Der Zirkulationsprozess des Kapitals
Bakewell. Früher waren englische Schafe, wie die französischen noch 1855, vor dem vierten oder fünften Jahre nicht schlachtfertig. Nach Bakewells System kann schon ein einjähriges Schaf gemästet werden, und in jedem Fall ist es vor Ablauf des zweiten Jahres vollständig ausgewachsen. Durch sorgfältige Zuchtwahl reduzierte Bakewell, Pächter von Dishley Grange, das Knochenskelett der Schafe auf das zu ihrer Existenz notwendige Minimum. Seine Schafe hießen die New Leicesters.
»Der Züchter kann jetzt drei Schafe auf den Markt liefern in derselben Zeit, in der er früher eins fertigstellte, und das in breiterer, runderer, größerer Entwicklung der am meisten Fleisch gebenden Teile. Fast ihr ganzes Gewicht ist pures Fleisch.« (Lavergne, »The Rural Economy of England etc.«, 1855, p. 20.)
Die Methoden, welche die Arbeitsperiode abkürzen, sind in verschiednen Industriezweigen nur in sehr verschiednem Grad anwendbar und gleichen nicht die Unterschiede in der Zeitlänge der verschiednen Arbeitsperioden aus. Um bei unsrem Beispiel zu bleiben, so mag durch Anwendung neuer Werkzeugmaschinen die zur Herstellung einer Lokomotive nötige Arbeitsperiode absolut verkürzt werden. Wird aber durch verbesserte Prozesse in der Spinnerei das täglich oder wöchentlich gelieferte fertige Produkt ungleich rascher vermehrt, so hat die Länge der Arbeitsperiode in der Maschinenfabrikation dennoch relativ zugenommen, im Vergleich mit der Spinnerei.
13. Die Produktionszeit
Die Arbeitszeit ist immer Produktionszeit, d.h. Zeit, während deren das Kapital in die Produktionssphäre gebannt ist. Aber umgekehrt ist nicht alle Zeit, während deren das Kapital sich im Produktionsprozeß befindet, deswegen notwendig auch Arbeitszeit.
Es handelt sich hier nicht um Unterbrechungen des Arbeitsprozesses, welche durch die Naturschranken der Arbeitskraft selbst bedingt sind, obgleich sich gezeigt hat, wie sehr der bloße Umstand, daß das fixe Kapital, Fabrikgebäude, Maschinerie usw., während der Pausen des Arbeitsprozesses brachliegt, eins der Motive wurde zur unnatürlichen Verlängrung des Arbeitsprozesses und zur Tag- und Nachtarbeit. Es handelt sich hier von einer, von der Länge des Arbeitsprozesses unabhängigen, durch die Natur des Produkts und seiner Herstellung selbst bedingten Unterbrechung, während deren der Arbeitsgegenstand kürzer oder länger dauernden Naturprozessen unterworfen ist, physikalische, chemische, physiologische Veränderungen durchmachen muß, während deren der Arbeitsprozeß ganz oder teilweise suspendiert ist.
So muß gekelterter Wein erst eine Zeitlang die Gärung durchmachen und dann wieder eine Zeitlang liegen, um einen bestimmten Grad der Vollkommenheit zu erreichen. In vielen Industriezweigen muß das Produkt eine Trocknung durchmachen, wie in der Töpferei, oder gewissen Umständen ausgesetzt sein, um seine chemische Beschaffenheit zu ändern, wie in der Bleicherei. Winterkorn braucht vielleicht neun Monate zur Reife. Zwischen Saat- und Erntezeit ist der Arbeitsprozeß fast ganz unterbrochen. In der Holzzucht, nachdem die Aussaat und die dabei nötigen Vorarbeiten beendet, braucht der Same vielleicht 100 Jahre, um in fertiges Produkt verwandelt zu werden; während dieser ganzen Zeit braucht er relativ nur sehr unbedeutende Einwirkung von Arbeit.
In allen diesen Fällen wird während eines großen Teils der Produktionszeit nur stellenweis zuschüssige Arbeit zugesetzt. Das im vorigen Kapitel beschriebne Verhältnis, wo dem bereits im Produktionsprozeß festgelegten Kapital zuschüssiges Kapital und Arbeit zugesetzt werden muß, findet hier nur mit längern oder kürzern Unterbrechungen statt.
In allen diesen Fällen besteht also die Produktionszeit des vorgeschoßnen Kapitals aus zwei Perioden: Einer Periode, worin das Kapital sich im Arbeitsprozeß befindet; einer zweiten Periode, worin seine Existenzform – die von unfertigem Produkt – dem Walten von Naturprozessen überlassen ist, ohne sich im Arbeitsprozeß zu befinden. Ob diese beiden Zeiträume sich stellenweis durchkreuzen und zwischeneinan derschieben, ändert nichts an der Sache. Arbeitsperiode und Produktionsperiode decken sich hier nicht. Die Produktionsperiode ist größer als die Arbeitsperiode. Aber erst nach Zurücklegung der Produktionsperiode ist das Produkt fertig, reif, also aus der Form von produktivem Kapital verwandelbar in die von Warenkapital. Je nach der Länge der nicht aus Arbeitszeit bestehenden Produktionszeit
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