Der Zirkulationsprozess des Kapitals
Zirkulationszeit Null.
Die Umlaufszeit des Kapitals beschränkt also überhaupt seine Produktionszeit und daher seinen Verwertungsprozeß. Und zwar beschränkt sie denselben im Verhältnis zu ihrer Dauer. Diese kann aber sehr verschieden zu- oder abnehmen, und daher in sehr verschiednem Grad die Produktionszeit des Kapitals beschränken. Was aber die politische Ökonomie sieht, ist das, was erscheint, nämlich die Wirkung der Umlaufszeit auf den Verwertungsprozeß des Kapitals überhaupt. Sie faßt diese negative Wirkung als positive auf, weil ihre Folgen positiv sind. Sie haftet um so mehr an diesem Schein fest, als er den Beweis zu liefern scheint, daß das Kapital eine, von seinem Produktionsprozeß und daher von der Exploitation der Arbeit unabhängige mystische Quelle der Selbstverwertung besitzt, die ihm aus der Zirkulationssphäre zufließt. Wir werden später sehn, wie selbst die wissenschaftliche Ökonomie sich durch diesen Schein täuschen läßt. Er wird, wie sich ebenfalls zeigen wird, befestigt durch verschiedne Phänomene: 1. die kapitalistische Berechnungsweise des Profits, worin der negative Grund als positiver figuriert, indem für Kapitale in verschiednen Anlagesphären, wo nur die Umlaufszeit verschieden, längre Umlaufszeit als Grund der Preiserhöhung wirkt, kurz, als einer der Gründe in der Ausgleichung der Profite. 2. Die Umlaufszeit bildet nur ein Moment der Umschlagszeit; letztre aber schließt die Produktionszeit resp. Reproduktionszeit ein. Was der letztren geschuldet, scheint der Umlaufszeit geschuldet. 3. Der Umsatz der Waren invariables Kapital (Arbeitslohn) ist bedingt durch ihre vorherige Verwandlung in Geld. Bei der Kapitalakkumulation geht also der Umsatz in zuschüssiges variables Kapital in der Zirkulationssphäre vor, oder während der Umlaufszeit. Die damit gegebene Akkumulation scheint daher der letztren geschuldet.
Innerhalb der Zirkulationssphäre durchläuft das Kapital – ob in der einen oder andren Reihenfolge – die zwei entgegengesetzten Phasen W – G und G – W. Seine Umlaufszeit zerfällt also auch in zwei Teile, die Zeit, die es braucht, um sich aus Ware in Geld, und die Zeit, die es braucht, um sich aus Geld in Ware zu verwandeln. Man weiß bereits aus der Analyse der einfachen Warenzirkulation (Buch I, Kap. III), daß W – G, der Verkauf, der schwierigste Teil seiner Metamorphose ist und daher, unter gewöhnlichen Umständen, von der Umlaufszeit den größren Teil bildet. Als Geld befindet sich der Wert in seiner stets umsetzbaren Form. Als Ware muß er erst durch Verwandlung in Geld diese Gestalt unmittelbarer Austauschbarkeit und daher stets schlagfertiger Wirksamkeit erhalten. Indes handelt es sich beim Zirkulationsprozeß des Kapitals in seiner Phase G – W um seine Verwandlung in Waren, die bestimmte Elemente des produktiven Kapitals in einer gegebnen Anlage bilden. Die Produktionsmittel sind vielleicht nicht auf dem Markt vorhanden, sondern müssen erst produziert werden, oder sie sind von entlegnen Märkten zu beziehn, oder es finden Ausfälle in ihrer gewöhnlichen Zufuhr statt, Preiswechsel usw., kurz, eine Masse von Umständen, die in dem einfachen Formwechsel G – W nicht erkennbar sind, aber auch für diesen Teil der Zirkulationsphase bald mehr, bald weniger Zeit beanspruchen. Wie W – G und G – W zeitlich, können sie auch räumlich getrennt sein, Kaufmarkt und Verkaufmarkt räumlich verschiedne Märkte sein. Bei Fabriken z.B. sind Einkäufer und Verkäufer sogar häufig getrennte Personen. Die Zirkulation ist ebenso notwendig bei der Warenproduktion wie die Produktion selbst, also die Zirkulationsagenten ebenso nötig wie die Produktionsagenten. Der Reproduktionsprozeß schließt beide Funktionen des Kapitals ein, also auch die Notwendigkeit der Vertretung dieser Funktionen, sei es durch den Kapitalisten selbst, sei es durch Lohnarbeiter, Agenten desselben. Dies ist aber ebensowenig ein Grund, die Zirkulationsagenten mit den Produktionsagenten zu verwechseln, als es ein Grund ist, die Funktionen von Warenkapital und Geldkapital mit denen von produktivem Kapital zu verwechseln. Die Zirkulationsagenten müssen bezahlt werden durch die Produktionsagenten. Wenn aber Kapitalisten, die untereinander kaufen und verkaufen, durch diesen Akt weder Produkte noch Wert schaffen, so ändert sich das nicht, wenn der Umfang ihres Geschäfts sie befähigt und nötigt, diese Funktion auf andre abzuwälzen. In manchen Geschäften werden Einkäufer und
Weitere Kostenlose Bücher