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Der zerbrochene Himmel

Der zerbrochene Himmel

Titel: Der zerbrochene Himmel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrea Camilleri
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für eine schöne Nichte ich habe!«

    Er wollte absolut sicher sein wegen dem, was er dachte. Nach dem Mittagessen ging Papà in den Club, und Marietta sagte, sie würde sich ein bißchen hinlegen, weil sie müde geworden sei. Michilino antwortete, daß auch er weggehen würde, um ein paar Schritte zu gehen.
      »Geh doch, wohin du willst, mich interessiert das nicht die Bohne«, war die Antwort der Cousine.
      Die Kirche war menschenleer, nicht einmal die üblichen alten Frauen waren da. In der Sakristei saß Padre Jacolino auf einem Stuhl und schlief schnarchend. Michilino hatte keinerlei Absicht, ihn aufzuwecken und ihm zu sagen, daß er beichten wollte, denn dann hätte der Geistliche ihn erkannt. Besser war es zu warten. Er saß ganz hinten und kontrollierte, wer vorbeiging. Und wirklich kam nach einer halben Stunde eine alte Frau, die sich umschaute und, weil sie niemanden sah, Michilino fragte: »Nimmt Padre Jacolino die Beichte ab?«
      »Das weiß ich nicht. Jedenfalls ist Padre Jacolino in der Sakristei.«
      Nach einer Weile kamen der Geistliche und die alte Frau aus der Sakristei. Der Geistliche ging in den Beichtstuhl, die Alte kniete sich hin. Als sie nach der Beichte aufstand, nahm Michilino rasch ihren Platz ein.
    »Ich will beichten.«
      »Dann beichte doch, wer hindert dich daran?« sagte Padre Jacolino übelgelaunt. Die alte Frau hatte ihn mit Sicherheit geweckt, als er selig schlief.
    »Hast du dich bekreuzigt?«
    »Habe ich.«
    »Welche Sünden hast du begangen?«
    »Zuerst will ich etwas fragen.«
    »Nachher. Erst mal beichtest du.«
      »Wenn Euer Hochwürden mir keine Antwort gibt, weiß ich nicht, ob das, was ich getan habe, Sünde ist oder nicht.«
      »Mein Sohn, Zweifel dieser Art darf man nicht haben. Der Gebote sind zehn, da irrt man nicht. Welches Gebot ist es, das dir Kopfzerbrechen bereitet?«
    »Du sollst nicht Unkeuschheit treiben.«
      »Ah, das ist ein Gebot, das allen Kopfzerbrechen bereitet. Also dann, stell mir deine Frage.«
      »Wenn ein Mann und eine Frau verheiratet sind und diese Sachen tun, begehen sie dann eine Sünde?«
      »Aber woher denn! In der Ehe ist das nicht nur erlaubt, sondern es ist sogar eine Pflicht! Ja, man spricht dabei sogar von der Erfüllung der ehelichen Pflichten. Und eine verheiratete Frau muß es tun, wenn ihr Mann es will, sie kann sich nicht verweigern.«
      »Und wenn diese verheiratete Frau sich in einen anderen Mann als den Ehemann verliebt und mit ihm eheliche Pflichten erfüllt, ist das dann Sünde? Und wenn es Sünde ist, welche Art von Sünde ist es dann?«
      »Was stellst du dir eigentlich vor? Was legst du dir da zurecht? Wenn eine verheiratete Frau mit einem Mann geht, ganz gleich, ob auch er verheiratet ist oder ledig, erfüllt sie mit ihm nicht die eheliche Pflicht, sondern begeht Ehebruch! Und das ist eine Todsünde! Eine ganz furchtbar schlimme Todsünde! Diese Frau geht schnurstracks in die Hölle, mitsamt ihren Schuhen! Aber bist du denn, klein wie du bist, wie ich an deiner Stimme erkennen kann, mit einer verheirateten Frau gegangen?«
    »Nein.«
    »Na, zum Glück!«
    »Kann ich eine weitere Frage stellen?«
    »Die letzte. Danach beichtest du.«
      »Wenn ein Junge und ein Mädchen verlobt sind, dürfen sie dann Liebe machen?«
    »Was heißt das, Liebe machen?«
    »Daß sie das gleiche tun wie Verheiratete.«
      »Oh nein, das dürfen sie so lange nicht, wie sie nicht verheiratet sind.«
    »Und wenn sie's trotzdem tun?«
      »Dann machen sie keine Liebe, sondern treiben unanständige Dinge. Und sie begehen eine Sünde.«
    »Eine läßliche?«
      »Eine läßliche? Die Reinheit verlieren, die Unschuld verlieren, ist das eine läßliche Sünde? Das ist eine furchtbare Todsünde! Los jetzt, beichte, es reicht jetzt mit der Fragerei. Was denn nun? Was denn nun? Redest du jetzt oder nicht?«
      Da er keinerlei Antwort erhielt, steckte Padre Jacolino den Kopf aus dem Beichtstuhl. Die Kirche kam ihm verlassen vor. Da stand er auf und ging zurück in die Sakristei, in der Hoffnung, noch eine Viertelstunde schlafen zu können.

    Hinter einer Säule hockend, weinte Michilino aus tiefer Verzweiflung. Er war betrogen worden! Marietta hatte ihm Lügen erzählt, nur um ihn dazu zu bringen, unanständige Dinge mit ihr zu tun. Sie hatte ihn dazu gebracht, daß er seine Unschuld verloren hatte, seinen Fels, wie der Bischof Vaccaluzzo gesagt hatte. Und jetzt war er ein großer Sünder. Wie Mamà. Denn auch wenn

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