Der Ziegenchor
er am vorherigen Tag gekauft hatte und der, wie er Stein und Bein schwor, schlecht gewesen war. Der Fischhändler bestand darauf, daß ein echter kopaischer Aal, der unter Lebensgefahr für den Boten durch feindliche Linien geschmuggelt worden war, ein wenig streng riechen müsse, denn davon bekäme der Aal erst das Aroma, und ein richtiger Ehrenmann würde einen kopaischen Aal am Geschmack erkennen. Aristophanes erwiderte, er wisse sehr gut, wie kopaische Aale zu schmecken hätten, da er sie bereits in Gesellschaft der reichsten Männer Athens verzehrt habe, und ein richtiger kopaischer Aal führe nicht dazu, daß man sich eine halbe Stunde später wie der Ätna übergebe. Der Fischhändler, der offenbar nie ins Theater ging und deshalb nicht das Risiko erkannte, das er einging, entgegnete, daß wahrscheinlich selbst der wohlerzogenste kopaische Aal ein wenig ausgelassen werden könne, wenn ihn ein Mann von zweifelhafter Staatsbürgerschaft wie Aristophanes, Sohn des Philippos, wie ein verhungernder Hund verschlinge, anstatt ihn wie ein Ehrenmann zu zerkauen und ihn dann mit einem halben Krug unvermischtem Wein hinunterzuspülen.
Aristophanes gab den ungleichen Kampf auf und zog sich an einen Nachbarstand zurück, um Krebse zu kaufen. Ich trat von hinten an ihn heran und tippte ihm auf die Schulter. Er fuhr zusammen.
»Warum hast du das um Himmels willen getan?« schnauzte er mich an. »Ich hätte beinahe mein Kleingeld verschluckt.«
Ich entschuldigte mich und spürte, daß ich dieses wichtige Gespräch nicht in der bestmöglichen Art und Weise angefangen hatte. Aristophanes fischte sich einen Obolos aus dem Mund, bezahlte die Krebse und wandte sich zum Gehen.
»Bitte, Aristophanes«, sagte ich kleinlaut, »ich möchte mich bei dir entschuldigen, daß ich dir die Feier verdorben habe.«
»Das will ich auch gemeint haben«, entgegnete er vorsichtig. »Das war das letztemal, daß ich versucht habe, einem jungen Dichter zu helfen.«
»Mir hat jemand eine scheußliche Lüge über dich aufgetischt«, erklärte ich, »und ich war so betrunken, daß ich sie geglaubt habe.«
»Du hast aber keinen besonders betrunkenen Eindruck gemacht, als du diese Anapäste ausgekotzt hast«, erwiderte er. »Ich wußte wirklich nicht, wo ich hinsehen sollte. Kannst du dir für eine Siegesfeier ein schlimmeres Omen vorstellen? Ich kann mich glücklich schätzen, wenn ich nächstes Jahr überhaupt einen Chor bekomme.«
Ich hatte vergessen, wie abergläubisch er war, und schämte mich. »Es tut mir ehrlich leid«, murmelte ich verlegen. »Das war wirklich dumm von mir.«
»Ach, ist doch egal«, winkte er ab und zwang sich dabei zu einem Lächeln. »Was könnte schließlich ein besseres Omen sein, als in einer Parabase erwähnt zu werden? Denn das bedeutet wiederum, daß ich bestimmt einen Chor bekommen werde, warum sollte ich sonst überhaupt erwähnt worden sein? Schon gut, Eupolis. Nimm das als Ausgleich für diesen verflixten Ziegenbock.«
Er schlug mir fest auf den Rücken, und ich lächelte. »Ich bin froh, daß wir das aus der Welt geschafft haben, weil ich deinen Rat brauche.«
»Kein Problem«, willigte er herzlich ein. »Hast du eine Szene, die dir Schwierigkeiten macht?«
»Nein, darum geht es nicht.«
»Oh.« Er sah enttäuscht aus, und ich erkannte, daß er sich wirklich für meinen Werdegang interessierte.
»Nein, es geht um meine Heirat. Erinnerst du dich an das Mädchen, das…«
»Bei den Serenadensängern?«
»Ja.«
»Phaidra. Nettes Mädchen. Was ist mit der?«
»Das wollte ich eigentlich dich fragen. Ich habe überlegt, warum ein solches Mädchen, das so gut dran ist, noch nicht versprochen ist.«
Über Aristophanes’ Gesicht huschte ein Lächeln, und er legte mir einen Arm um die Schulter. »Ich habe mir gedacht, daß du dich das fragst.«
»Dann weißt du etwas darüber?«
»Zufällig kenne ich die ganze Geschichte. Gib mir einen aus, dann erzähle ich dir alles darüber.«
Also gingen wir zu einer Weinhandlung auf der anderen Straßenseite, und ich kaufte einen Krug besten Pramnianer. Wir prosteten uns zu, und er erzählte mir die ganze Geschichte. Es war genau so, wie ich es mir gedacht hatte: Phaidra war tatsächlich versprochen worden, und zwar einem wirklich fabelhaften Mann namens Amyntas. Ich hatte schon von ihm gehört, allerdings nichts Genaues.
»Ist der nicht im Krieg umgekommen?« fragte ich.
»Ja, eine furchtbare Tragödie«, antwortete Aristophanes traurig. »Er war übrigens ein
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