Der Zorn der Götter
Welt geschafft war. Als Tanner jetzt ans Telefon ging, hörte er das Gespräch mit, das in Paris geführt wurde.
»Was Mister Harris zugestoßen ist, tut mir ja so Leid. Es war furchtbar.«
»Danke, Yvonne. Ich muss mit Ihnen reden. Können wir uns irgendwo treffen? Haben Sie heute Mittag Zeit?«
»Ja.«
»An irgendeinem öffentlichen Ort.«
»Kennen Sie das Ciel de Paris? Es ist im Tour Montparnasse.«
»Ja.«
Tanner machte sich in Gedanken eine Notiz.
»Um zwölf Uhr?«
- »Ist mir recht. Wir sehen uns dort.«
Tanner Kingsley verzog den Mund zu einem schmalen Lächeln. Genießt euer letztes Mahl. Er schloss die Schublade auf, öffnete sie und nahm den Hörer des goldenen Telefons ab.
»Gute Nachrichten«, sagte er, als sich am anderen Ende jemand meldete. »Es ist vorbei. Wir haben sie alle beide.«
Er hörte einen Moment lang zu, dann nickte er. »Ich weiß. Es hat ein bisschen länger gedauert, als wir erwartet haben, aber jetzt können wir weitermachen … Mir geht’s genauso … Bis bald.«
Der Tour Montparnasse ist ein über zweihundert Meter hoher Wolkenkratzer aus Stahl und Glas. In dem Gebäude mit seinen zahlreichen Büros herrschte geschäftiges Treiben. Die Bar und das Restaurant befanden sich im sechsundfünfzigsten Stockwerk.
Kelly war zuerst da. Yvonne kam eine Viertelstunde später und entschuldigte sich vielmals.
Kelly war ihr nur ein paar Mal begegnet, aber sie konnte sich noch gut an sie erinnern. Yvonne war eine zierliche, liebenswürdige Frau. Mark hatte Kelly oft erzählt, wie tüchtig Yvonne sei.
»Danke, dass Sie gekommen sind«, sagte Kelly.
»Ich würde doch alles tun, was in meiner Macht steht … Mr. Harris war so ein wunderbarer Mann. Im Büro hat ihn jeder verehrt. Keiner von uns konnte glauben, was … was passiert ist.«
»Darüber möchte ich mit Ihnen sprechen, Yvonne. Sie hab en doch fünf Jahre lang mit meinem Mann zusammengearbeitet?«
»Ja.«
»Dann kannten Sie ihn also ziemlich gut?«
»O ja.«
»Ist ihnen in den letzten Monaten irgendetwas aufgefallen, das Ihnen sonderbar vorkam? Hat er sich irgendwie anders benommen als sonst, oder hat er irgendetwas gesagt, das Ihnen merkwürdig vorkam?«
Yvonne wich ihrem Blick aus. »Ich bin mir nicht sicher … Ich meine …«
»Was immer Sie auch sagen«, sagte Kelly ernst, »ihm kann es nicht mehr wehtun. Aber es könnte mir dabei helfen zu verstehen, was passiert ist.« Kelly wappnete sich für die nächste Frage, die sie stellen musste. »Hat er jemals von einer Olga gesprochen?«
Yvonne schaute sie verdutzt an. »Olga? Nein.«
»Sie wissen nicht, wer das sein könnte?«
»Ich habe keine Ahnung.«
Kelly war erleichtert. Sie beugte sich vor. »Yvonne, gibt es irgendetwas, das Sie mir nicht erzählen wollen?«
»Naja …«
Der Kellner kam an ihren Tisch. » Bonjour, mesdames. Bienvenue au Ciel de Paris. Je m’appelle Jacques Brion. Notre chef de cuisine a préparer quelques spécialités pour le déjeuner d’aujourd’hui. Avez-vous fait votre choix? «
» Oui, monsieur. Nous avons choisi le Chateaubriand pour deux. «
Als der Kellner wegging, wandte sich Kelly an Yvonne.
»Was wollten Sie gerade sagen?«
»Na ja, in den letzten Tagen vor … vor seinem Tod wirkte Mr. Harris sehr nervös. Er bat mich darum, ihm einen Flug nach Washington zu buchen.«
»Davon wusste ich. Ich dachte, es wäre eine ganz normale Geschäftsreise.«
»Nein. Ich glaube, es ging um etwas Ungewöhnliches, irgendetwas Dringendes.«
»Haben Sie irgendeine Ahnung, worum es gegangen sein könnte?«
»Nein. Alles unterlag mit einem Mal strenger Geheimhaltung. Das ist alles, was ich weiß.«
Kelly fragte Yvonne noch eine Stunde länger aus, aber sie konnte dem nichts mehr hinzufügen.
Als sie gegessen hatten, sagte Kelly: »Es wäre mir lieb, wenn Sie dieses Gespräch vertraulich behandeln würden.«
»Darüber brauchen Sie sich keine Sorgen zu machen, Mrs. Harris. Ich werde keiner Menschenseele etwas davon erzählen.« Yvonne stand auf. »Ich muss wieder zur Arbeit.«
Ihre Lippen bebten. »Aber es wird nie wieder so werden wie früher.«
»Ich danke Ihnen, Yvonne.«
Mit wem wollte sich Mark in Washington treffen? Und dann waren da noch die sonderbaren Anrufe aus Deutschland, Denver und New York.
Kelly fuhr mit dem Aufzug ins Foyer hinunter. Ich rufe Diane an. Mal sehen, was sie herausgefunden hat. Vielleicht …
Als Kelly zum Ausgang des Gebäudes kam, sah sie sie. Zwei große Männer, die zu beiden Seiten der
Weitere Kostenlose Bücher