Der Zivi: Liebe auf Umwegen... (German Edition)
verabschieden? Lysander hatte bereits die Hand zum Gruß gehoben und wollte sich gerade auf den Weg zurück zur Einrichtung machen, als mir die hoffentlich passende Antwort einfiel.
"Hey, Lysander, ich bin dir noch eine Antwort schuldig ... mir hat gefallen, was ich sah. Hat es dir gefallen, dass ich es gesehen habe?", rief ich frech hinter ihm her.
Lysander drehte sich um. Sein Grübchen vertiefte sich noch, als er mich anlächelte. Die Hände in den Taschen der Jeans vergraben sah er mich an.
"Ja, es hat mir gefallen, dass du hingesehen hast. Du gefällst mir, Sebastian!"
Er drehte sich um und lies mich stehen, schon wieder ...
Alltag mit Kribbeln im Bauch ...
Nachdem ich eine Woche genügend in jede Gruppe hineingerochen hatte, stand für mich fest, dass es Zwei gab, die mir besonders lagen. In der Blinden- und in der Gehörlosengruppe konnte ich mich am besten entfalten. Mit Georg kam ich immer besser klar und er gab mir viel von seiner Ruhe ab, die man dort einfach benötigte, um mit diesen Kindern zu arbeiten.
Katharinas Gruppe und besonders der kleine Moritz hatten es mir auch angetan. Sonja war vom ersten Tag an klar, das ich bei ihr überfordert war und Lysander benötigte nicht wirklich Hilfe. Er hatte die Bewegungstherapeutin und eine zweite Erzieherin an seiner Seite. Seine Anwesenheit lenkte mich auch zu sehr von meinen Aufgaben ab.
Wir liefen uns dennoch ständig über den Weg und verbrachten oft die Pause zusammen. Ich wurde nicht schlau aus ihm. Unterschwellig herrschte eine Spannung zwischen uns, die täglich wuchs. Immer wieder brachte er mich mit zweideutigen Äußerungen in Verlegenheit, aber nie ließ er mich nah genug an sich heran, um zum Angriff überzugehen.
Er zeigte mir das er mich sehr mochte und manchmal erwischte ich ihn dabei, wie er mir dabei zu sah, wenn ich mit Moritz spielte. Der Kleine hatte einen Narren an mir gefressen und hing wie eine Klette an meinem Bein.
Die Arbeit machte mir jeden Tag mehr Spaß, auch wenn nicht immer alles Friede und Freude war. Die häufigen Wutausbrüche der Kinder, die sie über ihr eigenes Unvermögen bekamen, waren nicht einfach, ebenso musste ich mich täglich motivieren, auch kleinste Fortschritte als diese zu erkennen und Lob dafür zu verteilen.
Meine eigenen ehrgeizigen Ansichten was Fortschritt ist galt es neu zu überdenken und anzupassen auf jedes einzelne Kind, sonst demotivierte ich die kleine Seele, nur weil ich mehr wollte, als möglich war.
Mir war Lysanders Schwester begegnet, wenn sie den Jungen abholte und mir dankte, weil dieser sich mir zuliebe noch mehr ins Zeug legen würde. Unverkennbar waren sie und Lysander Geschwister. Angefangen von der Farbe ihrer Haare bis hin zu den Sommersprossen und dem Grübchen glichen sie sich unglaublich. Diesmal nahm sie mich kurz zu Seite, als sie den kleinen Moritz abholen kam.
"Sebastian, Moritz hat in zwei Tagen Geburtstag. Er und ich würden uns sehr freuen, wenn Sie nach der Arbeit zum Kaffeetrinken kämen. Lysander würde sie mitnehmen, denn mit dem Rad ist es zu weit. Was meinen sie, kann ich Moritz sagen, dass sie kommen?"
Ihr herzliches Lächeln ging mir durch und durch und so konnte ich gar nicht anders, als zuzusagen. Ich nickte und kaum hatte ich das getan, spürte ich eine warme Hand auf meiner Schulter, die fest zudrückte.
"Ich hätte auch keine andere Antwort gelten lassen." Das war Lysanders Stimme.
Die Berührung ließ mich zusammenzucken. Jetzt rutschte seine Hand federleicht nur mit den Fingerspitzen an meiner Wirbelsäule hinab und jagte mir einen heftigen Schauer den Rücken hinab. Dort sammelte sich das Kribbeln und zog direkt in meine Lenden. Ich hielt die Luft an und sah zu ihm rüber. Nur wer genau hinsah, konnte die Sinnlichkeit erkennen, die er mir unter halb gesenkten Lidern zukommen ließ.
Seine Schwester kannte ihn wohl ziemlich gut, denn sie schüttelte nur den Kopf und verabschiedete sich lächelnd.
"Ich freu mich Sebastian und Moritz wird vor Freude über seinen Überraschungsgast bis an die Decke hüpfen." Sie hob die Hand zum Gruß und Lysander und ich standen allein auf dem Flur.
Unfähig was Sinnvolles von mir zu geben, starrte ich ihn nur an.
"Ich freu mich auch, dass du kommst, Sebastian!" Er sah mich lange an, und bevor er sich umdrehte, um in seine Gruppe zu verschwinden, strich er mir eine Haarsträhne aus dem Gesicht. Wieder ließ er mich stehen, diesmal mit weichen Knien und halbsteifen Schwanz. Dieser Kerl machte mich wahnsinnig!
Viele Gedanken
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