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Der Zorn der Trolle - Hardebusch, C: Zorn der Trolle

Titel: Der Zorn der Trolle - Hardebusch, C: Zorn der Trolle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christoph Hardebusch
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Herrschers auf sich ziehen.
    »Voivode? Ich habe gestern mit zwei der Torwachen Teremis gesprochen, die dort auch in jener Nacht Dienst hatten, als das Feuer ausbrach. Sie sind sich sicher, dass zumindest durch die Tore keine Sylken in die Stadt gekommen sind. Überhaupt keine Fremden, soweit sie das erkennen konnten. Also sagt der Sylke im Kerker möglicherweise die Wahrheit.«
    Şten nickte nachdenklich. »Ich denke, den Auftrag, für den die Sylken nach Teremi geholt wurden, haben sie noch nicht ausgeführt. Aber die Frage bleibt, wer dann das Feuer gelegt hat.«
    »Herr – Ihr wisst, dass es nicht so viele Möglichkeiten gibt, nicht wahr? Wenn sich niemand in die Festung eingeschlichen hat, muss es jemand gewesen sein, der sich ohnehin leicht Zutritt verschaffen konnte.«
    Mit gerunzelter Stirn fragte der Voivode: »Was wollt Ihr damit sagen, Priester?«
    »Ich meine einen Wlachaken, Herr.«
    Müde fuhr sich Şten über die Augen.
    »Ein Wlachake«, wiederholte er. »Eigentlich haben wir das die ganze Zeit gewusst, wir wollten es nur nicht laut aussprechen, oder? Wer sonst könnte bis in Vintilas Gemächer gelangen, ohne Aufsehen zu erregen? Aber die Lage wird dadurch nur noch komplizierter.«
    Allerdings, grübelte Cornel.
    »Es war ein Glück für den Geistseher, dass er die Stadt an diesem Abend verlassen hatte. Wer das Feuer in Vintilas
Gemächern gelegt hat, hätte sicher keine Skrupel gehabt, ihn ebenso niederzuschlagen wie meinen Sohn.«
    Plötzlich zuckte ein Gedanke durch den Geist des Sonnenpriesters: Was, wenn es kein Glück gewesen ist und auch keine Gunst der Geister? Was, wenn er die Stadt verlassen hat, weil er genau wusste, dass ein Feuer ausbrechen würde?
    Aber dann schalt Cornel sich einen Narren. Nur weil der Geistseher und er seit Jahren Gegner waren, machte das den Alten noch nicht zu einem Mordbrenner. Vintila war ein Mentor des älteren Prinzen, und es gab wohl kaum etwas, was so sehr mit Wlachkis verbunden war wie der Glaube an die Geister.
    »Ihr habt recht, Herr. Es war ein großes Glück für Vintila und den Rat, dass er uns erhalten blieb«, antwortete Cornel dem Voivoden demütig.
    »Trotzdem sind die Sylken nicht ohne Grund hier gewesen, Priester. Lasst mich Euch um einen Gefallen bitten. Kehrt mit Ionnis noch einmal zu dem Gefangenen zurück. Auch wenn er und seine Begleiter nicht in der Burg waren, hatten sie einen Auftrag, und ich wüsste zu gern, worin dieser bestand. Findet so viel heraus wie möglich, jede Information kann wichtig für uns sein.«

49
    Es war das erste Mal, dass Ana sich in ihrem eigenen Körper fremd war. Ihr ganzes Leben lang war sie fremd gewesen – im Imperium, im Land zwischen den Bergen; eine Heimatlose, die allein im Verbund der Söldlinge Gemeinschaft gefunden hatte. Aber sie war stets sie selbst gewesen, unerschütterlich. Zumindest hatte sie das immer von sich geglaubt, aber es hatte sich als falsch erwiesen.
    Natiole sah sie an, unerwünschtes Mitleid zeigte sich in seinen Zügen. Vielleicht redete er, aber sie hörte seine Worte nicht.
    In all den Jahren ihres Lebens war Flores ihr fester Bezugspunkt gewesen. Bei ihr hatte Ana sich niemals fremd gefühlt. Ihr ferner Vater hatte sie geliebt, dessen war Ana sich sicher, und sie wusste, dass sie um ihn trauern würde. Aber Flores’ Tod war mehr. Er überschattete alles, als bräche die Welt unter Ana zusammen und ließ sie allein im Nichts zurück.
    Ana vergoss keine Tränen. Der Schmerz war zu groß, um an die Oberfläche zu gelangen. Es gab nichts, was ihm angemessen gewesen wäre, keine Regung, keine Tränen, keinen Schrei. Er fraß sie auf, ließ sie hohl zurück, eine Larve ihrer selbst, die ungerührt ihren Vetter anblickte. Als hätte jemand anders ihren Platz in ihrem Leib eingenommen, jemand Fremdes, den all dies nicht berührte. »Ana?«
    Natioles Worte kamen wie von weit her. Sie kannte das. Nach mancher Schlacht hatte sie sich ähnlich gefühlt. Jenseits ihres Lebens irgendwie, einen Schritt neben der Welt, außerhalb von Zeit und Raum.

    »Wir müssen diesen Keller und Dyrien verlassen und sofort nach Wlachkis«, drängte ihr Vetter erneut. »Das Land ist von Feinden umgeben, und wenn wir Vater und die anderen nicht warnen, droht es unterzugehen. Wirst du … wirst du uns begleiten?«
    Die Frage kam überraschend. Anas schweifende Gedanken wurden unangenehm ins Hier und Jetzt gestoßen.
    »Was, nach Wlachkis?«
    »Ja. Wir könnten dich gut brauchen. Dich und deine Söldlinge. Es wird

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