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Der Zorn der Trolle - Hardebusch, C: Zorn der Trolle

Titel: Der Zorn der Trolle - Hardebusch, C: Zorn der Trolle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christoph Hardebusch
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Krieg geben, und für Wlachkis steht alles auf dem Spiel, was wir uns erkämpft haben.«
    In Natioles Stimme schwang Sorge mit, aber seine Miene war trotzig. Er war gewillt, sich allem entgegenzustellen, was seine Heimat bedrohen mochte. Er zog Kraft daraus und Gewissheit. Eine Gewissheit, um die Ana ihn beneidete, denn ihre Welt hatte ihr Fundament verloren.
    »Ich werde euch ein Stück weit begleiten. Aber dann muss ich zurückkehren und mich um meine Aufgaben kümmern. Das ist nicht mein Krieg.«
    »Natürlich ist er das«, brauste Natiole auf. »Flores ist auch zurückgekehrt, als Zorpad gegen das Mardew zog. Sie hat die Würde der Voivodin angenommen, als Wlachkis vom Untergang bedroht war. Sie wusste, woher sie stammte!«
    »Sprich nicht von ihr, als würdest du sie kennen«, herrschte ihn Ana an. In ihrem Leib kochte Wut empor.
    Ihre Mutter lag in Ardolys Erde. Sie hatte gegen und für die Masriden gefochten, und am Ende war sie dem Hass, dem sie immer entfliehen wollte, doch erlegen. Jemand hatte diese Schuld auf sich geladen. Mörder durchstreiften die dichten Wälder des Landes zwischen den Bergen.
    Der Gedanke an die Mörder fachte Anas Zorn weiter an. Sein Feuer vertrieb die Kälte aus ihren Gliedern, und sie nahm ihn dankbar auf. Egal, was geschah, die Schuldigen würden für ihre Taten büßen müssen.

    Unwillkürlich glitt ihre Hand zu dem kurzen Schwert an ihrer Hüfte. Wenn jemand Flores rächt, dann ich. Wenn jemand Tamárs Tod sühnt, dann ich. Wer auch immer dahintersteckt, ich werde sie finden, und sie werden für alles bezahlen, was sie angerichtet haben.
    Noch immer konnte Ana nicht trauern. Aber sie konnte hassen.
    »Ich werde dich begleiten, Natiole.« Er wollte etwas erwidern, aber sie hob die Hand und schnitt ihm das Wort ab. »Nicht, um für Wlachkis zu kämpfen, sondern um die Mörder meiner Eltern zur Strecke zu bringen. Und wenn ich dafür das ganze Land zwischen den Bergen umgraben muss: mir werden sie nicht entkommen!«

50
    Bum allerletzten Mal, Wrag: Wir brauchen die beschissenen Karren, um aus dieser verfluchten Stadt herauszukommen. Wenn dir das nicht passt, kannst du von mir aus hierbleiben.«
    Artaynis hörte Kerrs Stimme schon, kaum dass sie einen Fuß in den Keller gesetzt hatte. Der Troll klang aufgebracht und auch resigniert, so als habe er denselben Satz schon hunderte Male gesagt.
    »Es war falsch, an diesen Scheißort zu kommen. Falsch! Falsch und Mist!«, entgegnete der Tiefentroll. Dann hörte sie, wie sich seine schweren Schritte entfernten.
    »Ich hätte ihn nicht mit herbringen dürfen«, sagte Kerr unglücklich.
    »Das kann man nicht wissen«, antwortete Natioles Stimme aus den Schatten. »Wäre Wrag bei dem Angriff auf uns nicht dabei gewesen, dann hätten wir wohl jetzt selbst einen Platz in der Stadt der Toten.«
    »Kein Troll würde so etwas wollen«, entgegnete Kerr kategorisch.
    »Und kein Mensch …«
    Natiole verstummte mitten im Satz, und der Troll verzog die Lippen zu einem Trolllächeln, da Artaynis um die Ecke bog und sich dabei laut und vernehmlich räusperte, um auf ihre Anwesenheit aufmerksam zu machen.
    »Diesmal hätte ich daran gedacht, mich von Euch zu verabschieden!«, versicherte ihr der junge Wlachake mit abwehrend erhobenen Händen, noch bevor Artaynis etwas sagen konnte.
    »Ich bin nicht hier, um Euch Vorwürfe zu machen«, entgegnete
sie lachend. »Ich wollte Euch nur bitten, diesen Brief an Ionnis mitzunehmen, und Euch eine gute Reise wünschen.«
    Natioles Miene hellte sich auf, und der Troll nickte gewichtig.
    »Wenn wir erstmal unter der Erde sind, wird es eine gute Reise werden. Schwieriger ist es aber, dorthin zu gelangen.« Kerr deutete vielsagend auf die niedrige Tür, durch die Wrag offenbar verschwunden war. »Ich werde ihm besser nachgehen«, murmelte er mit einem grollenden Seufzen. »Bevor er noch anfängt, wirklich Löcher in die Erde zu graben, so wie der Halbzwerg behauptet.«
    Artaynis unterdrückte ein Kichern, als Kerr grummelnd verschwand.
    »Es ist gut, dass wir aufbrechen«, erklärte Natiole und legte die Post zu ihrem Reisegepäck. »Die Geister allein wissen, wie lange es Wrag sonst noch in diesem Keller ausgehalten hätte. Er ist wie eine Naturgewalt. Man kann nicht vorhersehen, was er als Nächstes tun wird.«
    Sie schwiegen einen Augenblick, bevor Natiole fortfuhr: »Und Ihr? Habt Ihr schon Pläne, was Eure Zukunft hier angeht?«
    »Das solltet Ihr vielleicht lieber meinen Vater fragen«, meinte sie, bemüht,

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