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Der zögernde Schwertkämpfer

Der zögernde Schwertkämpfer

Titel: Der zögernde Schwertkämpfer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dave Duncan
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sorgfältig abzuwägen.
    »Dieses Geständnis ist eine weitere Ergänzung der Liste von …« Dann hielt Yoningu plötzlich inne. Er und Imperkanni starrten einander eine Zeitlang schweigend an. Der Siebentstufler schien sich überhaupt nicht zu rühren, doch sein weißer Pferdeschwanz bewegte sich ganz leicht hin und her, wie in einer leichten Brise. Yoningu sagte schnell: »Ich ziehe diesen Punkt zurück.«
    »Ich gehe davon aus, daß der Tod des Schwertkämpfers Janghiuki ein Unfall war, mein Lord«, sagte Imperkanni. »Wenn Ihr ihn hättet töten wollen, hättet Ihr Euch wohl kaum der Faust bedient.«
    Nnanji sah überrascht auf.
    Katanji zupfte ihn erneut von hinten. Nnanji schenkte ihm keine Beachtung.
    Wallie sah hinüber zu Honakura. Er hatte die Augen jetzt vollends geöffnet, doch er keuchte schwer und nahm das Geschehen um ihn herum offenbar nicht wahr. Von ihm war also nichts zu erhoffen.
    »Der Wille der Göttin hat Vorrang vor den Sutras!« sagte Wallie. Diese Gerichtsverhandlung entwickelte sich immer mehr zu seinen Ungunsten. Er brauchte Zeugen! Der alte Coningu hätte aussagen können – er wußte Bescheid. Oder Briu. Doch er war sicher, daß das Gericht sich nicht darauf einlassen würde, die Verhandlung in den Tempel zu verlegen, wenn er darum bitten würde. Imperkanni wurde langsam ungeduldig.
    »Das stimmt«, sagte der Richter. »Wir schwören, daß der Wille der Göttin für uns oberstes Gebot ist, vor den Sutras. Doch wer bestimmt, was Ihr Wille ist? Wir müssen davon ausgehen, daß die Sutras Ihre Gebote enthalten, sofern wir nicht eindeutige Beweise für das Gegenteil haben … ein Wunder wäre ein solcher Beweis, vermute ich. Ich muß zugeben, daß Ihr ein bemerkenswertes Schwert besitzt, Lord Shonsu, doch das gibt Euch noch lange nicht das Recht, jede Greueltat zu begehen, nach der Euch der Sinn steht. Hier liegen acht tote Männer. Habt Ihr sonst noch etwas zu Eurer Verteidigung vorzubringen?«
    Welchen Sinn hatte es, noch mehr zu sagen? Wallie war auf faire Weise angehört worden, was einem Angehörigen einer niedrigeren Stufe wahrscheinlich nicht gewährt worden wäre. Die Götter bestraften ihn. Er hatte Janghiuki umgebracht und dann einen Zweitstufler auf der Flucht niedergestochen. Möglicherweise wurde er für die falschen Verbrechen bestraft, aber Verbrechen hatte er nun mal begangen. Nnanji hatte recht – warum sollte er es also nicht einfach zugeben?
    Die Strafe für sein Versagen war der Tod. Enthauptung war eine schnelle und schmerzlose Methode, es hätte schlimmer kommen können.
    »Mein Lord!« quiekte Katanji; sein Gesicht war weiß vor Angst, sein Schwert baumelte ihm in lächerlicher Schräglage auf dem Rücken. Imperkannis Gesicht verdüsterte sich bei dieser Anmaßung. Einer der Viertstufler streckte eine riesige Hand aus, um den frechen Bengel zu packen.
    »Fragt Lord Shonsu, warum sein Kilt naß ist!« kreischte Katanji, während er weggezerrt wurde.
    »Halt!« befahl Imperkanni barsch. »Was habt Ihr gesagt, Novize?«
    Der Viertstufler richtete Katanji wieder in eine aufrechte Lage auf und ließ ihn los.
    »Mein Lord, fragt Lord Shonsu, wie es kommt, daß sein Kilt naß ist.« Katanji brachte ein verzerrtes Grinsen zustande und rieb sich die mißhandelte Schulter.
    Imperkanni, Yoningu und Nnanji sahen auf Wallies Kilt und seinen Stiefel hinab.
    Großartig! dachte Wallie. Er hatte das Tabu gebrochen und war in den Fluß gegangen, doch niemandem war das aufgefallen außer diesem vorwitzigen Bürschchen. Wahrscheinlich stand als Strafe darauf ein qualvoller Tod durch Folterung – vielleicht das Schmoren auf einem heißen Rost zum Auftakt. Danke, Katanji!
    Yoningu sprang von seinem Hocker auf und rannte hinaus zum Anlegesteg, wobei er im Laufen einen Satz über Trasingji machte.
    Imperkanni entblößte die Zähne und bedachte Wallie mit einem sehr sonderbaren und unfröhlichen Lächeln.
    Nnanji starrte ihn mit funkelnden Augen an.
    Doch unter dem Vogelmist und dem Staub der Straße und den Rußstreifen und den Blutflecken – unter all diesem zeigte sich in Nnanjis Gesicht so etwas wie sein altes Grinsen. Heldenverehrung, Stärke zehn.
    Was, zum Teufel, ging hier vor sich?
    Sichtbar erbleicht, kam Yoningu mit schweren Schritten wieder herein, nahm neben seinem Hocker Haltung an und sagte steif: »Mentor, ich möchte meine Anklage gegen Lord Shonsu in allen Punkten zurückziehen.«
    »Wirklich?« sagte Imperkanni. »Ja, ich denke, Ihr tut gut daran! Lord Shonsu, würdet

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