Der zweite Buddha
entgegen. Man merkte ihm an, daß er den Ehrgeiz hatte, immer sonnenverbrannt auszusehen. Bei gutem Wetter setzte er sich in die Sonne, bei schlechtem unter die Quarzlampe. Jedenfalls sah er stets so aus, als sei er eben von der See oder aus den Bergen gekommen. Wenn er ein Lokal betrat, drehten sich alle Leute nach ihm um, und gerade das wollte er erreichen.
»Also Sie sind der Partner von Mrs. Cool«, begrüßte er mich. Er drückte mir die Hand so fest, daß ich glaubte, meine Fingerknochen krachen zu hören. Meinem Gefühl nach mußten sie alle gebrochen sein.
»Sehr erfreut«, sagte ich trotzdem.
»Also das ist eine Mordsschweinerei«, erklärte er.
»Ja, was ist denn überhaupt passiert?« Soweit ich mich erinnern konnte, stellte ich diese Frage zum vierten Mal.
»Irgend jemand hat den Jade-Buddha gestohlen, den zweiten... und dazu ein kostbares Pygmäen-Blasrohr — wer weiß, was sonst noch fehlt. Und das direkt vor der Nase Ihrer Partnerin... Ich weiß ja nun nicht, wieviel Erfahrung Sie beide in solchen Dingen haben, aber das hier ist ganz offensichtlich einer der ältesten Tricks in der Branche... Irgendeiner muß dem Fahrstuhlführer seine Einladungskarte vorgezeigt haben, ist ‘raufgefahren und hat die Karte dann wieder ‘runtergeschickt zu einem Komplicen. Na, und der hat sie dann einfach zum zweitenmal benutzt und ist quietschvergnügt an Mrs. Cool vorbeimarschiert... sie hat offenbar versäumt, die Namen der Gäste auf der Liste abzuhaken. — Ich werde jetzt wohl eine Bestandsaufnahme machen lassen müssen, um festzustellen, was alles fehlt; bisher weiß ich nur, daß das Blasrohr und der Buddha verschwunden sind, das Pendant zu dem, der beim letztenmal gestohlen wurde. Langsam kommt es mir ja so vor, als ob ich ebensogut all die kostbaren Stücke aus meiner Sammlung wie Konfetti zum Fenster hinauswerfen könnte! Ich war von dem Diebstahl neulich schon nicht gerade begeistert... Aber diesmal bezahle ich extra für die Bewachung, tue noch ein übriges und sorge für Publicity... Ich trau’ mich ja nicht einmal, die Polizei zu benachrichtigen! Wenn das in die Zeitung kommt — welche Blamage!«
Eine attraktive Blondine trat zu uns. Sie war eine extravagante Erscheinung mit ausgezeichneten Umgangsformen.
»Weißt du, Dean«, meinte sie taktvoll, »eigentlich können die beiden doch nichts dafür... Sie sind wirklich nicht schuld daran.«
»Aber das ist doch Unsinn!« rief Crockett. »Nicht schuld! Habe ich vielleicht schuld? Schließlich hab’ ich sie doch dafür bezahlt, daß sie aufpassen, oder? Ich habe diese Frau an den Eingang gestellt, damit sie die Einladungskarten kontrolliert. Und jetzt stellt sich heraus, daß sie das Nächstliegende vergessen hat: sie hat die Namen auf der Liste nicht abgehakt!«
»Ich hab’ aber nachgesehen, ob die Einladungen von Ihnen unterschrieben waren«, verteidigte sich Bertha. »Ihre Unterschrift hat mir genügt.«
»Schön, die Unterschrift war drauf«, kritisierte Crockett, »aber wie oft haben Sie zum Beispiel >Karlchen Müller< tatsächlich ‘reingelassen - was meinen Sie? Es war doch einfach genug für jemand, der es darauf abgesehen hatte, ‘raufzukommen, seine Karte vorzuzeigen und sie dann wieder ‘runterzuschicken zu einem Komplicen; der konnte dann ganz offiziell ‘reinkommen — als >Karlchen Müller<.«
»Sie meinen, der Betreffende hat die Einladung selbst hinuntergebracht?« fragte ich.
Er sah mich vernichtend an. »Natürlich nicht! Er hat sie durch einen Lieferanten geschickt oder durch einen Kellner — was weiß ich! Das passiert doch immer wieder: Jemand drückt dem Kellner zehn Dollar in die Hand, und der Kellner, der ja ohnehin dauernd ‘raus- und ‘reinlaufen muß, schiebt draußen einem anderen die Karte zu — jemandem, der mit irgendeinen) Erkennungszeichen darauf wartet, vielleicht mit einer Zigarette im Mund, die nicht brennt, oder etwas Ähnlichem.«
Ich blickte zu Bertha hinüber. Sie war rot im Gesicht, man sah ihr den Ärger deutlich an. »Na ja«, rief sie, »es kann schon sein, daß mir ein falscher Fuffziger durch die Finger gerutscht ist auf diese Art; aber das sage ich Ihnen: Mit einem Blasrohr ist keiner an mir vorbeigekommen — da können Sie aber Gift drauf nehmen!«
»Ach, Dean, ich bin sicher, du wirst das Blasrohr schon noch irgendwo finden«, meinte die Blondine. »Gewiß hast du es nur verlegt. Das kann doch niemand mitgenommen haben, Liebling.«
»Meine Frau«, erklärte Crockett kurz anstatt
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