Der Zombie Survival Guide - Überleben unter Untoten
der Insel an Land gespült. Die Anwohner waren nicht sicher, was sie davon halten sollten, blieben auf Distanz und benachrichtigten die Behörden. Der Zombie schlurfte an Land und setzte den Schaulustigen nach. Die Menge wich vor dem vorrückenden Ghul zurück, aber Neugier hielt die Leute vor Ort. Zwei Beamte der Polizei von St. Thomas trafen ein und befahlen dem Verdächtigen, stehen zu bleiben. Da das ohne Reaktion blieb, gaben sie einen Warnschuss ab. Der Zombie reagierte nicht. Einer der Beamten feuerte zwei Schüsse in die Brust des Untoten ab, die ebenfalls wirkungslos blieben. Ehe eine weitere Salve abgefeuert werden konnte, lief ein sechsjähriger Junge, der in seiner Aufregung den Ernst der Lage nicht begriff, zu dem Zombie und piekste ihn mit einem Stock. Der wandelnde Tote packte das Kind sofort und versuchte, es zum Mund zu führen. Die beiden Polizisten stürzten dazu und versuchten, ihm das Kind zu entreißen. In dem Moment trat Jeremiah Dewitt, der erst vor kurzem von der Insel Dominica eingewandert war, aus der Menge, schnappte sich die Pistole eines Polizisten und verpasste dem Zombie einen Kopfschuss. Erstaunlicherweise wurde kein Mensch von dem Ghul angesteckt. Ein Gericht sprach Dewitt von allen Anklagepunkten frei und berief sich auf Notwehr. Fotos des Zombies lassen trotz des schrecklichen Verwesungszustands erkennen, dass es sich um einen Mann aus dem Nahen Osten oder Nordafrika gehandelt haben muss. Fetzen der Kleidung und Stricke sprechen dafür, dass die Kreatur zu denen gehört haben könnte, die vor der Küste Marokkos ins Meer geworfen wurden.
Theoretisch wäre es einem Untoten möglich, sich von der Strömung über den Atlantik treiben zu lassen, allerdings wäre das der einzige überlieferte Fall. Durch eine der seltsamen Fügungen beim Versuch, eine Epidemie zu vertuschen, erlangte dieser Fall eine gewisse Berühmtheit. Wie bei Bigfoot im Nordwestpazifik oder dem Ungeheuer von Loch Ness in Schottland können Touristen Fotografien, T-Shirts, Figuren, Uhren, Armbanduhren und sogar Malbücher mit dem »St.-Thomas-Zombie« in vielen Geschäften von Charlotte Amelie, der Hauptstadt der Insel, kaufen. Dutzende Busfahrer liefern sich tagtäglich einen (manchmal erbitterten) Streit darum, neu eingetroffene Touristen vom Cyril E. King Airport zu der Stelle zu fahren, wo der berühmte Zombie an Land kam. Nach der Verhandlung begann Dewitt ein neues Leben in den Vereinigten Staaten. Seither haben seine Freunde auf St. Thomas und seine Familie auf Dominica nichts mehr von ihm gehört.
Historische Analyse
Bis ins späte zwanzigste Jahrhundert waren alle, die die lebenden Toten studierten, davon überzeugt, dass die Häufigkeit der Epidemien im Lauf der Zeit konstant blieb. Gesellschaften, in denen Angriffe häufiger auftraten, schienen lediglich über die besseren Archive zu verfügen. Das gebräuchlichste Beispiel war das alte Rom im Vergleich zum frühen Mittelalter. Mit dieser Theorie sollten auch »Panikmacher« beruhigt werden. Diese Denkweise ist zwar noch weit verbreitet, wird aber in zunehmendem Maße angezweifelt. Die Weltbevölkerung wächst. Transportmittel lassen den ganzen Planeten enger zusammenwachsen. Diese Faktoren haben zu einem sprunghaften Anstieg von Infektionskrankheiten geführt, die man teils seit Jahrhunderten ausgestorben wähnte. Die Logik gebietet, dass in diesem Klima auch Solanum gedeihen muss. Auch wenn Informationen aufgezeichnet, ausgetauscht und gespeichert werden wie noch niemals zuvor, lässt sich die Tatsache nicht verheimlichen, dass Übergriffe durch Zombies zunehmen.
Es gibt zwei Möglichkeiten: Die erste ist, dass die Regierungen der Welt privat und öffentlich die Existenz der lebenden Toten eingestehen müssen und spezielle Organisationen gründen, die versuchen, dieser Bedrohung Herr zu werden. In diesem Szenario werden Zombies zu einem akzeptierten Bestandteil des Lebens werden - marginalisiert, leicht einzudämmen, langfristig vielleicht sogar mit einem Impfstoff. Ein zweites, bedrohlicheres Szenario würde zu einem regelrechten Krieg zwischen den Lebenden und den Toten führen: einem Krieg, für den du jetzt gewappnet bist.
Anhang: Seuchen-Tagebuch
Diese Seiten sind für ein Tagebuch merkwürdiger Vorfälle bestimmt, die für eine Epidemie sprechen könnten. (Siehe: »Entlarvung« S. 47 ff., um mögliche Hinweise aufzuspüren). Vergiss nicht: Eine frühe Entdeckung und rechtzeitige Vorbereitung verbessern deine Überlebenschance. Ein
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