gab schon eine Hölle, ehe man überhaupt an einen Himmel dachte. Früher wurde ein Dieb aufgehängt, weil er einen Shilling gestohlen hatte – bis der Shilling nicht mehr als beachtenswerte Summe angesehen wurde. Das Moralprinzip änderte sich natürlich. Das Verbrechen der einen Generation mochte in der nächsten als allgemein gebräuchlich angesehen werden, und so kam es automatisch zu unzähligen Erleichterungen für die erblich belasteten Nachkommen jener, denen keine Satisfaktion, keine Katharsis zuteil geworden war. Aber es gibt ewige

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