Der Zorn der Götter
Oberkellner in Empfang genommen. »Kann ich Ihnen behilflich sein?«
»Ich habe einen Tisch reserviert. Auf den Namen Stevens. Ich bin hier mit einer Frau Frank verabredet.«
»Hier entlang, bitte.«
Der Oberkellner geleitete sie zu einem Ecktisch. Diane blickte sich vorsichtig um. Rund vierzig Gäste hielten sich in dem Restaurant auf, zumeist Geschäftsleute. An einem Tisch gegenüber saß ein attraktiver, gut gekleideter Mann, der allein speiste.
Diane nahm Platz und dachte über ihr Gespräch mit Heidi Frank nach. Wie viel wusste sie?
Der Kellner reichte Diane die Speisekarte. »Bitte sehr.«
»Danke.«
Diane warf einen Blick in die Karte. Fasan in Rotwein-Kräutersud mit Apfelrotkohl und Serviettenknödeln, Gefüllte Schweinelende an Fenchelgemüse mit grünem Spargel, Zanderfilet in Spreewälder Soße an Sahnekartoffeln … Sie hatte keine Ahnung, was das für Gerichte waren. Aber Heidi Frank konnte ihr das bestimmt erklären.
Diane warf einen Blick auf ihre Uhr. Heidi hatte sich bereits um zwanzig Minuten verspätet.
Der Kellner kam an ihren Tisch. »Möchten Sie jetzt vielleicht bestellen, gnädige Frau?«
»Nein, ich warte noch auf meinen Gast. Danke.«
Die Minuten verrannen. Allmählich fragte sich Diane, ob irgendetwas schief gegangen war.
Nach weiteren fünfzehn Minuten kam der Kellner erneut an ihren Tisch. »Darf ich Ihnen irgendetwas bringen?«
»Nein, danke. Mein Gast müsste jede Minute eintreffen.«
Inzwischen war es bereits nach neun, aber Heidi Frank war immer noch nicht aufgetaucht. Mit einem flauen Gefühl im Magen musste sich Diane eingestehen, dass sie wahrscheinlich nicht kommen würde.
Als Diane aufblickte, sah sie zwei Männer an einem Tisch in der Nähe des Eingangs sitzen. Sie waren schlecht gekleidet und wirkten irgendwie gemein. Schlägertypen, dachte Diane sofort. Sie sah, wie der Kellner zu ihrem Tisch kam und mit einem rüden Winken wieder weggeschickt wurde. Sie wollten offenbar nichts essen. Dann drehten sie sich um und starrten Diane an, und mit einem Mal wurde ihr klar, dass sie in eine Falle gegangen war. Heidi Frank hatte sie verraten. Diane spürte, wie ihr das Blut zu Kopf stieg. Sie blickte sich nach einem Fluchtweg um. Es gab keinen. Vorerst konnte sie hier sitzen bleiben, aber irgendwann würde sie gehen müssen, und dann würden sie sie schnappen. Sie überlegte, ob sie per Handy jemanden alarmieren sollte, aber sie kannte niemanden, der ihr helfen könnte.
Diane dachte verzweifelt nach. Ich muss hier irgendwie wegkommen, aber wie?
Als sie sich umsah, fiel ihr Blick auf den attraktiven Mann, der allein am Tisch saß. Er trank gerade eine Tasse Kaffee.
Diane lächelte ihn an und sagte: »Guten Abend.«
Er blickte überrascht auf und sagte freundlich: »Guten Abend.«
Diane schenkte ihm ein einladendes Lächeln. »Wie ich sehe, sind wir beide allein.«
»Ja.«
»Hätten Sie Lust, mir Gesellschaft zu leisten?«
Er zögerte einen Moment und lächelte dann. »Aber gern.«
Er stand auf und kam an Dianes Tisch.
»Allein essen macht keinen Spaß, nicht wahr?«, sagte Diane leichthin.
»Da haben Sie Recht.«
Sie bot ihm die Hand zum Gruß. »Diane Stevens.«
»Greg Holliday.«
Kelly war nach dem schrecklichen Erlebnis mit Sam Meadows wie benommen gewesen. Nach ihrer Flucht war sie die ganze Nacht durch die Straßen von Montmartre gelaufen und hatte ständig nach hinten geblickt, aus Angst, jemand könnte ihr folgen. Aber ich kann Paris nicht verlassen, ohne herauszufinden, was da vor sich geht, dachte Kelly.
In der Morgendämmerung kehrte sie in einem kleinen Café ein und trank eine Tasse Kaffee. Dann fiel ihr unverhofft eine Lösung ein: Marks Sekretärin. Sie hatte Mark verehrt. Kelly war davon überzeugt, dass sie alles tun würde, um ihr zu helfen.
Um neun Uhr rief Kelly von einer Telefonzelle aus an. Sie wählte die vertraute Nummer, worauf sich eine Frauenstimme mit starkem französischem Akzent meldete. »Kingsley International Group.«
»Ich würde gern mit Yvonne Renais sprechen.«
» Un moment, s’il vous plaît. «
Kurz darauf hörte Kelly Yvonnes Stimme.
»Yvonne Renais. Kann ich Ihnen behilflich sein?«
»Yvonne, hier ist Kelly Harris.«
Sie hörte einen erschrockenen Ausruf. »Oh! Mrs. Harris …«
In Tanner Kingsleys Büro leuchtete ein blaues Lämpchen auf.
Tanner nahm den Telefonhörer ab. In New York war es drei Uhr morgens, aber er hatte beschlossen, sein Büro nicht zu verlassen, bis dieses leidige Problem aus der
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