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Der Zeitspieler

Der Zeitspieler

Titel: Der Zeitspieler Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: A. E. van Vogt
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Grundwahrheiten. Mord mußte gesühnt werden. Schwere Sittlichkeitsverbrechen prägten sich den Genen ein. Revolutionen und Kriege, Nichtachtung der Menschlichkeit, mußten bitter bezahlt werden. Desaster erschütterten das Universum, und ihre Schockwellen breiten sich immer weiter aus, genau wie die untergegangenen Reiche Äonen lang zu spüren sind.
    Dem Bestohlenen widerfährt Katharsis, wenn der Dieb gefangen und eingesperrt wird ... Auch dem Inhaftierten, dessen Schuld durch seinen Freiheitsentzug gesühnt wird, wird innere Erleichterung zuteil ...
    Nur, hier stimmte eine Kleinigkeit nicht. Als Cargill sich völlig entspannt aufsetzte, wurde ihm klar, daß er noch etwas tun mußte.
    Der »Schuldige« in diesem Fall hatte die Handlung noch gar nicht begangen, die es Morton Cargill ermöglichte, ins vierundzwanzigste Jahrhundert zu kommen.
     
    In einer dunklen Nacht des zwanzigsten Jahrhunderts huschte ein Schatten durch die Straßen von Los Angeles. Er brauchte eine Weile, bis er die richtige Bar gefunden hatte. Er konnte sich nicht mehr sehr klar daran erinnern, wo er an jenem Abend gewesen war, als alles seinen Anfang nahm. Plötzlich erkannte er jedoch das Haus wieder. Er spähte durch die Wand hindurch und sah Morton Cargill an der Bar sitzen. Von Marie Chanette war nichts zu sehen.
    Das verwirrte den Schatten Grannis-Cargill. Er stellte sich in einen Torbogen auf der anderen Straßenseite und überlegte, was er tun sollte. Er wurde sich nun bewußt, daß er absichtlich jede Erinnerung an diesen Abend verdrängt hatte. Irgendwie hatte er gewußt, daß er sich früher oder später ins zwanzigste Jahrhundert versetzen mußte, um dafür zu sorgen, daß alles geschah, wie es geschehen war. Er mußte sichergehen, daß Marie Chanette auch wirklich starb.
    Cargill dachte erschüttert: werde ich ihren Tod wirklich zulassen, wenn ich weiß, daß ich ihn bis zum Augenblick des eigentlichen Unfalls verhindern könnte? Diese Frage machte ihm sehr zu schaffen und beschwor eine Krise herauf. Es muß sein, mahnte er sich. Wenn ich jetzt versage, bringe ich die ganze Zukunft durcheinander. Er war davor gewarnt worden, Ereignisse zu verändern. Veränderungen bedurften eines geschlossenen Kreises. Kleinere Veränderungen konnten über eine größere Zeitspanne hinweg durchgeführt werden – Versuche durch Schattenteams hatten ergeben, daß Gegenstände, Menschen und andere Lebensformen offenbar ohne besondere Folgen von einem Ort zum anderen, oder von einer Zeit in eine andere versetzt werden konnten. Doch auf keinen Fall durfte man etwas an einem Lebenszyklus ändern, von dem man wußte, daß er bereits beendet war. Wenn der Tod einer Person so weit zurücklag, daß der Körper schon zersetzt war, mußte man die Finger von ihr lassen.
    Es war bekannt, daß Marie Chanette tödlich verunglückt war. Die Unterlagen über ihren Tod hatten bereits zu einer Diagnose geführt, der zur Folge Morton Cargill einer Reihe von Erlebnissen ausgesetzt gewesen war. Wichtiger noch, ihr Tod war das erste Geschehnis des geschlossenen Kreises, in den er alle weiteren Ereignisse logisch eingefügt hatte.
    Grannis-Cargill starrte auf die dunkle Straße. Düster erkannte er, daß er in dieser Angelegenheit gar nicht so logisch dachte. Was konnte schließlich schon passieren? So vieles war bereits geschehen. Es wäre doch lächerlich, wenn eine Änderung mehr oder weniger viel ausmachen würde. Die Schattenforscher waren eben übervorsichtig. Er konnte sich vorstellen, daß sich, ehe wirklich wissenschaftliche Untersuchungen angestellt wurden, vieles zugetragen hatte, mit dem die Experten jetzt gar nicht einverstanden wären ... Nun, vielleicht stimmte das nicht ganz. Das gesamte Schattenphänomenon mußte schon von Anfang an durch Wissenschaftler durchgeführt worden sein. Ein anderer hatte gar nicht über die Möglichkeit verfügt.
    Er war immer noch unentschlossen, als der angeheiterte Leutnant Cargill aus der Bar auf die Straße torkelte.
    Aber wo war das Mädchen?
    Der Schatten Grannis-Cargill verstand plötzlich. Aufgeregt versetzte er sich zum Unfallort. Er sah den zusammengedrückten Wagen sofort. Marie Chanette war schon mindestens eine Stunde tot.
    »Ich hatte überhaupt nichts damit zu tun gehabt!« rief Grannis-Cargill laut. »Ich hatte das Mädchen nicht einmal gesehen. Sie verursachte den Unfall ganz allein.« Er war nun ehrlich verblüfft. Daran hätte er nie gedacht. Es komplizierte nur, was er jetzt tun mußte: nämlich

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