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Der Zorn der Trolle - Hardebusch, C: Zorn der Trolle

Titel: Der Zorn der Trolle - Hardebusch, C: Zorn der Trolle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christoph Hardebusch
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Ionnis, der jedes bisschen Information über das Goldene Imperium geradezu aufgesogen hatte.
    Dank der tatkräftigen Hilfe ihrer neuen Begleiter und ihrer frischen Reittiere kamen sie inzwischen erheblich schneller voran. Die Handelswege im Imperium waren zudem gut ausgebaut, breit, gepflastert und scheinbar schnurgerade, was den Transport der Trolle erleichterte. Die Soldaten flößten den Bewohnern des Imperiums Respekt ein, und Szenen wie zu Beginn ihrer Reise wiederholten sich nicht. Tatsächlich verlief die Reise so ereignislos,
dass Natiole sich schon darüber wunderte. Aber die Erklärung lag wohl einfach in der unsichtbaren, aber stets fühlbaren Macht des Satrapen, die sie durch das Reich lotste.
    Sie begegneten häufig anderen Reisenden, vornehmlich Händlern, die mit Wagen und Lasttieren durch die Lande zogen. Hin und wieder wurden sie von Boten überholt, deren hohes Reittempo Natiole zunächst überraschte, da die Pferde eine solche Geschwindigkeit unmöglich lange durchhalten konnten. Aber schon bald entdeckte er die zahlreichen Stationen entlang der Straße, an denen die Boten ihre Tiere wechseln und schnell weiterreiten konnten. Es stand zu vermuten, dass sich die Nachricht von ihrer bevorstehenden Ankunft auch auf dem Wege weiterverbreitete und dass man sie selbst in Colchas bereits erwarten würde.
    Der Kontakt mit den Einheimischen beschränkte sich auf wenige Worte und Gesten. Kaum einer verstand Wlachkisch, und nur Arvan sprach einige Brocken Dyrisch. Jedoch wurde es auch nur selten nötig, direkt mit den Einheimischen zu sprechen, da ihre Begleiter sich um alles kümmerten. Trotzdem – vielleicht hätte ich die Anwesenheit der Dyrierin in Teremi nutzen sollen, um ein paar Worte ihrer Sprache zu lernen, dachte Natiole. Vielleicht ließ sich das später noch nachholen.
    So vergingen die Tage, aneinandergereiht wie Perlen auf einer Schnur, kaum zu unterscheiden. Aus dem Vorgebirge der Sorkaten wurde eine Ebene, in der Gräser und Sträucher vorherrschten, wenn es nicht ausgedehnte Felder gab. Die Ebene ging nahtlos in eine hüglige Landschaft über, die spärlicher besiedelt war, dafür aber einige Wälder bot. Tag für Tag schien es wärmer zu werden. Sie folgten dem Verlauf eines breiten Flusses – nicht der Magy, wie ihm die Soldaten glaubhaft versicherten, obwohl er auch aus dem Süden stammte. Über den größten Teil seiner Länge hieß der Strom Eurys, und an seinen Ufern lagen viele Siedlungen.

    Obwohl es immer wärmer wurde, blühte die Landschaft geradezu auf. Die Ortschaften wurden größer und zugleich häufiger. Die Hügel wurden sanfter, die Felder immer weitläufiger, durchzogen von einem labyrinthartigen Gewirr von Bewässerungsgräben. Hier gab es mehr Reisende, von einzelnen Fußgängern bis hin zu vielen Schritt langen Karawanen.
    Da Natiole fast jedes Gefühl für die zurückgelegte Distanz verloren hatte, überraschte es ihn, als der Anführer ihrer Begleiter schließlich zu ihm geritten kam, nach vorn wies und dabei rief: »Colchas.«
    Tatsächlich. Als sie über die letzte Hügelkuppe kamen, erblickten sie eine so gewaltige Stadt, dass dem jungen Wlachaken vor Staunen der Mund offen stehen blieb.
    Eine hellgraue Wehrmauer umgab die Stadt, und sie erstreckte sich von einem Hügel durch das Tal bis über den nächsten Hügel hinaus. Unzählige Gebäude standen dicht an dicht, immer wieder von breiten Straßen unterbrochen. Es gelang Natiole nicht, die Anzahl der Häuser auch nur zu schätzen. Hier und dort ragten Türme empor, teilweise zu Palästen gehörend, teils freistehend. Die meisten Gebäude waren aus dem gleichen hellen Stein errichtet wie die Mauer, und viele waren mit heller oder gar weißer Farbe gestrichen. Sie waren größer als die Häuser selbst in Teremi, oft mussten es drei oder vier Stockwerke sein. Doch die Blicke jedes Reisenden wurden unweigerlich von den goldenen Kuppeln in der Mitte der Stadt angezogen, den gewaltigen Gebäuden mit ihren Erkern und Vorsprüngen, Säulen und Hallen und den vereinzelten Bäumen, die zwischen diesen Kolossen standen und im Vergleich überhaupt erst ahnen ließen, wie groß die Gebäude und auch die Stadt eigentlich waren.
    Neben sich hörte Natiole das leise Keuchen einer Soldatin, und selbst Arvan schwieg beeindruckt, obwohl er bereits in Colchas gewesen war.

    An dem Hügel zur rechten Hand gab es weite grüne Flächen und einzeln stehende Paläste. Jede dieser Anlagen mochte größer sein als so manches wlachkische

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