Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Der Zorn der Trolle - Hardebusch, C: Zorn der Trolle

Titel: Der Zorn der Trolle - Hardebusch, C: Zorn der Trolle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christoph Hardebusch
Vom Netzwerk:
ignorierte ihn einfach und schritt an ihm vorbei.

    »Meine Güte, du musst Natiole sein. Als ich dich das letzte Mal sah, warst du nicht größer als so.« Mit der rechten Hand deutete er Hüfthöhe an.
    »Ihr könnt nicht …«, murmelte Pilon flehend. »Ihr müsst …«
    »Ach«, unterbrach ihn der Fremde und zwinkerte Natiole vertraulich zu. »Mach dir keine Sorgen, Pilon. Das ist alles erlaubt. Ich begrüße lediglich alte Freunde.«
    Jetzt verstand der junge Wlachake endlich und verbeugte sich: »Es ist mir eine Ehre, Euch zu treffen, Sargan Vulpon.«
    Bei ihrem letzten Treffen war Natiole tatsächlich erst so groß gewesen. Und Sargan erheblich weniger beleibt.
    »Nenn mich einfach Sargan. Willkommen in Colchas, Perle von Dyria und Herz des Goldenen Imperiums, Natiole. Willkommen im Zentrum der Welt!«

30
    D ie Stimmung in Teremi ist deutlich besser geworden, seit der Voivode wieder mehr er selbst ist, dachte Artaynis, während sie die letzten Schritte auf der belebten Straße zurücklegte, die zu Seikos’ Laden führte.
    Obwohl das Land sich auf einen Krieg vorbereitete, obwohl der Voivode um Nemes Flores trauerte, hatte sich doch ein schwerer Schatten von ihm gelöst, seit sein jüngerer Sohn wieder aufgewacht war, und Şten cal Dabrân überwachte seither die Geschehnisse auf der Burg und in der Stadt mit großer Tatkraft und Umsicht. Beides war auch notwendig, denn die Zahl der Bewaffneten in der Festung stieg mit jedem Tag, und es war nicht immer leicht, die Männer und Frauen, die zu einem Kriegszug aufgebrochen waren und sich nun in untätigem Warten üben mussten, unter Kontrolle zu halten. Und auch die verbliebenen Masriden in der Stadt konnten sich wieder sicherer fühlen, seit Şten hatte verkünden lassen, dass er keine Übergriffe auf sie dulden würde.
    Die Untergebenen des Voivoden folgen ihm in allem. Wenn er Hoffnung hegt, dann hegen sie sie auch. Was würden die Wlachaken wohl tun, wenn sie ihn verlieren würden?
    Für einen Moment schweiften ihre Gedanken zu Natiole, der sich auf dem Weg nach Dyrien befand. Eines Tages würde er seinem Vater nachfolgen müssen.
    Sie hoffte inständig, dass es dem Trupp aus Trollen und Menschen gelang, die Sorkaten zu überqueren, bevor die ersten Schneefälle einsetzten. Das Wetter in Wlachkis war unberechenbar, und es gab Jahre, in denen die Pässe durchgängig unpassierbar blieben.

    Vielleicht wird Natiole diese Reise und die Verantwortung, die er dabei trägt, helfen, sich auf seinen künftigen Platz vorzubereiten.
    Artaynis warf noch einen letzten Blick zum grauen Himmel, an dem sich eben schwere Wolken zusammenballten, dann betrat sie das Geschäft.
    »Phryka, welche Ehre!« Seikos begrüßte sie mit der gewohnten Höflichkeit.
    »Es war sehr freundlich von Euch, mir einen Boten mit der Nachricht zu schicken, dass Ihr wieder über Kaffee verfügt.«
    Angesichts des sich stets verschlechternden Wetters war die dyrische Karawane, von welcher der Bote des Händlers – ein Straßenjunge aus Teremi – gesprochen hatte, sicher eine der letzten, die Wlachkis in diesem Jahr erreichen würde.
    »Ich hielt es nur für angemessen, Phryka, Euch die Möglichkeit zu geben, Eure Vorräte aufzustocken, bevor die Sylken Euch erneut zuvorkommen.«
    »Die Sylken?«, erkundigte sich Artaynis überrascht. »Sind sie denn zurückgekehrt?«
    Der Händler neigte bedächtig den Kopf. »So ist es. Ihr geheimniskrämerischer Anführer zumindest. Ich glaube, dass diese Sylken ein Lager ganz hier in der Nähe aufgeschlagen haben, Herrin.«
    Als Artaynis ihn ungläubig ansah, beeilte sich Seikos hinzuzufügen: »Vielleicht irre ich mich auch, Phryka – die bescheidenen Geistesgaben, die mir Agdele gab, reichen nicht immer aus, um die richtigen Schlüsse aus meinen ungenauen Beobachtungen zu ziehen. Doch die Häufigkeit, mit der ihr ungehobelter Anführer meinen Laden beehrt, verrät mir, dass das Quartier der Sylken nicht allzu weit entfernt sein kann.«
    Diese Neuigkeit beschäftigte Artaynis. Sylken lagern in der Nähe Teremis. Das werden sie kaum tun, weil sie die
Wunder eines Landes kennenlernen wollen, das beinahe ebenso barbarisch ist wie ihre eigenen Stämme. Sie müssen einen Auftrag haben. Aber von wem? Und wie lautet er?
    Vermutlich würde ihr Vater von der Aufgabe der Sylken wissen. Im Imperium geschah kaum etwas von größerer Bedeutung, was Sargan Vulpon entging, auch wenn er gern mit geheuchelter Bescheidenheit erzählte, dass die Tage vorbei seien, in denen er

Weitere Kostenlose Bücher