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Der Zorn der Trolle - Hardebusch, C: Zorn der Trolle

Titel: Der Zorn der Trolle - Hardebusch, C: Zorn der Trolle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christoph Hardebusch
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dem seiner beiden Onkel sehr ähnlich, nach allem, was über ihn zu hören ist.«
    Dann Gnade das Licht dem Land Wlachkis, dachte Cornel. Sowohl Zorpad als auch Gyula waren Männer voller Jähzorn. Und Zorpad ein Kriegstreiber und Schlächter.
    »Tiradar Békésar und Vikolyi Arkós erheben auch Anspruch auf den Titel und das Land. Beide sind ebenfalls Vettern des verstorbenen Marczegs, und manch einer sagt, sie wären bessere Anwärter auf seinen Thron, da sie vielleicht eher in Tamárs Sinne regieren würden und Nachsicht gegenüber den schmutzigen Wlachaken zeigten.
    Sollte Sziglos sich als Herrscher durchsetzen, wird es Krieg geben, so viel ist sicher. Schon jetzt holt er jeden, der Waffen tragen kann, hier zu sich nach Turduj.«
    »In Wlachkis munkelt man, dass Marczeg Tamár Békésar noch eine leibliche Tochter hat«, warf Cornel vorsichtig ein.
    »Pah!« Sein Gegenüber sah aus, als ob er ausspeien wollte. »Eine Tochter, gezeugt mit einer wlachkischen Hure! Das Mädchen kann niemals den Thron erben. Wenn Sziglos erst Marczeg ist, wird er den Wlachaken wieder zeigen, wo ihr Platz ist.«
    Das wird der Voivode aber anders sehen, Bruder, grübelte Cornel. Ob die Masriden es sich nicht zu einfach vorstellen, einen hitzköpfigen Heerführer an ihre Spitze zu stellen, der dann Wlachkis rasch angreifen und besiegen soll? Šten cal Dabrân ist kein Dummkopf, und es könnte sein, dass ein
neuer Marczeg eine blutige Überraschung erlebt, wenn er Hals über Kopf gegen Teremi zieht.
    Laut sagte er jedoch bloß: »Befindet sich der Körper des Marczegs noch im hiesigen Tempel? Ich würde ihm gern die letzte Ehre erweisen.«
    »Ja, oben auf der Burg, wie es Sitte ist. Sie können ihn nicht verbrennen, nicht, bevor nicht der neue Herrscher seine Waffe aus den Händen des Toten empfangen hat. Aber im Vertrauen, Bruder: Der Einbalsamierer hat ganze Arbeit leisten müssen. Der Marczeg war kein schöner Anblick, als seine Gefolgsleute ihn hierherbrachten.«
    Cornel neigte den Kopf. »Kann ich heute Nacht hier im Tempel unterkommen?«, fragte er.
    »Gewiss, Bruder. Für einen der unseren ist hier immer Platz.« Er sprach das Wort unseren mit einer so auffälligen Betonung aus, dass Cornel sofort klar war, dass er ihn vielleicht für alles Mögliche hielt, jedoch nicht für ein vollwertiges Ordensmitglied.
    »Ich danke dir«, entgegnete er schlicht. »Dann werde ich jetzt zur Burg gehen.«
    Die Nachmittagssonne brannte heiß auf die Straßen hinunter, die sich unterdessen mit noch mehr Menschen gefüllt hatten. Oder zumindest kam es dem Sonnenpriester so vor. Ich hätte den jungen Gecken fragen sollen, ob der Albus Sunaş in Ardoly überall dasselbe denkt wie er , schoss es Cornel durch den Kopf. Wobei er vermutete, dass er darauf ohnehin keine befriedigende Antwort erhalten hätte.
    Der Schweiß stand ihm auf der Stirn, als er endlich den Burgberg erklommen hatte. Zahlreiche Wimpel und Wappen schmückten die Burgmauern. Offenbar waren die Adeligen aus ganz Ardoly hergekommen, um dem alten Marczeg das letzte Geleit zu den Flammen zu geben und Zeuge zu werden, wie ein Neuer aus ihrer Mitte zum Herrscher gekrönt wurde.

    Es war eine ungewohnte, aber durchaus angenehme Erfahrung für Cornel, dass ihn die Wache am Tor respektvoll grüßte und ihm ohne weitere Schikanen Einlass gewährte.
    »Beeilt Euch bitte, er wird gleich beginnen«, raunte ihm eine junge Frau unter dem Visier ihre Helmes hervor zu. Zunächst vermochte er ihre Worte nicht zu deuten, doch dann wurde ihm klar, was sie gemeint hatte.
    Inmitten der Burganlage hatten sich mehrere Dutzend Krieger versammelt, Männer und Frauen in den typischen schweren Panzerhemden der Masriden, mit dicken Schilden und scharfen Waffen. Vor ihnen stand ein großer, vierschrötiger Mann mittleren Alters in einer prunkvollen Rüstung, deren Intarsien im Sonnenlicht silbern und golden leuchteten. Sein Kopf war bis auf eine blonde Strähne, die ihm bis in den Nacken hing, völlig kahl geschoren.
    Mit festem Blick betrachtete er die Gerüsteten, bevor er das Wort an sie richtete.
    »Soldaten! Eine neue Ära bricht an! Lange Zeit haben wir Frieden an der Grenze gehalten, einen schmählichen Frieden, den unsere Feinde uns aufgezwungen haben. Doch jetzt mehren sich die Zeichen, dass die hündischen Wlachaken bereit sind, den Waffenstillstand zu brechen. Nicht nur, dass einige von ihnen unseren geliebten Marczeg erschlagen haben. Nein, die Feindseligkeiten nehmen kein Ende! Erst gestern erhielt

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