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Der zerbrochene Himmel

Der zerbrochene Himmel

Titel: Der zerbrochene Himmel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrea Camilleri
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Bettes anfing, einen Duft von Frau auszusenden. Und dieser Duft löste bei Michilino inzwischen einen Brechreiz aus. Er mußte unbedingt den Mut finden, alleine zu schlafen.

    In dem Strumpf von Onkel Stefano fand er zwei Münzen von jeweils zwanzig Cents vor, in dem von Nonno Filippo fand er nur eine einzige, aber die war eine halbe Lira. Danach gingen Marietta und Michilino nach Hause, sprachen aber immer noch nicht. Sobald sie die Tür geöffnet hatten, sah der Junge, daß Papàs Mantel und Hut da hingen. Und Papà, der sie ins Haus kommen gehört hatte, rief ihn aus dem Schlafzimmer. Er lag angezogen auf dem Bett.
      »Ich habe mich ein bißchen hingelegt, weil ich so müde war. Zieh dir die Schuhe aus und klettere zu mir.«
      Als Michilino neben ihm lag, umarmte Papà ihn und gab ihm einen Kuß.
    »Wo ist Marietta?«
    »Wohl in ihrer Kammer.«
    »Marietta!« rief Papà.
    »Ich komme, ich komme, ich zieh mich nur um!«
      Sie erschien in einer halb geöffneten Bluse, durch die man den Büstenhalter sehen konnte.
      »Warum hast du dich hingelegt, Onkel Giugiù? Bist du ermüdet?«
    »Ja.«
      Und während Marietta sich über ihn beugte, um ihm einen Kuß zu geben, packte Papà sie am Arm und zog so lange daran, bis das Mädchen neben ihm saß, genau auf dem Bettrand. Papà legte eine Hand auf ihren Schenkel.
    »Hat Michilino dich geärgert?«
      »Nein«, sagte Marietta, »wir sind ein Herz und eine Seele. Stimmt's nicht, Michilino?«
      Nein, er konnte keine Lüge erzählen, das beste war, von etwas anderem zu reden.
    »Weißt du, was ich im Strumpf von …«
    Papà schlug sich an die Stirn.
    »Ich hab's ja völlig vergessen!«
      Er stand auf, ging zum immer noch verschlossenen Koffer, öffnete ihn, suchte einen Augenblick, zog seinen Strumpf hervor und zeigte ihn Michilino. Er sah leer aus. Papà knüllte ihn zusammen und warf ihn zu seinem Sohn hinüber, der ihn im Flug auffing. Michilino packte ihn an einem Zipfel und ließ ihn hin und her baumeln. Er war nicht leer, eine Münze fiel heraus, die übers Bett rollte und zu Boden fiel. Michilino erkannte sie an ihrem Silberklang.
      »Fünf Lire!« sagte er, sprang vom Bett hinunter und bückte sich, um sie zu greifen.
    Jetzt war er reich, er besaß zehn Lire und neunzig Cents.
    Papà hatte wieder angefangen, im Koffer herumzusuchen. Er zog noch einen Strumpf heraus, der ebenfalls leer aussah. Den zeigte er Marietta.
    »Für mich?«
      »Ja, Mariè, für dich. Die Befana will dir danken für alles, was du für Michilino und für mich tust.«
      Und er warf den Strumpf zu ihr hinüber. Marietta, die aufgestanden war, um ihn zu fangen, ließ, was in dem Strumpf war, in ihre linke Hand fallen. Es war eine kleine schwarze Schachtel. Marietta warf den Strumpf auf die Erde und machte die Schachtel auf. Drinnen waren zwei kleine Ohrringe, in ihrer Mitte je ein funkelnder Stein.
    »Sie sind aus Gold«, sagte Papà. »Hüte sie sorgsam.«
      Marietta sah aus wie erstarrt. Dann aber warf sie die Schachtel einfach aufs Bett, und mit einem Schrei des Glücks sprang sie auf Papà, legte beide Arme eng um seinen Hals und hielt sich an ihm fest. Papà war groß, und um ihr zu helfen, sich festzuhalten, umfaßte er sie und hielt sie auf dem Rücken, im unteren Bereich, fest. Marietta begann mit der Abküsserei des Gesichts, des Mundes, des Halses, dem Papà zunächst vergebens auszuweichen versuchte, sich danach aber, als er merkte, daß es sinnlos war, ergab und der Nichte freien Lauf ließ, die das weidlich ausnutzte. Bei diesem Anblick fühlte Michilino, wie er in Rage kam. Papà konnte sich ja überhaupt nicht vorstellen, wie gemein die da über Mamà geredet hatte! Und unversehens kehrten ihm die Worte der Witwe Sucato wie die Schneide eines Dolchs ins Gedächtnis zurück: »Bist du es jetzt, Mariè, die Giugiù Sterlini die Hörner abraspelt?«
      Ja, jetzt war es Marietta, die ihm die Hörner abraspelte, die Witwe hatte das geahnt. Und der Gehörnte ließ sie sich glücklich und zufrieden abraspeln.
    Bei Tisch machte er den Mund nicht auf, aber Papà schien das gar nicht wahrzunehmen, beschäftigt wie er war mit Scherzen und Lachen Marietta gegenüber, bei der das wenig Anmutige, das Launische und das lange Gesicht verflogen waren. Am Ende des Essens steckte sie sich die Ohrringe an.
    »Wie stehen sie mir?« fragte sie Papà.
    »Wunderschön!« sagte Papà.
      Er sah sie lange an. Dann hob er eine Hand und streichelte ihr das Gesicht. »Was

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