Der zweite Buddha
auch nicht gerade schaden. Und was ungebetene Gaste anbetrifft — wenn diese Sorte von Leuten schon vorher weiß, daß sie sofort an die Luft gesetzt werden, dann ist die Schlacht schon halb gewonnen, denke ich.«
Ich meldete Bedenken an: »Das mag stimmen, soweit es sich um Amateure handelt«, meinte ich. »Aber für einen Routinier ist das doch geradezu eine Herausforderung.«
»Na, Mrs. Cool wird schon mit ihnen fertig werden«, meinte Olney zuversichtlich. »Das ist auch der Grund, weshalb ich ihr Bild in die Zeitung bringen will. Sie sieht so ...« Er merkte es noch rechtzeitig und fing sich geschickt: »...zuverlässig aus«, beendete er den Satz.
Bertha sah ihn stirnrunzelnd an. »Brechen Sie sich bloß keine Verzierung ab«, knurrte sie. »Ich bin auch schon dahinter gekommen, daß ich nicht mehr wie eine Konfirmandin aussehe.«
»Wir haben eine Detektivagentur gesucht, in der eine Frau tätig ist«, erklärte Olney hastig. »Eine besonders tüchtige Frau. Mr. Crockett nimmt nämlich an, daß die Statuette neulich von einer Frau gestohlen worden sei. Na ja, und ein Mann kann schlecht zu einer Frau sagen: >Ach bitte, lassen Sie doch mal sehen... ich glaube, Sie haben da eine Statuette in den Ausschnitt gesteckt<, nicht wahr? Eine resolute Frau befindet sich da in einer viel günstigeren Situation.«
Olney sah Bertha Cool an und lächelte gewinnend.
»Klar«, sagte Bertha. »Ich würde sie mal eben auf den Kopf steilen und so lange schütteln, bis das Ding wieder ‘rausfällt. Mit mir kann man solche Zicken nicht machen!«
Ich versicherte Olney, daß ich den Plan für gut hielte, nickte Bertha zu und ging in mein Büro hinüber. Elsie Brand, meine Sekretärin, sah gerade die Post durch.
»Nanu? Hier stecken Sie? Wieso sind Sie denn nicht mitfotografiert worden?« erkundigte ich mich.
»Es hat mich ja niemand dazu aufgefordert.«
Ich betrachtete nachdenklich ihre Beine. »Schade... Sie wären viel geeigneter gewesen als die Kollegin aus der Buchhaltung.«
Erst lief Elsie ein bißchen rot an; dann lachte sie und erklärte leichthin: »Ach, die Buchhalterin hatte doch gerade Dienst in der Anmeldung, verstehen Sie? Und als sie merkte, daß der Fotograf wirklich ein Fotograf ist, da war sie halt recht nett und... eh... entgegenkommend. So kam das. Außerdem — ich glaube nicht, daß meine Beine da irgend etwas gerettet hätten.«
»Gerettet? Kaum. Wem die Beine der Büchhaltungsdame besser gefallen, der ist nicht mehr zu retten«, behauptete ich.
Daraufhin schob sie mir taktvoll die Post herüber und sagte in streng dienstlichem Ton: »Da ist ein Brief dabei, der muß gleich beantwortet werden, Donald.«
2
Am nächsten Tag sah ich dann Bertha Cool in den Abendzeitungen wieder. Das Bild war gut placiert und konnte kaum übersehen werden. Das lag zwar in erster Linie an den Beinen der Buchhalterin, aber immerhin bildete der Zweizentnerkartoffelsack Bertha mit Bulldoggenkinn und Glitzäuglein einen bemerkenswerten Kontrast. In diesem Foto lag für jeden auch nur einigermaßen phantasiebegabten Redakteur schon eine ganze Story drin.
Die Schlagzeile lautete: DEAN CROCKETT DER ZWEITE ERKLÄRT UNGEBETENEN GÄSTEN DEN KRIEG. In dem Artikel selbst war dann zunächst einmal ausgiebig von Crockett die Rede, von Reisen und Expeditionen, von allen möglichen Abenteuern, Großwildjagden sowie von seinen beiden früheren Ehen. Auch ein Bild seiner jetzigen Frau — Kulleraugen, blonde Locken und viel Stromlinie — war zur Auflockerung des Textes beigegeben. Ein anderes Bild zeigte eine Teilansicht der Crockettschen Atelierwohnung, über die im Zusammenhang mit dem Diebstahl während der letzten Party ausführlich berichtet wurde. Auch die Tatsache wurde erwähnt, daß Crockett in der letzten Zeit durch Andenkenjäger einige kleinere Stücke aus seiner Sammlung verloren hatte; von dem Diebstahl der Buddha-Statuette war natürlich auch die Rede.
Die bevorstehende Party, hieß es in dem Artikel weiter, solle nun von der bekannten Detektei Cool & Lam diskret überwacht werden. Bertha Cool, die Seniorpartnerin dieses Unternehmens, werde sich persönlich der Sache annehmen; und wehe jedem ungebetenen Gast, der versuchen sollte, in die Crockettschen Räume einzudringen — oder gar sich mit irgendwelchen wertvollen Gegenständen aus der Sammlung des Hausherrn hinauszustehlen.
Weiter hieß es dann, Melvin Otis Olney, Crocketts erster Sekretär, Manager und Public-Relations-Experte, habe die Liste der Gäste
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