Der Zirkulationsprozess des Kapitals
kaufen (d.h. in kontinentaler Ausdrucksweise auf meist 99 Jahre mieten), bis zu 100 oder 200 Häuser darauf errichten und sich so auf eine Unternehmung einlassen, die sein Vermögen um das zwanzig- bis fünfzigfache übersteigt. Die Fonds werden beschafft durch Aufnahme von Hypotheken, und das Geld dem Unternehmer zur Verfügung gestellt im Maß, wie der Bau der einzelnen Häuser fortschreitet. Kommt dann eine Krisis, die die Einzahlung der Vorschußraten zum Stocken bringt, so scheitert gewöhnlich die ganze Unternehmung; im besten Fall bleiben die Häuser unvollendet bis auf beßre Zeiten, im schlimmsten kommen sie unter den Hammer und werden zum halben Preis losgeschlagen. Ohne Spekulationsbau, und das auf großer Stufenleiter, kann heute kein Unternehmer mehr vorankommen. Der Profit aus dem Bauen selbst ist äußerst gering; sein Hauptgewinn besteht in Steigerung der Grundrente, in geschickter Auswahl und Ausnutzung des Bauterrains. Auf diesem Wege der die Nachfrage nach Häusern antizipierenden Spekulation sind fast ganz Belgravia und Tyburnia und die zahllosen Tausende von Villen um London gebaut worden. (Abgekürzt aus »Report from the Select Committee on Bank Acts«. Part I, 1857, Evidence, Fragen 5413-5418, 5435-5436.)
Die Ausführung von Werken von bedeutend langer Arbeitsperiode und großer Stufenleiter fällt erst vollständig der kapitalistischen Produktion anheim, wenn die Konzentration des Kapitals bereits sehr bedeutend ist, andrerseits die Entwicklung des Kreditsystems dem Kapitalisten das bequeme Auskunftsmittel bietet, fremdes statt sein eignes Kapital vorzuschießen und daher auch zu riskieren. Es versteht sich jedoch von selbst, daß der Umstand, ob das der Produktion vor geschoßne Kapital seinem Anwender gehört oder nicht gehört, auf Umschlagsgeschwindigkeit und Umschlagszeit keinen Einfluß hat.
Die Umstände, welche das Produkt des einzelnen Arbeitstags vergrößern, wie Kooperation, Teilung der Arbeit, Anwendung der Maschinerie, verkürzen zugleich die Arbeitsperiode bei zusammenhängenden Produktionsakten. So verkürzt Maschinerie die Bauzeit von Häusern, Brücken etc.; die Mäh- und Dreschmaschine etc. verkürzen die Arbeitsperiode, erheischt, um das gereifte Korn in fertige Ware zu verwandeln. Verbesserter Schiffsbau verkürzt mit vermehrter Geschwindigkeit die Umschlagszeit des in der Schiffahrt ausgelegten Kapitals. Diese Verbesserungen, welche die Arbeitsperiode und daher die Zeit verkürzen, für welche zirkulierendes Kapital vorgeschossen werden muß, sind jedoch meist verbunden mit vermehrter Auslage von fixem Kapital. Andrerseits kann die Arbeitsperiode in bestimmten Zweigen verkürzt werden durch bloße Ausdehnung der Kooperation; die Fertigstellung einer Eisenbahn wird dadurch verkürzt, daß große Arbeiterarmeen auf die Beine gestellt werden und das Werk daher vielseitig im Raum angegriffen wird. Die Umschlagszeit wird hier verkürzt durch Wachstum des vorgeschoßnen Kapitals. Mehr Produktionsmittel und mehr Arbeitskraft müssen unter dem Kommando des Kapitalisten vereint sein.
Wenn die Verkürzung der Arbeitsperiode daher meist mit Vergrößerung des für die kürzre Zeit vorgeschoßnen Kapitals verbunden ist, so daß, im Maß wie die Vorschußzeit sich verkürzt, die Masse, worin das Kapital vorgeschossen wird, sich vergrößert – so ist hier zu erinnern, daß, abgesehn von der vorhandnen Masse des gesellschaftlichen Kapitals, es darauf ankommt, in welchem Grade die Produktions- und Lebensmittel, resp. die Verfügung darüber, zersplittert oder in den Händen individueller Kapitalisten vereinigt sind, also welchen Umfang die Konzentration der Kapitale bereits erreicht hat. Insofern der Kredit die Konzentration von Kapital in einer Hand vermittelt, beschleunigt und steigert, trägt er dazu bei, die Arbeitsperiode, und damit die Umschlagszeit, abzukürzen.
In Produktionszweigen, wo die Arbeitsperiode, sei sie nun kontinuierlich oder unterbrochen, durch bestimmte Naturbedingungen vorgeschrieben ist, kann keine Verkürzung durch die oben angegebnen Mittel stattfinden.
»Der Ausdruck: rascherer Umschlag, kann nicht auf Kornernten angewandt werden, da nur ein Umschlag im Jahr möglich ist. Was den Viehstand angeht, wollen wir einfach fragen: Wie ist der Umschlag zwei- und dreijähriger Schafe und vier- und fünfjähriger Ochsen zu beschleunigen?« (W. Walter Good: »Political, Agricultural, and Commercial Fallacies«, London 1866, p. 325.)
Die Notwendigkeit, früher
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