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Der Zorn der Trolle - Hardebusch, C: Zorn der Trolle

Titel: Der Zorn der Trolle - Hardebusch, C: Zorn der Trolle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christoph Hardebusch
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Friedens beschert.
    Im Tod wirkte er friedlicher, obwohl die Rüstung an einigen Stellen gespalten war und nur ungenügend die darunterliegenden klaffenden Wunden bedeckte. Sein Leib kündete vom Leben des Kampfes, das er geführt hatte, doch ihn umgab eine Aura der Ruhe. Man hatte den Marczeg gewaschen, seine Wunden gereinigt, aber nicht verborgen. Alle sollten sehen, dass er im Kampf gestorben war, ein Marczeg, der niemals von anderen verlangt hatte, was er selbst nicht zu tun bereit gewesen wäre.
    Cornel trat noch einen Schritt zu dem Leichnam hin und legte ihm die Hand auf die Brust. »Ihr wart ein großer Mann, Tamár Békésar. Möge das Göttliche Licht Euch aufnehmen. Sichere Wege.«
    Gerade als er sich abwenden wollte, entdeckte er eine Wunde am Bein des Marczegs. Aus seinem Oberschenkel ragte noch immer der Schaft eines Pfeils etwa zwei Fingerbreit hervor. Etwas an dem Pfeil zog die Aufmerksamkeit des Sonnenpriesters an. Das Holz war so dunkel gemasert, dass es beinahe schwarz aussah. Vorsichtig ließ sich Cornel auf ein Knie nieder und zog an dem hervorstehenden Stück, doch der Pfeil ließ sich kaum bewegen. Cornel beugte sich vor, um besser sehen zu können.
    Kein Baum in Wlachkis hat so dunkles Holz, schoss es ihm durch den Kopf.
    Plötzlich lief ihm ein eiskalter Schauer über den Körper. Das hier könnte der Beweis sein, den ich gesucht habe. Jetzt muss ich nur noch Výclas und meine lieben Brüder hier davon überzeugen, dass sie mir erlauben, die Pfeilspitze aus dem Bein des toten Marczegs zu schneiden.

29
    Sein neues Pferd unter Kontrolle zu bringen bereitete Natiole noch Schwierigkeiten. Es war leichtfüßiger als Arian, feuriger, aber auch störrischer. Noch mussten sich Ross und Reiter aneinander gewöhnen, und deshalb war Natiole besonders aufmerksam. Dennoch war er dankbar, dass Arian sich ausruhen konnte. Die lange Reise hatte den Hengst strapaziert, und jetzt konnte er, ohne beladen zu sein, locker neben den Karren hertraben.
    Ihre kleine Karawane, wie die Dyrier sie nannten, war angewachsen. Der Satrap hatte ihnen nicht nur frische Pferde zur Verfügung gestellt, sondern auch berittene Soldaten als Eskorte mitgegeben. Zwar waren diese in etwa so schweigsam und unnahbar wie Wrag, aber allein ihre Anwesenheit sorgte dafür, dass die Reise deutlich angenehmer geworden war. Dabei hatten die Wlachaken den Satrapen, der diesen Landstrich beherrschte, nicht einmal getroffen; eines Morgens waren ihnen einfach die Soldaten samt Pferden entgegengekommen und hatten in gebrochenem Wlachkisch ihre Hilfe angeboten.
    Erst später hatte Natiole verstanden, dass ihre Reise nicht unbemerkt geblieben war und dass man ihnen nun für den Weg nach Colchas eine Eskorte bereitstellte. Er vermutete, dass es dabei nicht nur um ihren Schutz oder seine Ehre ging, sondern genauso darum, ein wachsames Auge auf die riesigen Trolle und ihre Begleiter zu haben.
    Der junge Wlachake hatte in Gesprächen nie mit der Wahrheit hinter dem Berg gehalten, und so war das Wissen um ihre Reise bis zu dem Satrapen gelangt.
    Ein Trupp dyrischer Soldaten musste ihnen sogar vorausreiten,
denn die Gasthäuser und Karawansereien entlang des Weges waren nun stets auf ihre Ankunft vorbereitet und verlangten keine Bezahlung mehr.
    Die Organisation innerhalb des riesigen Reiches beeindruckte Natiole. Auch die Disziplin ihrer Eskorte war imponierend. Die Soldaten waren mit leichten Kettenhemden gerüstet, trugen aber dicke Helme und große, tropfenförmige Schilde, und sie waren allesamt geübte Reiter. Man musste nicht auf die exzellenten Schwerter und langen Speere schauen, um zu wissen, dass jeder Mann ein gut ausgebildeter und erfahrener Krieger war. Sie blieben tagsüber zusammen, hielten sich des Nachts fern von den Trollen und bauten ihr eigenes Lager stets etwas abseits auf. Natürlich wurden sie nicht nur von Natiole, sondern auch von den Trollen kritisch beäugt, aber bislang hatte es keine Zwischenfälle gegeben, wofür Natiole im Stillen allen Geistern dankte.
    Die Dörfer, Marktflecken, Städte und Weiler zogen an dem Trupp vorüber. Schon bald hatte Natiole jedes Gefühl für die Namen der Ortschaften und Gegenden verloren. Die Trolle interessierten solche Informationen ohnehin nicht, aber auch Natioles Wissensdurst war bald mehr als gestillt. Alles, was noch zählte, war die Tatsache, dass sie sich Colchas näherten. Er hatte sich noch nie sonderlich für die Geographie des gewaltigen Reichs interessiert, ganz anders als

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