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Der Zorn der Trolle - Hardebusch, C: Zorn der Trolle

Titel: Der Zorn der Trolle - Hardebusch, C: Zorn der Trolle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christoph Hardebusch
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Goldene Imperium nennt«, flüsterte Natiole angesichts der Pracht.
    Auf den Stufen des Palasts erwartete sie schon ein Empfangskomitee, bestehend aus mehreren der goldgeschuppten Soldaten und zwei großen Männern, von denen einer ihnen sogleich entgegeneilte.
    Bevor Natiole etwas sagen konnte, warf sich der Mann auf den Boden und berührte mit der Stirn die Pflastersteine.
    »Ich entbiete Euch das Willkommen und die Aufnahme meines großherrlichen Herrn, des von Agdele Gesalbten und mit ihrer Liebe Bedachten, des geflügelten Hauptes, des Besamers der irdenen Kuh, des Trägers des Firmamentes und von den Kindern seines Reiches geliebten Imperators, dessen Antlitz gottesliebkost ist; von Arkides, dem neunzehnten seines Namens, und damit das Willkommen des Dyrischen Imperiums, dessen Geburt im Feuer lag und von Agdeles Willen gelenkt wurde.«
    Sein Wlachkisch war makellos. Erstaunt blickte Natiole
zu Arvan, der jedoch stur geradeaus schaute. Der Mann, dessen kahl geschorener Kopf im Sonnenlicht glänzte, bewegte sich nicht. Der junge Wlachake war unsicher, wie er auf den Mann zu seinen Füßen reagieren sollte.
    »Ich danke dir und deinem Herrn«, sagte er schließlich schlicht. »Ich überbringe Grüße von Şten cal Dabrân, dem Voivoden von Wlachkis.«
    Jetzt erhob sich der Mann und legte feierlich seine Hände auf die Brust. Sein dunkelblaues, mit goldenen Stickereien besetztes Gewand erinnerte Natiole an die weiten Gewänder von Artaynis. Es fiel in Falten an ihm herab und bedeckte seinen fülligen Leib beinahe zur Gänze. Nur Kopf, Hände und Füße, die in einfachen Sandalen steckten, schauten heraus. Ähnlich wie die Dyrierin war auch er geschminkt, mit dunklen Strichen um die Augen, die ihm einen mysteriösen, tiefen Blick verliehen.
    »Ich bin Pilon, Mund des Goldenen Imperators und für alle Annehmlichkeiten Eures Aufenthaltes zuständig. Mir obliegt es, Euch die Gemächer zu zeigen, die Gästen, wie Ihr sie seid, angemessen sind.«
    »Ich danke Euch dafür.«
    »Dies sind die … Trolle?«, fragte der füllige Mann mit einem Blick auf die Karren, wo die Trolle unter den Decken lagen. In der Hitze hing ihr erdiger Geruch wie eine Dunstglocke über den Leibern.
    »Äh, ja. Das Sonnenlicht schwächt sie«, untertrieb Natiole. »Bei Nacht werden sie aufwachen.«
    »Ich weiß«, entgegnete Pilon. »Ich habe das Buch Roch, der Troll gelesen. Ich weiß alles über diese Wesen, was es zu wissen gibt.«
    Natiole nickte freundlich, dachte aber bei sich: das bezweifle ich.
    Mit einigen Schritten kam ihr Gastgeber näher und redete in seiner Zunge auf die Soldaten ein, die sie begleitet hatten. Der Anführer gab einsilbige Antworten, die Pilon
nicht zufriedenzustellen schienen. Seine Miene wurde immer zorniger. Fragend sah Natiole zu Arvan, der jedoch unmerklich den Kopf schüttelte. Das Gespräch war wohl zu komplex und schnell für den Soldaten. Dann wedelte Pilon mit den Händen, als wolle er unliebsame Fliegen von seinem Frühstückstisch vertreiben, und die Soldaten wendeten ihre Pferde und ritten davon.
    »Ich bin zutiefst betrübt, dass Euer erster Kontakt mit unserem wundervollen Land diese unzivilisierten Barbaren waren«, erklärte Pilon, und seine Miene zeigte tatsächlich eine derartige Trauer, dass Natiole insgeheim befürchtete, er würde gleich in Tränen ausbrechen.
    »Ihre Dienste waren sehr hilfreich«, versuchte der junge Wlachake sein Gegenüber zu beruhigen.
    »Es sind Fischfresser aus dem Westen«, spie Pilon beinahe aus. »Ungebildet, ohne Manieren, kaum besser als Söldnerpack. Nichts, was den Glanz des Imperiums repräsentiert, der alles Übel von meinem Herrn und von uns allen abwendet.« Seine beringte Hand wies auf die Soldaten, die sich immer noch nicht bewegt hatten.
    Juckt es die nicht irgendwann irgendwo?, sinnierte Natiole, wurde aber von einem lauten Ruf aus seinen Gedanken gerissen.
    »Wenn das mal nicht Wlachaken sind!«
    Ein kleiner Mann kam würdevoll aus dem Gebäude, die Arme ausgebreitet und ein breites Grinsen auf seinem spitzbübischen Gesicht. Seine Haare waren grau, und seine Züge wiesen viele Falten auf, doch sie wirkten eher so, als ob er viel gelacht und nicht viel getrauert habe. Sein außerordentlich kostbares, gefälteltes Gewand und seine betont aufrechte Haltung trugen dazu bei, ein ansehnliches Bäuchlein zu verbergen, wie Natiole bemerkte.
    »Wlachaken und Trolle, wie man riecht«, fuhr der Neuankömmling fort. Pilon stellte sich ihm in den Weg, aber er

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