Der Zorn der Trolle - Hardebusch, C: Zorn der Trolle
Andas Kinder, gleichermaßen. Aber Andas Kind hatte einen hohen Preis dafür zahlen müssen. Der Dunkelgeist existierte noch immer, mit all seiner Pein. Nur war es jetzt Azot, der in der Höhle bei dem Schacht lag und dessen Atem durch die Welt fuhr.
Noch wusste Kerr nicht, ob Azot sich dessen bewusst gewesen war. Oder ob Andas Kind überhaupt noch existierte, unter den Schatten, den Schmerzen und dem Leid. Doch irgendwann würde er dorthin gehen und in die Schatten treten und ihm seinen Dank sagen. Irgendwann, aber nicht jetzt.
Und er würde weiterhin zu der Höhle nahe der Oberfläche gehen und dort Ştens Sohn treffen, der nun ihr Hareeg war. Aber auch diese Begegnung lag noch viele Dreeg in der Zukunft.
Und vielleicht würde er sogar dereinst den Weißen Bären suchen und ihn fragen, was die Trolle nun waren.
Aber nicht jetzt.
Jetzt genoss Kerr das Gefühl der Freiheit, das Wissen, aller Pflichten entbunden zu sein, das Trollsein. Die Welt würde früh genug zu ihm zurückkehren. Die Zwerge würden sich regen, es würde Streit zwischen Andas Kindern und den Stämmen geben, neue Gefahren würden auftauchen. Und dann würde Kerr bereit sein, sich ihnen entgegenzustellen.
Die Dreeg ertönten. Die Trennung von Dunkelgeist und Weißem Bären hatte Veränderungen mit sich gebracht, und noch mehr würden folgen. Kerr wusste nicht, ob das gut oder schlecht war, doch das würde er sehen, wenn sie kamen.
Jetzt war er einfach Troll.
Dankingung
Jedes Buch birgt ganz eigene Fährnisse für den Autor. Natürlich wächst die Erfahrung, aber dennoch gilt es, bislang ungekannte Hindernisse zu überwinden. Dies war beim dritten Band um die Trolle nicht anders. Und deshalb schätze ich mich sehr glücklich, engagierte und erfahrene Menschen um mich zu haben, die mir auch diesmal wieder mit Rat und Tat zur Seite standen.
Vor allem möchte ich meiner Agentur Schmidt & Abrahams GbR danken sowie dem Team bei Heyne, das mich wie immer großartig unterstützte: Martina Vogl und Sascha Mamczak. Natürlich gilt mein besonderer Dank meiner Lektorin Uta Dahnke, die den Text mit Sorgfalt und Feingefühl bearbeitet hat.
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Ein Auszug aus seinem neuen Roman STUR MWELTEN
D ie Hitze lag noch über dem kleinen Städtchen, obwohl die Sonne schon lange untergegangen war. In den Gassen stand die schwüle Luft und trieb Jaquento den Schweiß auf die Haut. Auf See hatte es einen stetigen, kühlenden Wind gegeben, nur an Land schien dieser unvermittelt abzuflauen, selbst in einer Küstenstadt wie Portosa.
Einer der häufigen Regenschauer hatte die festgetretene Erde der Wege aufgeweicht und überall auf dem Boden kleine Bäche entstehen lassen; in den Rinnsalen schwamm allerlei Unrat mit, der sich in den Gassen angesammelt hatte. Die Frische des Schauers war längst verschwunden, dafür hing der süße Duft der vielen Blüten in der Luft, in dem eine Note von Verfall und Fäulnis mitschwang.
Hier und da lagen menschliche Gestalten auf dem Boden, manche unter schmalen Vordächern, andere einfach zwischen den geduckt wirkenden Holzhäusern. Kaum ein Gebäude hatte mehr als ein Stockwerk, überall blätterte die bunte Farbe ab, und das darunterliegende Holz quoll durch die ewige Feuchtigkeit auf. So wirkte das Städtchen wie eine in die Jahre gekommene Schauspielerin, deren Schminke längst verlaufen war und die dennoch im Abglanz besserer Zeiten schwelgte.
Am Hafen zeugten noch einige alte Prachtbauten vom vergangenen Ruhm der Stadt, doch auch diese waren mittlerweile schutzlos der Witterung ausgesetzt und moderten vor sich hin. Was hier eine Hauptstadt genannt wurde, wäre in Jaquentos Heimat nicht mehr gewesen als ein kaum beachtetes Fischerdorf. Um diese späte Stunde waren die Straßen – oder das, wann man hierzulande dafür hielt – nahezu
verwaist. Lediglich einige einheimische Nachtschwärmer und Matrosen auf Landgang kreuzten seinen Weg.
Vorsichtig ging Jaquento weiter, sorgsam darauf bedacht, dem gröbsten Schmutz auszuweichen. Sein Blick wanderte umher, suchte in der ungewohnten Gegend nach Vertrautem. Ein nagendes Gefühl der Unsicherheit begleitete ihn, seit er Portosa betreten hatte. Er schob es auf das fehlende Schaukeln des Bodens; an Bord hatte er sich an die stetige Bewegung der See gewöhnt. Doch das Schiff war ohnehin nur kurz Heimstatt gewesen, nicht Ziel, sondern Übergang, und nun musste er sich fragen, wohin sein weiterer Weg ihn bringen sollte.
Endlich erreichte
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