Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Der Zorn der Trolle - Hardebusch, C: Zorn der Trolle

Titel: Der Zorn der Trolle - Hardebusch, C: Zorn der Trolle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christoph Hardebusch
Vom Netzwerk:
Dorf. Über der Stadt lag ein Flirren in der Luft, eine leichte Trübheit, die von aufgewirbeltem Staub stammen mochte oder einfach von der unvorstellbaren Anzahl von Menschen, die dort im hellen Sonnenlicht ihrem Tagwerk nachgingen.
    Der Verkehr um die Stadt herum war ebenso gewaltig wie Colchas selbst. Menschen, kaum mehr als winzige Punkte vor dem Panorama, wuselten umher, bestellten die Felder, bevölkerten die Straßen, waren selbst auf diese Entfernung allgegenwärtig.
    »Komm«, bat der Anführer der Dyrier und trieb sein Pferd an. Immer noch schockiert von dem Anblick, folgte ihm Natiole, und auch die Wagen setzten sich wieder in Bewegung.
    Bislang hatte der junge Wlachake keinen Grund gekannt, sich selbst für unerfahren zu halten. Er kannte Teremi und Turduj, die beiden größten Städte des Landes zwischen den Bergen. Er hatte Texte über das Imperium gelesen und mit dyrischen Gästen bei Hofe gesprochen, wenn auch widerwillig. Aber niemals hätte er vermutet, dass ihre Erzählungen, die stets so blumig und übertrieben wirkten, der Wahrheit entsprechen könnten. Eine Stadt, so groß und gewaltig, dass man fast glauben konnte, ganz Wlachkis hätte hinter ihren Mauern Platz. Vielleicht verstehe ich Ionnis jetzt besser, dachte der junge Wlachake. Die Erinnerung an seinen Bruder versetzte ihm einen Stich. Zumindest weiß ich jetzt, was du meintest, wenn du von Colchas der Prächtigen sprachst.
    Schon bald fanden sie sich innerhalb eines Menschenstroms wieder, in dem sie nur wenig Beachtung fanden.
    Immer wieder ritten die dyrischen Soldaten vor, trieben die Menge auseinander und schufen ihnen eine Gasse. Doch während sie zuvor staunend angegafft worden waren,
hatte man hier nur finstere Blicke und gemurmelte Flüche für sie übrig.
    Die Menschen überwältigten in ihrer Verschiedenheit Natioles Sinne. Er sah große und kleine, dunkelhaarige und blonde, hell- und dunkelhäutige. Einige der Reisenden, die durch das Tor strömten, hatten sogar eine beinahe tintenschwarze Haut, wie Natiole verblüfft feststellte.
    Bunte Stoffe, weite Roben, enge Hemden, Kopfbedeckungen in unterschiedlichsten Formen und Farben wurden von den Vorübereilenden getragen. Eine Myriade von Eindrücken strömte auf den jungen Wlachaken ein, die ihn ermattet zurückließen. Er war froh, als sie das große Tor in der Mauer problemlos passierten und von den überfüllten Hauptstraßen auf weniger volle Seitenstraßen auswichen. Aber selbst hier waren viele Menschen unterwegs, saßen auf flachen Schemeln vor Häusern, tranken dampfende Getränke aus Tassen, boten ihre Waren an und unterhielten sich lauthals miteinander. Der größte Teil dieser Menschen hatte schwarzes Haar und sonnengebräunte Haut. Ihre Kleidung war eher schlicht, bestand zumeist aus einfachen Hosen und weiten, mit Gurten geschnürten Hemden. Kaum jemand trug Schuhwerk, nur hier und da sah Natiole einfache Sandalen.
    Keiner der Wlachaken sprach, und Natiole sah seinen Leuten an, dass sie ebenso beeindruckt waren wie er selbst. Er war froh, dass sie die Trolle auf den Karren vor allen neugierigen Blicken verborgen hatten. Ein Menschenauflauf so vieler Fremder hätte hier nur allzu leicht zu einem Zusammenstoß mit Wrag führen können, wenn der Tiefentroll inmitten der Menge erwachte.
    Endlich ließen sie die engen Straßen hinter sich und näherten sich dem Zentrum der Stadt, einem gewaltigen Komplex aus mächtigen Gebäuden, der im Herzen des flachen Tals lag. Ihre Begleiter führten sie auf eine breite Straße, die fast menschenleer war. Krieger in weitaus
prächtigeren Rüstungen standen dort Wache, jeweils zwei auf ein Dutzend Schritt. Sie trugen geschuppte Panzer, bei denen jede einzelne Schuppe wie eine Feder geformt und vergoldet war. Selbst im strahlenden Sonnenschein, der dem ungerüsteten Natiole den Schweiß auf die Stirn trieb, standen sie stoisch ruhig, in den Händen lange Schilde und Speere. Sie reagierten mit keiner Regung auf die Wlachaken und ihre Wagen. Fast hätte man sie selbst für Statuen halten können, hätten sie sich nicht anderen Reisenden in den Weg gestellt und ihnen den Durchlass verweigert.
    Die breite, mit perfekt quadratischen Steinen gepflasterte Straße führte vorbei an einem flachen, von Säulen umrahmten Gebäude, über einen Platz, auf dem zwei Dutzend mannshohe Statuen standen, zu einem gewaltigen Palast, dessen goldene Kuppel von der Macht und dem Selbstbewusstsein des Imperiums kündete.
    »Jetzt weiß ich, warum man es das

Weitere Kostenlose Bücher