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Der zerbrochene Himmel

Der zerbrochene Himmel

Titel: Der zerbrochene Himmel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrea Camilleri
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es vor, daß ich aufwache und Papà und Mamà genau das gleiche machen sehe, was wir beide neulich und heute nach dem Mittagessen gemacht haben.«
      Marietta lachte ein bißchen und wurde rot. »Und was verwundert dich daran so?«
    »Ich dachte, sie würden miteinander kämpfen.«
      Diesmal mußte Marietta aus vollem Herzen lachen.»Aber warum hätten sie denn kämpfen sollen?«
      »Weil so jeder den anderen für die Sünden büßen ließ, die er während des Tages begangen hatte.«
      »Nein, Michilì, so büßt man keine Sünden. Und du, der du doch ein Junge der Kirche bist, solltest das eigentlich wissen. Was dein Vater und deine Mutter getan haben, ist etwas, wovon die Kirche will, daß sie es tun, das ist die Art, wie Kinder gemacht werden. Wußtest du das nicht?«
    »Nein.«
      »Doch wenn man das tun will, muß man verheiratet sein. Dann ist es keine Sünde.«
    »Und wie nennt man das?«
    »Je nachdem.«
    »Je nachdem von was?«
    »Wenn man verheiratet ist, nennt man das Liebemachen.«
    »Und wenn man nicht verheiratet ist?«
    Marietta zögerte ein kleines bißchen.
    »Na, dann nennt man das Vögeln oder Ficken.«
    »Dann haben wir beide also gevögelt oder gefickt.«
      »Ach woher!« platzte Marietta heraus. »Wir beide haben weder gefickt noch gevögelt, noch unanständige Dinge getrieben.«
    »Halt!« schrie Michilino beinahe.
    »Was hab' ich denn gesagt?« fragte Marietta verblüfft.
    »Erklär mir einfach nur, was unanständige Dinge sind.«
      »O heilige Muttergottes! Unanständige Dinge sind auch das, was wir getan haben oder dein Vater und deine Mutter, wenn man es mit einem oder einer tut, der nicht dein Ehemann oder die nicht deine Ehefrau ist.«
    »Wieso hast du ›auch‹ gesagt?«
      »Weil unanständige Dinge zwischen einem Mann und einem anderen Mann getan werden können, man kann sie alleine tun, indem man sich berührt, man kann es mit Tieren tun, man kann es mit …«
    »Warte«, sagte Michilino.
      Und er überlegte. Er und Gorgerino hatten keine unanständigen Dinge getan, auch wenn es so aussah, denn sie hatten ja spartanische Dinge getan, was etwas ganz anderes war und damit keine Sünde. Als er sich, was diesen Punkt betraf, vergewissert hatte, bohrte er weiter.
      »Dann sag mir, warum wir beide deiner Meinung nach keine unanständigen Dinge getan haben.«
    »Das hab' ich dir schon neulich gesagt, und ich wiederhole es gerne. Wenn zwei sich verlobt haben wie ich mit dir oder sich wirklich lieben, dann machen sie, wenn sie es machen, Liebe, so, wie wenn sie verheiratet wären. Und aus.«
      »Schon, aber weil sie eben noch nicht verheiratet sind, ist es Sünde.«
    »Aber eine leichte, eine läßliche Sünde.«
      »Aber es wäre jedenfalls besser, keine Sünde zu begehen, auch keine läßliche.«
    Marietta wußte nicht, was sie antworten sollte.
      »Und daher«, fuhr Michilino fort, »ist es besser, wenn wir nicht mehr tun, was wir heute getan haben, und wir tun es erst wieder, wenn wir verheiratet sind. Oder ich rede mit Padre Jacolino darüber und lasse mir Dispenz erteilen.«
    »Padre Jacolino gibt dir diese Dispenz nicht.«
    »Dann bedeutet es, daß wir beide nichts mehr machen.«
    »Wie du willst.«
      Marietta setzte eine eisige Miene auf. »Sind wir am Ende? Können wir gehen?«
      Und endlich fiel Michilino wieder die Frage ein, die er Marietta schon seit dem Vormittag stellen wollte.
      »Erinnerst du dich an das, was die Witwe Sucato dir in dem Geschäft des Neapolitaners gesagt hat?«
      »Ich erinnere mich nicht an das, was diese alte Sau mir gesagt hat.«
      »Sie hat dich gefragt, ob du jetzt meinem Vater die Hörner abraspelst.«
    »Ja, damit ging es los.«
      »Mariè, was bedeutet das, mein Vater hätte Hörner? Heißt das, daß er gehörnt ist?«
    »Ja.«
    »Was bedeutet das: Ein Mann ist gehörnt?«
    »Das bedeutet, daß seine Frau ihm Hörner aufgesetzt hat,
    indem sie mit einem anderen Mann zusammen war.«
      »Dann bedeutet das nach Meinung der Witwe Sucato, daß meine Mutter meinem Vater Hörner aufgesetzt hat, indem sie mit einem anderen Mann ging?«
    »Ja.«
    »Und dieser Mann war Padre Burruano?«
      »Ja«, sagte Marietta entschlossen und blickte ihm in die Augen.
      Sie hatte die Entscheidung getroffen, daß es besser war, Michilino den ganzen Vorgang zu erzählen, auch wenn es im Streit enden sollte. Michilino aber war ruhig und sicher, er wollte alles über die Angelegenheit wissen und sich danach ein

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