Der Zirkulationsprozess des Kapitals
beherrschen; während der Baumwollmarkt von Ernte zu Ernte im ganzen kontinuierlich, wenn auch nicht immer gleichmäßig, erneuert wird. Solche Perioden bestimmen die Haupteinkaufstermine dieser Rohstoffe und wirken namentlich auch auf die spekulativen, längre oder kürzre Vorschüsse in diesen Produktionselementen bedingenden Einkäufe, ganz wie die Natur der produzierten Waren auf die spekulative, absichtliche, längre oder kürzre Zurückhaltung des Produkts in der Form von potentiellem Warenkapital wirkt.
»Der Landwirt muß also auch bis zu einem gewissen Grade Spekulant sein und daher nach Maßgabe der Zeitverhältnisse mit dem Verkauf seiner Produkte zurückhalten...«
Folgen einige allgemeine Regeln.
»Indessen kommt doch bei dem Absatz der Produkte das meiste auf die Person, auf das Produkt selbst und auf die Lokalität an. Wer bei Geschick und Glück (!) mit hinreichendem Betriebskapital versehn ist, wird nicht zu tadeln sein, wenn er seine gewonnene Fruchternte bei ungewöhnlich niedrigem Preise einmal ein Jahr liegen läßt; wem es dagegen an Betriebskapital oder überhaupt (!) an Spekulationsgeist fehlt, der wird die laufenden Durchschnittspreise zu erreichen suchen und also absetzen müssen, sobald und sooft er dazu Gelegenheit hat. Wolle länger als ein Jahr liegen zu lassen, wird fast immer nur Schaden bringen; während Getreidefrüchte und Ölsaat ein paar Jahre ohne Nachteil für Beschaffenheit und Güte aufbewahrt werden können. Solche Produkte, welche für gewöhnlich einem großen Steigen und Fallen in kurzen Zeiträumen unterworfen sind, wie z.B. Ölsaat, Hopfen, Karden und dergl., läßt man mit Recht in den Jahren liegen, wo der Preis weit unter den Produktionspreisen steht. Am wenigsten darf man mit dem Verkauf von solchen Gegenständen zögern, welche tägliche Unterhaltungskosten verursachen, wie ausgemästetes Vieh, oder welche dem Verderben unterliegen, wie Obst, Kartoffeln usw. In manchen Gegenden hat ein Produkt zu gewissen Jahreszeiten im Durchschnitt seinen niedrigsten, zu andern Zeiten dagegen seinen höchsten Preis; so steht z.B. das Getreide um Martini im Durchschnitt an manchen Orten niedriger im Preise als zwischen Weihnachten und Ostern. Ferner sind manche Produkte in manchen Gegenden nur zu gewissen Zeiten allein gut zu verkaufen, wie das z.B. mit der Wolle auf den Wollmärkten in solchen Gegenden der Fall ist, wo außerdem der Wollhandel gewöhnlich stockt usw.« (Kirchhof, p. 302.)
Bei Betrachtung der zweiten Hälfte der Umlaufszeit, worin das Geld in die Elemente des produktiven Kapitals zurückverwandelt wird, kommt in Betracht nicht nur dieser Umsatz selbst, für sich genommen; nicht nur die Zeit, worin das Geld zurückfließt, je nach der Entfernung des Markts, auf dem das Produkt verkauft wird; es kommt auch vor allem in Betracht der Umfang, worin ein Teil des vorgeschoßnen Kapitals sich beständig in Geldform, im Zustand von Geldkapital befinden muß.
Abgesehn von aller Spekulation hängt der Umfang der Einkäufe derjenigen Waren, die beständig als produktiver Vorrat vorhanden sein müssen, ab von den Zeiten der Erneuerung dieses Vorrats, also von Umständen, die wieder von Marktverhältnissen abhängig, daher für verschiedne Rohstoffe etc. verschieden sind; es muß hier also von Zeit zu Zeit Geld in größren Mengen auf einmal vorgeschossen werden. Es fließt, je nach dem Umschlag des Kapitals, rascher oder langsamer, stets aber bruchweis zurück. Ein Teil davon wird ebenso beständig wieder in kürzern Zeiträumen ausgegeben, nämlich der in Arbeitslohn rückverwandelte Teil. Ein andrer Teil aber, der in Rohmaterial etc. rückzuverwandelnde, ist für längre Zeiträume aufzuhäufen als Reservefonds, sei es für Ankauf, sei es für Zahlung. Er existiert daher in der Form des Geldkapitals, obgleich der Umfang wechselt, worin er als solches existiert.
Wir werden im nächsten Kapitel sehn, wie andre Umstände, ob sie nun aus dem Produktions- oder Zirkulationsprozeß entspringen, dies Vorhandensein einer bestimmten Portion des vorgeschoßnen Kapitals in Geldform ernötigen. Allgemein aber ist zu bemerken, daß die Ökonomen sehr geneigt sind zu vergessen, daß ein Teil des im Geschäft nötigen Kapitals beständig nicht nur die drei Formen von Geldkapital, produktivem Kapital und Warenkapital wechselweis durchläuft, sondern daß verschiedne Portionen desselben beständig nebeneinander diese Formen besitzen, wenn auch die relative Größe dieser Portionen
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