Der Zorn der Trolle - Hardebusch, C: Zorn der Trolle
ich Nachricht, dass einige von ihnen versucht haben, mit ihren Trollverbündeten nach Ardoly einzufallen. Zweifellos, um zu plündern und zu brandschatzen. Dies dürfen wir nicht zulassen! Wollt ihr, dass eure Familien Opfer von Trollpranken werden? Wollt ihr, dass diese Monstren alles bedrohen, was uns lieb und teuer ist? Wenn ihr das nicht wollt, dann kann es nur eine Antwort auf diese Provokation geben! Krieg!«
Bei der Gnade des göttlichen Lichts, dachte Cornel. Sie haben Prinz Natiole mit seinen Begleitern getroffen. Und dieser
Großsprecher hier nutzt dessen Reise offenbar bedenkenlos für seine Zwecke aus.
Doch er schien der Einzige zu sein, der so dachte, denn die Männer und Frauen vor ihm brachen in Jubel aus.
»Krieg!«, riefen viele und: »Tod den Trollen!« Doch nach und nach setzte sich ein anderer Ruf durch, wurde von Mund zu Mund weitergegeben, pflanzte sich von Reihe zu Reihe fort, bis schließlich alle Soldaten wie aus einem Mund skandierten: »Sziglos! Sziglos! Sziglos!«
Der Mann an der Spitze betrachtete mit regloser Miene sein Werk. Endlich nickte er den Versammelten noch einmal kurz zu und verschwand dann durch eine schmale Seitentür im Inneren der Burg. Die Gerüsteten im Hof zerstreuten sich allmählich.
Die Furcht vor den Trollen hatte unter den Masriden beinahe schon mystische Züge angenommen. Während die Wlachaken die großen Wesen zumeist als gefährlich, aber letztendlich doch als einfache Kreaturen betrachteten, waren sie für die Masriden Dunkelgeister, die einer älteren Zeit entstammten. Einer Zeit, als Wlachkis noch gänzlich ungeformt gewesen war und die Wlachaken sich nächtens in ihren Lehmhütten zusammengekauert hatten, wenn draußen die finstersten Monstren umhergingen. Natürlich waren die Trolle auch für den Albus Sunaş von Bedeutung; Wesen, die das Göttliche Licht nicht ertragen konnten und sich in dunklen Spalten der Erde verbargen. Und dass die Trolle bereits zweimal verheerend in Schlachten wider die Masriden gewirkt hatten, erhöhte ihr Ansehen bei diesen nicht. Dennoch waren Sziglos’ Worte unwahr, denn die Trolle hielten sich an die Abkommen und lebten weit unter der Welt der Menschen.
Ich hätte mir denken können, wer er ist. In der Tat, ein würdiger Nachfahr des Zorpad Dîmminu. Ob für Natiole und seine Begleiter Gefahr besteht? Aber wenn die Masriden den Prinzen gefangen genommen hätten, dann hätte
Sziglos sicher nicht gezögert, mit einem solchen Fang zu prahlen.
Ich würde zu gern den anderen Thronanwärtern begegnen, um herauszufinden, wie sie zu diesem Kriegszug stehen. In jedem Fall sind das alles Neuigkeiten, die den Voivoden sehr interessieren dürften. Ich sollte meinen Aufenthalt in Turduj so kurz wie möglich halten.
Aber zuerst wollte er erledigen, wofür er den Burgberg ursprünglich erklommen hatte. Der Tempel des Albus Sunaş war kaum zu übersehen. Seine Kuppel ragte hoch in den Himmel, auch wenn die Kapelle selbst klein war, da hier nur die Andachten für die Fürsten und ihre Familien abgehalten wurden. Dafür war das Innere des Tempels umso kostbarer geschmückt. Funkelnde Edelsteine warfen das Licht zurück, das von der Decke her einfiel, und der Boden war mit goldenen Mosaiken ausgelegt. Kostbare Teppiche, die Szenen aus dem Leben heiliger Männer und Frauen zeigten, die ganz im Dienst des Göttlichen Lichtes gestanden hatten, bedeckten die Wände.
In der Mitte des runden Raumes lag der Leichnam Tamár Békésars aufgebahrt. Cornel dachte an Výclas’ Worte, dass der Einbalsamierer gut gearbeitet hatte, und er musste ihm recht geben, denn der Raum roch nur schwach nach den Kräutern, die in kleinen Metallschalen verbrannt wurden, nicht aber nach dem Toten.
Man hatte dem Marczeg seine Rüstung angelassen, die bei seinem letzten Gefecht übel in Mitleidenschaft gezogen worden war, wie Cornel feststellte, als er näher trat, um den Toten zu betrachten. Sein Kriegshammer lag in seinen gefalteten Händen auf seiner Brust.
Sein Gesicht war von einer wächsernen Totenmaske bedeckt, wie es üblich war. Die strengen Züge Tamárs sahen dadurch beinahe friedlich aus. Cornel hatten den Marczeg zu Lebzeiten nur selten getroffen, aber er wusste, dass dieser einige schwere Entscheidungen getroffen hatte, die es
ihm nicht immer leicht gemacht hatten, das Čireva und das Valedoara im Süden zu regieren. Tamár hatte bei seinem Volk als ein unnachgiebiger, harter Herrscher gegolten. Aber er hatte den Masriden auch zwanzig Jahre des
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