Der Zombie Survival Guide - Überleben unter Untoten
die sie finden konnte, mit Wasser und machte eine Bestandsaufnahme aller Waffen und Munition. Da sie die Polizei für einen schlimmeren Gegner als die versammelten Untoten hielten, riefen beide Banden verbündete Straßenbanden statt die Behörden. Keiner von ihnen glaubte, was er da zu hören bekam, aber sie versprachen dennoch, schnellstens vor Ort zu sein.
Dieses letzte Vorgehen stellt, ebenfalls eine ironische Wendung, einen der wenigen Fälle von »Overkill« in der Geschichte der Aufstände von Untoten dar. Die Bandenmitglieder waren bestens geschützt, bestens bewaffnet, bestens geführt, bestens organisiert und extrem motiviert und konnten die Untoten von den Fenstern im ersten Stock erledigen, ohne selbst ein einziges Opfer beklagen zu müssen. Verstärkung - verbrüderte Banden, die Unterstützung zugesichert hatten - traf leider zeitgleich mit der Polizei von Los Angeles ein. In der Folge wurden alle Beteiligten festgenommen.
Der Vorfall wurde offiziell als »Schießerei zwischen verfeindeten Straßenbanden« zu den Akten genommen. Die Reds wie auch die Peros versuchten, alle von der Wahrheit zu überzeugen. Man tat ihre Geschichte als Halluzination infolge der Wirkung von »Ice« ab, einem zu der Zeit beliebten Betäubungsmittel.
Da Polizisten und andere Banden nur Leichen gesehen hatten, keine wandelnden Zombies, konnte keiner als tatsächlicher Augenzeuge gelten. Die Kadaver der Untoten wurden eingesammelt und eingeäschert. Fast alle waren Obdachlose gewesen, daher konnte keiner identifiziert werden und keiner wurde vermisst. Alle beteiligten Bandenmitglieder wurden des Mordes für schuldig befunden und zu lebenslanger Haft in den verschiedenen Haftanstalten Kaliforniens verurteilt. Alle wurden binnen eines Jahres nach ihrer Inhaftierung ermordet, vermutlich von Mitgliedern rivalisierender Straßenbanden. Damit wäre die Geschichte zu Ende gewesen, hätte es nicht einen Detective des Los Angeles Police Department (L.A.P.D.) gegeben, der anonym bleiben möchte. Er/Sie hatte mehrere Tage zuvor über den Fall Parsons/MacDonald gelesen und war von den bizarren Begleitumständen fasziniert gewesen.
Dadurch konnte er/sie den Berichten der Bandenmitglieder wenigstens teilweise Glauben schenken. Das schlagendste Argument lieferte der Bericht des Leichenbeschauers. Er stimmte vollkommen mit Parsons Autopsie überein. Der letzte Beweis war eine Brieftasche, die man bei einem der Untoten fand, einem Mann Anfang dreißig, der besser gekleidet gewesen zu sein schien als die normalen Obdachlosen. Die Brieftasche gehörte Patrick MacDonald. Da man ihrem Besitzer mit einer Schrotflinte Kaliber zwölf ins Gesicht geschossen hatte, konnte man ihn nicht zweifelsfrei identifizieren. Der namenlose Detective besaß Verstand genug, mit dem Fall nicht zu seinen/ihren Vorgesetzten zu gehen, da er/sie Disziplinarmaßnahmen befürchtete. Statt dessen kopierte er/sie alle Unterlagen des Falles und übergab sie dem Verfasser dieses Buchs.
FEB. 1993 n. Chr. - Los Angeles, Kalifornien
Um ein Uhr fünfundvierzig wurden Octavio und Rosa Melgar, Besitzer einer Carneceria, durch panische Schreie unter ihrem Schlafzimmerfenster im ersten Stock geweckt. Octavio fürchtete, dass ihr Geschäft ausgeraubt werden würde, schnappte sich seine Pistole und lief nach unten, während Rosa die Polizei anrief. In der Nähe eines offenen Kanaldeckels kauerte ein zitternder, schluchzender, vor Schmutz starrender Mann, der einen zerrissenen Overall der Stadtreinigung trug und stark aus dem Stumpf des rechten Fußes blutete. Der Mann, der sich nicht zu erkennen gab, rief Octavio mehrmals zu, den Kanaldeckel zu schließen. Da Octavio nicht wusste, was er sonst tun sollte, gehorchte er. Ehe der Metalldeckel einrastete, glaubte Octavio, ein lang gezogenes fernes Stöhnen zu hören. Während Rosa den Beinstumpf verband, berichtete der Mann halb wimmernd, halb schreiend, dass er und fünf weitere städtische Kanalreiniger eine Sturmdrainage untersuchten, als sie von einer großen Gruppe von »Crazies« angegriffen wurden.
Er beschrieb seine Angreifer als Lumpenpack mit zahlreichen Wunden, das nicht sprach, sondern stöhnte, und zielstrebig hinkend näher kam. Die Worte des Mannes gingen in einem unverständlichen Grunzen, Murmeln und Winseln unter, ehe er das Bewusstsein verlor. Polizei und Notärzte trafen neunzig Minuten später ein. Der verwundete Mann wurde für tot erklärt. Während sein Leichnam abtransportiert wurde, nahmen die Beamten des
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