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Der Zorn der Trolle - Hardebusch, C: Zorn der Trolle

Titel: Der Zorn der Trolle - Hardebusch, C: Zorn der Trolle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christoph Hardebusch
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der dies seinem Herrn zur Kenntnis brachte. Er lächelte zufrieden, als er die wohlgesetzten Worte ein weiteres Mal in seinem Kopf vortrug. Sie würden jeden überzeugen.
    Hinter dem Durchgang ertönte Gemurmel, und Kamros konnte Bewegungen erkennen. Bald schon würde seine Zeit kommen. Vielleicht belohnt der Imperator mich ja sogar
für meine emsige Arbeit für das Wohl des Imperiums und meine uneingeschränkte Loyalität, grübelte der Beamte.
    Dann trat Pilon erneut aus dem Durchgang und verneigte sich noch tiefer als zuvor. Ein Lächeln umspielte die Lippen des Mannes, aber Kamros war zu sehr in seine Gedanken versunken, um dem viel Beachtung zu schenken.
    »Treten wir ein, Phrykos. Du wirst bereits erwartet.«
    In besserer Stimmung folgte Kamros der Aufforderung. Er wurde bereits erwartet; eine Floskel, die ihn mit Freude erfüllte.
    Bis er sah, wer ihnen durch den Gang entgegenkam. Weitaus weniger prächtig gekleidet als er selbst, aber jovial grinsend.
    »Sargan!«
    »Genau der«, erwiderte der kleine Mann vergnügt. »Wie ist es dir ergangen, Kamros?«
    Die Gedanken des Beamten hasteten so durch seinen Geist, wie er gerade durch den Palast gehastet war. Doch eine Erkenntnis floh vor ihm, so dass er sie nicht zu fassen bekam.
    »Das weißt du ganz genau«, erwiderte er giftig.
    »Ja, das stimmt. Meine Tochter – Artaynis, du erinnerst dich gewiss an diese Zierde ihres Geschlechts? – hat mir einen ausführlichen Bericht geschickt. Sie kann sehr pflichtbewusst sein, zumindest wenn es ihren Interessen dient. Frauen, was?«
    »Was tust du hier?«, fragte Kamros, der kaum noch ein Flüstern zustande brachte. Ein fürchterlicher Verdacht keimte in ihm.
    »Ich habe lediglich unserem geliebten Herrscher von deinen Plänen und dem dazugehörigen Versagen deinerseits berichtet, mein Freund.«
    Die Säulen entfernten sich, der Boden gab unter seinen Füßen nach, alle Geräusche verstummten. Kamros’ Welt brach in sich zusammen.

    Das Grinsen auf Sargans Zügen erstarb, als er sich vorbeugte: »Du hättest dich nicht in meine Geschäfte einmischen sollen, Kamros. Du hättest auch das Ansehen meiner Tochter – und damit meiner Familie – nicht mit Füßen treten sollen. Und ganz gewiss hättest du niemals den Zorn der Trolle herausfordern dürfen.«
    »Ich … ich«, stammelte Kamros, dem die Kehle wie zugeschnürt war.
    »Ich werde mich um deine Familie kümmern«, erklärte Sargan ernst und nun wieder ganz der höfliche ehemalige Beamte. »Du kannst in der Gewissheit sterben, dass dein Unvermögen ihnen nicht schaden wird.«
    Damit wandte der rothaarige Mann sich ab und verließ die Vorhalle.
    Immer noch unfähig, einen klaren Gedanken zu fassen, blieb Kamros zurück, bis Pilon sich höflich räusperte.
    »Unser geliebter Herrscher erwartet dich bereits, Phrykos. Er möchte dich wirklich sehr dringend sprechen.«

79
    Musik brandete durch die große Halle, ein altes Volkslied, bei dem der Sänger zuerst eine Strophe vorgab und die Menge der Gäste diese dann wiederholte. Obwohl die Melodie schlicht war, nahm ihr treibender Rhythmus Artaynis gefangen, und bei der nächsten Wiederholung stimmte auch sie in den Refrain ein.
    Die Wlachaken waren heute in Teremi zusammengekommen, um ihren neuen Voivoden zu ehren, aber auch viele Masriden waren hier. Und eine kleine Abordnung aus Dyrien, denn der mächtige Sargan Vulpon hatte völlig zu Recht angemerkt, dass es jetzt notwendiger denn je sei, die diplomatischen Beziehungen zwischen beiden Ländern wieder zu verbessern. Seine Tochter als dyrische Botschafterin in Wlachkis vorzuschlagen war ihm dennoch nicht leicht gefallen. Aber schließlich hatte er Artaynis’ Forderungen nachgegeben, wenn auch nicht, ohne zu behaupten, dass sie gewiss der Grund für seinen frühen Tod sein würde. Doch er hatte bei diesen Worten gelächelt.
    Und so war die junge Dyrierin nun wieder einmal zu Gast auf der Feste Remis, diesmal allerdings nur für kurze Zeit. Denn der neue Voivode hatte angeregt, dass sich die dyrische Gesandte doch erst einmal ein Bild vom gesamten Land Wlachkis machen solle, und sie deshalb gebeten, seinem Bruder Ionnis auf einer Reise Gesellschaft zu leisten, die ihn für einige Wochen durch ganz Wlachkis führen sollte, bevor er als Bojar des Mardews nach Désa umziehen würde.

    Artaynis betrachtete die ausgelassene Menge in der Halle. Viele tanzten zu der Weise, mit der Musiker auf Lauten und einer Harfe den Sänger begleiteten. Unter den Tänzern entdeckte die

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