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Der Ziegenchor

Der Ziegenchor

Titel: Der Ziegenchor Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Holt
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Freund von mir. Fiel bei der Verteidigung eines verwundeten Kameraden. Phaidra brach das Herz.«
    »Das kann ich mir vorstellen«, warf ich ein.
    »Natürlich hatte die Familie keine offizielle Verlobung bekanntgegeben, es gab da nämlich Schwierigkeiten mit der Mitgift. Amyntas’ Familie forderte anscheinend fünfzehn Morgen, obwohl das Mädchen schon ohne jegliche Mitgift ein gutes Angebot ist. Übrigens, was bieten sie dir?«
    »Fünfundzwanzig Morgen«, antwortete ich wahrheitsgemäß. Aristophanes stieß einen Pfiff aus und fuhr fort: »Ich nehme an, die haben dir gegenüber nichts davon erwähnt, weil sie mit Phaidra eine Vereinbarung treffen mußten, nachdem sie die Todesnachricht erhalten hatte. Anscheinend war sie damals so erschüttert, daß sie nur noch weglaufen und eine Priesterin von Demeter werden wollte. Ihre Familie konnte sie davon lediglich durch das Versprechen abhalten, nie wieder seinen Namen zu erwähnen. Du weißt ja, wie Mädchen sind.«
    »Natürlich, schon klar«, erwiderte ich. »Also, danke schön. Du hast mich wirklich um eine große Sorge erleichtert.«
    »Wenn ich du wäre«, sagte Aristophanes, wobei er den restlichen Wein austrank und sich elegant das Kinn abwischte, »würde ich die Verlobung so schnell wie möglich unter Dach und Fach bringen, bevor Phaidra anfängt, an ihre verlorene Liebe zu denken und ihre Meinung ändert. Du hast vielleicht bemerkt, daß ihre Eltern ein wenig begierig darauf sind, sie unter die Haube zu bringen. Du verstehst doch jetzt den Grund dafür, oder?«
    »Durchaus. Danke schön.«
    »Keine Ursache, keine Ursache«, erwiderte Aristophanes. »Wenn man bedenkt, wie sehr ich das arme Mädchen in jener Nacht beleidigt habe, dann kann ich wenigstens heute dafür sorgen, daß sie einen anständigen Ehemann bekommt.«
    »Und was ist eigentlich mit ihren merkwürdigen Angewohnheiten, von denen du damals geredet hast…?«
    »Ach, das habe ich ganz vergessen zu erwähnen«, sagte Aristophanes. »Sie ist ja ein reizendes Kind, aber sie ist eine Koryphäe im versehentlichen Umwerfen von Vasen. Soweit ich weiß, ist das aber die einzige merkwürdige Angewohnheit, die man ihr vorhalten kann. Ist es schon so spät? Ich muß mich beeilen.«
    Ich dankte ihm nochmals und machte mich auf den Weg nach Hause, um mich mit Philodemos zu versöhnen. Auf dem Heimweg dachte ich darüber nach, daß ich nicht nur die Wahrheit über meine geliebte Phaidra herausgefunden, sondern auch einen guten und wertvollen Freund gewonnen hatte.

7. KAPITEL

     
    In der Tragödie gibt es natürlich den Brauch, einen Teil der Handlung – die Schlachten, Morde und so weiter – immer hinter der Bühne stattfinden zu lassen. Orestes zerrt Klytainestra in die Kulissen, und wir hören grauenhafte Schreie, während sich der Chor dem Publikum zuwendet und seine atemberaubend tiefsinnigen Kommentare wie ›Im Haus steht es nicht zum besten‹ abgibt. Danach gönnt uns der Dramatiker einen fünfminütigen metrischen Klagegesang, und schließlich ist das Stück zu Ende. In meiner Jugend fühlte ich mich durch diese Zimperlichkeit immer betrogen, und ich erinnere mich, wie ich mich eines Jahres von meinem Stuhl rutschen ließ (ich glaube, es war bei irgendeinem Agamemnon) und außen herum zu den Kulissen rannte, weil ich sehen wollte, wie dem König der Schädel gespalten wurde. In der gemalten Hintergrundkulisse entdeckte ich einen kleinen Riß und blickte hindurch, aber alles, was ich sah, war der Schauspieler, der sich hastig Maske und Umhang herunterriß, um in das Botenkostüm zu wechseln.
    Deshalb bin ich jetzt versucht, dem Brauch in der Tragödie zu folgen und meine Hochzeit hinter dem Vorhang stattfinden zu lassen. Flöten. Der Fackelzug schlängelt sich um die Orchestra herum und durch die linke Tür hindurch, die sich daraufhin schließt, im Haus steht es nicht zum besten. Was soll’s? Jeder Narr kann Tragödien schreiben. Um eine Komödie zu schreiben, braucht man Mut.
    An die Hochzeit selbst erinnere ich mich eigentlich kaum noch. Es war ein milder Abend, nicht zu warm, und ich hatte jene Art Kopfschmerzen, die alles andere vollkommen nebensächlich erscheinen läßt. Von Anfang an war klar, daß die ganze Geschichte in einer einzigen schrecklichen Katastrophe enden würde; wenn man bedenkt, daß ich an jenem Morgen auf dem Marktplatz feststellen mußte, daß mein Name auf der Einberufungsliste aufgeführt worden war, konnte man allerdings auch nichts anderes erwarten.
    »Wohin gehen wir

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